Sternekoch Pierre Beckerling.

© Stephan Schütze

Nach Kündigung: Dortmunder Sternekoch wird zum Praktikanten

rnPierre Beckerling

Pierre Beckerling verlässt das Dortmunder „Iuma“ - nur ein Jahr, nachdem er sich dort einen Michelin-Stern erkocht hat. Der Castroper wird jetzt erst mal zum Praktikanten - und will weit weg.

Dortmund

, 13.04.2022, 09:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Pierre Beckerling ist schon ganz schön rumgekommen in seiner noch jungen Kochkarriere: Der 35-jährige Castrop-Rauxeler kochte unter anderem bereits in Essen bei TV-Koch Nelson Müller, in einem Schloss am Wörthersee in Österreich, in einem Geheim-Gourmetrestaurant in Shanghai und auf Reisen in so manchen Küchen in Tokio, Hongkong, Bangkok, Hanoi und Seoul.

2019 verschlug es den Weltenbummler in den Dortmunder Süden, nach Kirchhörde: Er heuerte als Küchenchef im damals neuen Gourmetrestaurant „Iuma“ an - und erkochte sich 2021 mit seiner spektakulären asiatischen Crossover-Küche erstmals einen Michelin-Stern. Doch nach nur drei Jahren endet diese Erfolgsgeschichte nun. Zum 30. April hat Beckerling gekündigt.

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Wie kam es zu diesem überraschenden Schritt? „Wir waren uns nicht mehr einig“, sagt der Spitzenkoch im Gespräch mit unserer Redaktion und meint mit dem „wir“ neben sich das Inhaber-Duo des „Iuma“, Michael Dyllong (selbst Sternekoch im Hombrucher „The Stage“) und Ciro De Luca. „Unsere Visionen gehen auseinander.“

Es gebe kein böses Blut zwischen ihm und den beiden, das ist Beckerling wichtig zu betonen: „Ich bin sehr dankbar für alles, für die Chance, die ich im ‚Iuma‘ bekommen habe.“

„Wir möchten hoch hinaus, wollen viel mehr schaffen“

Doch nach Beckerlings Ansicht hat das „Iuma“ sein Potenzial ausgeschöpft. „Wir möchten hoch hinaus, wollen viel mehr schaffen“, sagt er und meint dieses Mal ein anderes „wir“: das „Sterne-Team“ aus dem Iuma, zu dem René Silva Sampaio (der Sommelier und Restaurantleiter) und Koch Roy Wilk („meine rechte Hand“, sagt Beckerling) gehören - beide haben ebenfalls gekündigt.

Für ihre Pläne hätten die räumlichen und finanziellen Mittel im „Iuma“ nicht gereicht, sagt Beckerling: Das „Iuma“ sei letzten Endes ein Nebenraum des Schwesterrestaurants „Vida“, das ebenfalls Dyllong und De Luca gehört. Die beiden Restaurants teilten sich zum Beispiel die Toiletten.

Ein eingespieltes Team in der Küche des „Iuma“: Pierre Beckerling und seine „rechte Hand“ Roy Wilk

Ein eingespieltes Team in der Küche des „Iuma“: Pierre Beckerling und seine „rechte Hand“ Roy Wilk. © Niels Hofmann

Wie es jetzt für Beckerling weitergeht, weiß er noch nicht so genau: „Ich mache erst einmal ein paar Praktika.“ Ein Sternekoch als Praktikant?

„Ich habe die Weisheit ja nicht mit Löffeln gefressen“, sagt er und lacht. Ihm schweben diverse Zwei- und Drei-Sterne-Köche vor, denen er gerne eine Zeit über die Schulter schauen würde. „Ich will neue Arbeitsweisen und Denkweisen kennenlernen“, sagt er.

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Auch sonst will der Noch-Sternekoch (Michelin-Sterne hängen an den Restaurants, nicht an den Köchen) im nächsten Jahr viel reisen - und zwar nicht nur als Tourist mit seiner Freundin, sondern auch als Koch. Bereits fest auf dem Plan stehen Istanbul und Barcelona, im Sommer könnte er sich eine Tour durch Skandinavien vorstellen - nordische Küche sei aktuell ja sehr gefragt. Und im nächsten Winter will er unbedingt nach Indonesien.

Nach diesem Sabbat-Jahr will sich Beckerling wieder mit seinen Kompagnons Silva Sampaio und Wilk zusammentun und ein neues Restaurant aufmachen - wenn möglich in Dortmund, nahe seiner Heimat Castrop-Rauxel. „Ich denke, wir werden hier eine schöne Location finden“, sagt er.

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Welche kulinarische Richtung dieses Restaurant einschlagen wird, weiß Beckerling noch nicht. Nur so viel: „Es wird auf jeden Fall anders als das ‚Iuma‘.“ Er werde aber wahrscheinlich in der asiatischen Kochwelt bleiben.

Ein großes Ziel haben Beckerling, Silva Sampaio und Wilk schon: „Wir haben uns geschworen, den zweiten Stern zu bekommen.“

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