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Dortmunds Ärzte haben viel zu tun – Corona bringt neues Phänomen mit sich
Medizinische Versorgung
Zu Beginn der Pandemie sind viele Behandlungen verschoben worden. Viele hatten Angst, sich in Praxen und Kliniken zu infizieren. Sogar Notfall-Patienten blieben weg. Wie sieht es jetzt aus?
Zuhause bleiben – das war vor allem zu Beginn der Corona-Pandemie das wichtigste (und dringend empfohlene) Mittel gegen die Ausbreitung des Virus.
Das betraf auch Ärzte und Krankenhäuser: Nicht dringend notwendige Behandlungen wurden verschoben, ganze Krankenhausstationen wurden freigehalten. Und viele Patienten gingen aus der Sorge vor einer Ansteckung nicht zum Arzt.
„Als Hausärzte sind wir im Vollgas-Modus“, sagt Lars Rettstadt jetzt (7.7.). Rettstadt ist Allgemeinmediziner und Delegiertensprecher des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe.
In seiner Praxis in Scharnhorst laufe wieder der volle Betrieb. Mehr noch – man sei schon voll dabei, alles nachzuarbeiten, was wegen der Corona-Pandemie aufgeschoben wurde.
Besuchsverbote führen noch zu verschobenen Operationen
Wenn seine Patienten derzeit Operationen in den Kliniken verschieben, habe das weniger mit der Angst vor einer Ansteckung zu tun.
Der Grund sei dann eher, dass sie momentan weiterhin keine Besuche empfangen dürfen: Das Besuchsverbot in den Dortmunder Krankenhäusern besteht noch weiter.
Doch abgesehen davon geht es in Dortmunds Krankenhäusern immer weiter Richtung Normalzustand. Der Betrieb ist wieder hochgefahren, und auch die Patienten kommen wieder vermehrt mit weniger dringenden Anliegen.
„Es gibt gefühlt keine Bedenken mehr, die Patienten kommen wieder normal“, sagt etwa Klinikums-Sprecherin Annika Haarhaus.
Haltung der Patienten normalisiert sich weitgehend
Die regulären Versorgungsangebote seien mittlerweile wieder ausgeweitet, sagt auch der Sprecher des Knappschaftskrankenhauses, Klaus-Peter Wolter.
„Wir halten aber weiter eine komplette Normalstation für die Behandlung von Covid-Patienten vor.“ Auf der Intensivstation gibt es auch weiterhin eine separierte Abteilung. Man sei jederzeit bereit, die Corona-Kapazität kurzfristig wieder hochzufahren.
„Gleichzeitig bieten wir aber inzwischen wieder unser gesamtes Leistungsspektrum für die stationäre wie die ambulante Patientenversorgung an“, sagt Wolter.
Außerdem habe man den Eindruck, „dass sich auch die Haltung von Patienten gegenüber Krankenhausaufenthalten weitgehend normalisiert.“
Experten raten, Behandlungen nicht weiter aufzuschieben
Die medizinischen Experten des Krankenhauses „raten dringend dazu, nicht aus Sorge vor der Pandemie Schmerzen, Einbußen an Lebensqualität und eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes in Kauf zu nehmen“, sagt Wolter.
Ähnliches forderte die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) in einer Pressemitteilung bereits Mitte Mai. Dort appellierte sie an Patienten, ihre Arzttermine nicht weiter hinauszuzögern.
Die Praxen seien auch ausreichend mit Schutzausrüstung ausgestattet. Mittlerweile habe man auch hier die Empfindung, dass die Leute den Appell gehört haben. Der Patienten-Zulauf nähere sich dem Normalbetrieb wieder an, heißt es seitens der KVWL jetzt auf Anfrage.
Vermehrte Anfragen für Maskenbefreiungen
Tatsächlich seien die Hygienevorschriften wie die Maskenpflicht für den Praxisalltag unproblematisch, sagt Lars Rettstadt. Allerdings gibt es mittlerweile ein anderes Phänomen.
Vermehrt kommen demnach Leute, die von der Maskenpflicht befreit werden wollen – aber ohne Attest wieder gehen müssen.
„Das sind oft psychische Gründe, warum sie befreit werden wollen“, sagt der Allgemeinmediziner. Die Patienten kommen nicht damit klar, etwas vor dem Mund zu haben, und denken, sie bekämen keine Luft.
„Ich messe dann mit einem Sauerstoffgerät nach, ob das wirklich so ist“, sagt der Arzt. Und wenn keine physische oder psychische Gefährdung vorliegt, „machen wir das nicht“, sagt er.
Baujahr 1993, gebürtig aus Hamm. Nach dem Germanistik- und Geschichtsstudium in Düsseldorf und dem Volontariat bei Lensing Media in der Stadtredaktion Dortmund gelandet. Eine gesunde Portion Neugier und die Begeisterung zum Spiel mit Worten führten zum Journalismus.
