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Corona, Grippe, Herzinfarkt? – Woran sterben die meisten Dortmunder?
Die fünf häufigsten Todesursachen
Das Coronavirus ist potenziell tödlich. Häufig wird argumentiert, dass die Grippe aber schlimmer sein soll. Stimmt das? Der Blick auf eine Statistik liefert Antworten – und Überraschungen.
Fast eine Million Deutsche sterben pro Jahr. Die Statistischen Bundes- und Landesämter führen Buch, die aktuellsten Zahlen stammen aus dem Jahr 2018. In dem Jahr starben 954.874 Deutsche. Darunter sind 7.150 Dortmunder – 3.468 Männer, 3.682 Frauen.
Erhoben werden verstorbene Menschen, die ihren Wohnsitz in Deutschland haben und für die es eine von einem Arzt ausgestellte Todesbescheinigung gibt. In denen wird auch die Todesursache genannt, die sich in der Statistik wiederfinden.
Wenn der Kopf nicht mehr mitspielt
Die Daten vom Statistischen Landesamt NRW orientieren sich am ICD-10, einem Klassifikationssystem von medizinischen Diagnosen der WHO. Der listet verschiedene Krankheiten und damit auch Todesursachen anhand von verschiedenen Kategorien auf.
531 von 7.150 Todesfällen in Dortmund haben psychische Ursachen. Dazu zählen Suchterkrankungen, Verhaltensstörungen, Depressionen, aber auch Demenz. In der Dortmunder Statistik sind nur Werte zu Suchterkrankungen aufgelistet: 38 Dortmunder, überwiegend im Alter von 50 bis 85, sind im Jahr 2018 an Alkoholismus gestorben. 30 von ihnen waren männlich.
Andere Suchtmittel wie Heroin oder Kokain kosteten 12 Dortmunder das Leben. Auch hier sind mit 8 Todesfällen die Männer in der Überzahl.
Was mit den übrigen Gestorbenen ist, kann der Statistik nicht entnommen werden. Ein großer Teil befindet sich in der Altersspanne 80 bis über 90. Das lässt vermuten, dass sie in Folge einer Demenzerkrankung gestorben sind.
Todesursache unbekannt
Im ICD-10 gibt es auch eine Kategorie, die unbekannte und ungenaue Diagnosen beschreibt – 2018 sind 562 Dortmunder ohne eine feststellbare Todesursache gestorben, überwiegend Männer.
Die Menschen könnten „plötzlich tot umgefallen“ oder einfach nicht mehr aufgewacht sein. Diagnosen oder Umstände, die auf den Tod schließen lassen, gibt es hier nicht. als Auch Fälle, in denen eine Leiche gefunden wurde und eine Ursache für den Tod nicht mehr festgestellt werden kann, zählen hierzu.
Zu der Kategorie zählt auch der plötzliche Kindstod – 2018 gab es einen Fall, ein Mädchen.
Die Grippe ist gar nicht so tödlich
Atem- und Lungenkrankheiten liegen bei den häufigsten Dortmunder Todesursachen mit 563 Todesfällen knapp über den Unbekannten. Hier fällt auf, dass die meisten Dortmunder Gestorbenen über 75 Jahre waren.
Die häufigste Erkrankungen in dieser Kategorie sind chronisch. Bronchitis und Asthma kosteten 170 Männern und 134 Frauen das Leben. Danach ist Pneumonie, also eine Lungenentzündung der häufigste Todesgrund.
Zu dieser Kategorie gehört auch eine Krankheit, bei der besonders Verschwörungsideologen und Corona-Leugner aufhorchen sollten: Die Grippe hat im ganzen Jahr 2018 zehn Menschen – zwei Männer, acht Frauen – das Leben gekostet. Sieben von ihnen waren über 75.
Schaut man auf das aktuelle Jahr in Dortmund und die Corona-Todeszahlen (neun Todesfälle laut Stadtverwaltung, Stand 29. Juni), ist das Virus mit der Folgeerkrankung Covid-19 nicht weit von der Zahl der Grippe-Toten entfernt.
Sie liegt aber auch nicht annähernd an den Werten von anderen Todesursachen.
An Tumor-Bildungen im Körper sterben über 1800 Menschen
Krebserkrankungen und Tumore sind die zweit häufigste Todesursache in Dortmund – sage und schreibe 1.822 Menschen sind so im Jahr 2018 gestorben. Im Verhältnis sind Männer minimal häufiger von tödlichen, bösartigen Neubildungen im Körper betroffen.
Die meisten Todesfälle gab es in der Altersgruppe 75 bis 80 Jahre.
Krebs im menschlichen Atemsystem ist mit 426 Fällen die häufigste Todesursache. Besonders auffällig: 415 der 426 Toten starben an Lungenkrebs.
Krebs an Genital- und Harnorganen, also zum Beispiel Prostatakrebs, Gebärmutterhalskrebs oder Blasenkrebs, kommt danach – 303 Dortmunder starben so, nur knapp mehr Männer als Frauen. Aber: Prostatakrebs machte mit 87 Fällen im Jahr 2018 einen hohen Anteil der männlichen Krebstoten aus.
Bei den Frauen war mit 145 Gestorbenen Brustkrebs an zweitoberster Stelle.
Wenn der Körper versagt
Die meisten Dortmunder sind nach der Statistik im Jahr 2018 an Herz-Kreislauf-Krankheiten gestorben. 2.208 insgesamt, davon 1.219 Frauen. Besonders die älteren Dortmunder von 75 bis über 90 Jahren sind von tödlichen Herz-Kreislauf-Krankheiten betroffen.
Herzklappenfehler (92 Todesfälle), Bluthochdruck (207) sowie Hirninfarkte und Schlaganfälle (343) gehören dazu.
Der Großteil der Dortmunder starb an Herzinfarkten (716) und plötzlichem Herzstillstand (672). Vom Herzinfarkt waren 2018 überwiegend Männer (399 Todesfälle) betroffen. 411 Frauen starben an plötzlichen Herzstillstand.
Im bundesweiten Vergleich waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen 2018 ebenfalls die häufigste Todesursache. Mehr als ein Drittel der Deutschen sind daran gestorben.
- Die Daten stammen vom Statistischen Landesamt NRW. In der Statistik sind viele der Todesursachen bis ins Detail aufgeschlüsselt, andere dafür nur recht vage.
- Wir haben für diese Auflistung die aussagekräftigsten Zahlen ausgewählt. Dadurch kommt es zu Lücken, wenn man beispielsweise im Punkt „Krebs und Tumore“ die untergeordneten Todesursachen addiert.
- Eine vollständige Auflistung hätte den Rahmen dieses Artikels gesprengt. Die vollständigen Daten können bei der Landesdatenbank NRW abgerufen werden.
1990 im Emsland geboren und dort aufgewachsen. Zum Studium nach Dortmund gezogen. Seit 2019 bei den Ruhr Nachrichten. Findet gerade in Zeiten von Fake News intensiv recherchierten Journalismus wichtig. Schreibt am liebsten über Soziales, Politik, Musik, Menschen und ihre Geschichten.
