Der Alte Markt war vor Corona so etwas wie Dortmunds größter Biergarten. Bald könnte Außengastronomie hier und in der ganzen Stadt wieder möglich sein. Ab wann und wie? Diese Fragen beschäftigen die Gastronomen gerade sehr.

© Hans Blossey (Archivbild)

Außengastronomie bald erlaubt: Dortmunder Gastronom ordert das Bier

rnCorona-Pandemie

Nach fast sieben Monaten im Lockdown dürfen Dortmunds Gastronomen wohl bald zumindest draußen wieder öffnen. Die Vorbereitungen laufen - allerdings nicht überall mit der gleichen Begeisterung.

Dortmund

, 19.05.2021, 18:30 Uhr / Lesedauer: 4 min

Wenn die 7-Tage-Inzidenz in Dortmund stabil unter 100 bleibt, kann die „Bundesnotbremse“ gelockert werden. Dortmunds Gastronomen beobachten die Entwicklung genau und können sich jetzt ausrechnen, wann das Infektionsschutzgesetz ihnen zumindest die Öffnung der Außengastronomie wieder erlaubt.

„Ich warte auf den Vertreter der Brauerei und will gleich einige Bierfässer bestellen - bevor dann vielleicht alle auf einmal kommen“, sagt „Bubi“ Leuthold, der Inhaber des Restaurants Tante Amanda in Westerfilde am Dienstagmorgen. Zu seinem Restaurant gehört eine große Außenterrasse mit knapp 100 Plätzen und ein Biergarten mit 200 Plätzen - jeweils bei Abständen von 1,50 Meter bis 2 Meter.

Nachdem am Dienstag (19.5.) die Inzidenz in Dortmund erstmals wieder unter 100 lag, muss sie da nun an fünf aufeinander folgenden Werktagen bleiben. Ist dies der Fall, dann tritt am übernächsten Tag die „Bundesnotbremse“ außer Kraft. Wegen des Pfingstwochenendes wäre der fünfte Werktag am Dienstag. Am Donnerstag (27.5.) könnte dann die Außengastronomie unter Auflagen (z. B. Abstand, Testnachweis) starten.

Mit kleiner Karte geht es erstmal an den Start

„Und darauf bereiten wir uns jetzt vor. Wir machen sofort auf und fangen erstmal mit einer kleinen Karte an“, sagt „Bubi“ Leuthold. Im Moment hat er zwar keinen Tropfen Bier im Haus, geht aber davon aus, dass eine Lieferung rechtzeitig möglich sein wird. „Das Bier, das ich hatte“, sagt er, „ist natürlich seit November alles abgelaufen.“

Auch im Biergarten von „Tante Amanda“ in Westerfilde sollen die Gäste bald wieder Platz nehmen dürfen.

Auch im Biergarten von „Tante Amanda“ in Westerfilde sollen die Gäste bald wieder Platz nehmen dürfen. © (A) Stephan Schuetze

Im Dortmunder Hafen guckt Oliver Buschmann, der dort das Eventschiff und den Beachclub „Herr Walter“ betreibt, mehr gen Himmel als auf die Inzidenzwerte. „Wir gucken nach dem Wetter. Wir brauchen schon 20 Grad und Sonne, sonst lohnt es sich nicht“, sagt er.

Jetzt lesen

Unter Einhaltung des nötigen Abstands kann auch er „locker 200 Plätze“ anbieten und hat durchaus Respekt vor dem organisatorischen Aufwand bei der Einlasskontrolle. Rein darf ja nur, wer komplett geimpft, genesen oder negativ getestet ist. „Das wird interessant, wie das zu überprüfen ist und wieviel Personal wir dafür brauchen. Aber, das kriegen wir hin“, sagt Oliver Buschmann und macht sich auch um den Bier- und Getränkevorrat „überhaupt keine Sorgen“.

Herr Walter: „Ab 30. Mai kann man mit uns rechnen“

Fraglich ist eher, wann „Herr Walter“ öffnen wird. Direkt am 27. Mai wohl noch nicht. „Die Wettervorhersage sieht eher so aus, dass es ab Sonntag, 30. Mai, schön wird“, so Oliver Buschmann. „Ich sag mal: Ab da kann man mit uns rechnen. Wir brauchen einfach schönes Wetter, wir sind ja nicht am Alten Markt.“

Auch Dortmunds Stadtstrand „Herr Walter“ im Hafen könnte theoretisch nächste Woche wieder öffnen. Betreiber Oliver Buschmann hat es angesichts der Wetterlage jedoch nicht so eilig. „Wir brauchen 20 Grad und Sonne damit es sich lohnt“, sagt er.

Auch Dortmunds Stadtstrand „Herr Walter“ im Hafen könnte theoretisch nächste Woche wieder öffnen. Betreiber Oliver Buschmann hat es angesichts der Wetterlage jedoch nicht so eilig. „Wir brauchen 20 Grad und Sonne damit es sich lohnt“, sagt er. © Archiv

Am Alten Markt in der City sitzen Jörg Kemper, der Betriebsleiter vom Brauhaus Wenkers am Markt, und Detlef Beckmann, der Geschäftsführer vom Restaurant und Café Maximilian. Und selbst die beiden müssen mit ihren Teams und spitzem Bleistift durchrechnen, ob sich die Außengastronomie betriebswirtschaftlich überhaupt lohnt.

„Wir müssen ja regelkonform arbeiten“, sagt Jörg Kemper, „und müssen die Terrasse draußen auf dem Alten Markt einfrieden, um den Zugang kontrollieren zu können. Außerdem müssen die Abstände gewährleistet werden. Insgesamt können wir dann wohl rund 40 Sitzplätze anbieten.“

Maximilian scheut keine Kosten und öffnet

Für Detlef Beckmann ist noch völlig offen, wie er den Zugang der Gäste auf dem Alten Markt regeln kann und soll. „Es gibt noch keine Ausführungsbestimmungen dazu. Von der Stadt Dortmund gibt es dazu noch kein Statement. Wir arbeiten mit der Luca-App zur Kontaktnachverfolgung, aber ich weiß nicht, ob auch das Gesundheitsamt da aufgeschaltet ist“, sagt Detlef Beckmann.

Jetzt lesen

Er möchte das Maximilian auf jeden Fall am Freitag, 28. Mai, öffnen. „Wenn es regnet, macht es keinen Sinn und es kostet uns nur Geld. Aber, wir möchten uns zeigen und in der Stadt deutlich machen, dass es wieder losgeht“, so Beckmann.

Wenkers am Markt wird dagegen nächste Woche nicht starten. Auch, weil die Wetterlage unsicher bleiben soll. „Wir stellen zwar Schirme auf, aber bei einem Schauer muss es auch die Möglichkeit geben, nach drinnen auszuweichen. Das ist aber dann ja nicht möglich“, sagt Jörg Kemper und meint mit Blick auf die Wetteraussichten: „Wir werden wohl nicht vor dem 31. Mai öffnen.“

Dehoga NRW beobachtet „ausgeprägte Zurückhaltung“

Die Überlegungen, die er und Detlef Beckmann anstellen, stellen in diesen Tagen viele Gastronomen nicht nur in Dortmund an. „Wir beobachten landesweit eine ausgeprägte Zurückhaltung in der Gastronomie. Außengastronomie ist selbst bei gutem Wetter für viele Gastronomiebetriebe nicht ausreichend“, sagt Thorsten Hellwig, der Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) NRW.

„Mit weniger Flächen und bei schlechtem Wetter ist Außengastronomie nur ein Schrittchen und kein Schritt nach vorne. Wir fordern daher, auch innen die Gastronomie bei einer Inzidenz unter 100 zu öffnen. Mit den AHA-Regeln, mit Luftreinigern und dem Zutritt nur für Geimpfte, Genesene oder Getestete bieten wir so viel Sicherheit wie noch nie in unseren Betrieben“, so Thorsten Hellwig.

Der Dortmunder Gastronom Detlef Lotte betreibt das Bistro „Schönes Leben“ im Kreuzviertel und auch das Restaurant Dieckmanns in Syburg. „Angesichts der Wetterlage werden wir erstmal verhalten ans Netz gehen und nur mit einer kleinen Karte anfangen“, sagt er.

Detlef Lotte betreibt das Bistro „Schönes Leben“ im Kreuzviertel und auch das Restaurant Dieckmanns in Syburg. „Angesichts der Wetterlage werden wir erstmal verhalten ans Netz gehen und nur mit einer kleinen Karte anfangen“, sagt er. © (A) Schaper

Im Kreuzviertel hat sich das Bistro „Schönes Leben“ schon seit einigen Wochen erstmal von jeglicher Innengastronomie verabschiedet und ist zurzeit ein reines Corona-Testzentrum. Am 27. Mai würde daraus jedoch sofort ein Testzentrum mit angeschlossener Außengastronomie. „Da wir innen ja nicht öffnen dürfen, wird dort das Testzentrum bleiben. Die Gäste können sich dann dort testen lassen und anschließend draußen Platz nehmen“, sagt Betreiber Detlef Lotte.

Jetzt lesen

Sein Geschäftsführer Ulrich Daseking erklärt, dass das in der Tat keiner betriebswirtschaftlichen Logik folgt: „In der Außengastronomie sind wir immer abhängig vom Wetter. Und draußen haben wir nur 30 Plätze. Die reichen nur für einen kleinen Umsatz. Aber, wir wollen einfach wieder da sein.“

Dieckmanns geht zunächst „verhalten ans Netz“

Letzteres gilt auch für das Restaurant Dieckmanns in Syburg, für das beide ebenfalls verantwortlich zeichnen. „Angesichts der Wetterlage werden wir auch da verhalten ans Netz gehen und zunächst dann nur eine kleine Karte anbieten“, sagt Detlef Lotte. Man fliege sozusagen auf Sicht und werde dann auf die Nachfrage reagieren.

Dass schon über Pfingsten nur wenige Meter entfernt von seinem Dieckmanns an der Wittbräucker Straße in Herdecke die Außengastronomie geöffnet sein wird, macht Detlef Lotte nicht neidisch. „Das ist unglücklich, aber ich wüsste auch keine bessere Regelung. Mit so einem Grundstück an der Stadtgrenze ist man entweder Gewinner oder Verlierer“, sagt er.