Geschäftsführer verlässt Schwimmbadbetreiber Sportwelt vorzeitig Das sind die Hintergründe

Geschäftsführer verlässt Schwimmbadbetreiber Sportwelt vorzeitig
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Hans-Peter Gadow, Geschäftsführer der gemeinnützigen Sportwelt GmbH, dem größten Schwimmbad-Betreiber in Dortmund, verlässt das Unternehmen vorzeitig zum 1. Juli 2025. Eigentlich sollte er noch bis Oktober als Geschäftsführer arbeiten. Auf der Betriebsversammlung am 26. März wurde den Mitarbeitern die Entscheidung verkündet. Das haben mehrere Quellen und Gesellschafter der Sportwelt unserer Redaktion auf Anfrage bestätigt.

In der Belegschaft hat die Nachricht für Unruhe gesorgt. Der Schwimmbad-Betreiber befindet sich in einer schwierigen Situation, da die Gesellschafterstruktur mit drei verschiedenen Gesellschaften komplex ist und verschiedene Interessen ausgehandelt werden müssen. Die drei Gesellschafter der Sportwelt sind die DLRG, der Kreisverband der Schwimmvereine sowie der Stadtsportbund. Das führte zuletzt dazu, dass eine politische Diskussion darüber entbrannte, ob die Sportwelt in eine neue Gesellschafterstruktur in städtischer Hand überführt werden könnte.

Verdi: Unruhe bei Sportwelt-Mitarbeitern

Gewerkschaftssekretär David Staercke von Verdi Westfalen sagt zu dem vorzeitigen Aus von Gadow: „Unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sportwelt hat die Nachricht für Unruhe gesorgt, da viele nicht wissen, wie es ab Juli weitergeht.“ Der Vorsitzende des Sportwelt-Gesellschafters Stadtsportbund, Thomas Friedhoff, sagte auf Anfrage: „Hans-Peter Gadow hat seine Aufgabe vollumfänglich erfüllt.“ Deshalb könne er früher gehen.

Gadow war unter anderem angetreten, um die Buchführung der Sportwelt gGmbH aufzuräumen. In den vergangenen Jahren hatte es Streit zwischen Sportwelt-Führung und Stadt gegeben, bevor Gadow Geschäftsführer wurde. Die Stadt hatte die Buchführung kritisiert, Informationen nachgefordert und einige Ausgaben mit Unverständnis zur Kenntnis genommen.

Die Sonne geht über dem Freibad Volkspark und dem Signal-Iduna-Park in Dortmund auf.
Wer betreibt das Freibad Volkspark am BVB-Stadion in Zukunft? Die Politiker diskutieren über ein Aus für die Sportwelt. Und überlegen generell: Kann sich nicht jemand um alle Bäder in Dortmund kümmern? © Althoff

Von der Sportwelt hieß es im Gegenzug: Man könne den Betrieb mit dem Zuschuss der Stadt allein nicht mehr finanzieren, würde deswegen im Alltag auch mal aus dem eigentlich falschen Haushaltstopf buchen. Die Sportwelt gGmbH laufe auf die Insolvenz zu. Öffentliche Beschwerden gab es unter Gadow sowie seinem Vorgänger Stefan Raetsch zuletzt jedoch nicht mehr.

Wer übernimmt die Schwimmbäder?

Intern soll aber genau das immer noch Thema sein: Der Betriebskostenzuschuss der Stadt sei zu gering, um damit dauerhaft und risikofrei je vier Hallen- und Freibäder zu betreiben. „Die Bäder sind halt alt – eigentlich noch älter als alt. Man sagt, ein Hallenbad halte rund 40 Jahre – das in Brackel ist beispielsweise 60 Jahre alt“, formuliert es Stadtsportbund-Vorsitzender Friedhoff.

Verdi-Gewerkschaftssekretär Staercke fordert nun, dass die Pläne, die Sportwelt in eine neue Gesellschafterstruktur zu überführen, schnell vorangetrieben werden, damit die Mitarbeiter aus der andauernden Unruhe herauskommen: „Wir können uns gut vorstellen, dass die Sport- und Freizeitbetriebe Dortmund die Sportwelt übernehmen oder DSW21. Damit hat man zum Beispiel in Bochum sehr gute Erfahrungen gemacht, da dort die Stadtwerke die Gesellschafter sind.“

Sorgen um den Job brauche sich niemand zu machen, erklärte Thomas Friedhoff. Wer auch immer in Zukunft die Bäder in Dortmund betreibe, brauche das erfahrene Personal, das derzeit in den Bädern arbeite: „Und seit anderthalb Jahren wird schon an einer besseren Bezahlung gearbeitet“, erklärte Friedhoff. Die Sportwelt betreibt 8 der 17 Schwimmbäder in Dortmund: die vier Freibäder Volkspark am Signal Iduna Park, Hardenberg in Deusen, Froschloch in Hombruch sowie Wellinghofen – plus die vier Hallenbäder in Lütgendortmund, Mengede, Hombruch und Brackel.

Dortmund: Zerstückelte Bäderlandschaft

Die Stadt selbst kümmert sich über einen Eigenbetrieb nur um das Südbad an der Ruhrallee, um das Nordbad am Dietrich-Keuning-Haus, ab 2026 wohl auch um das Freibad Stockheide am Hoeschpark, das bis dahin grundsaniert wird. Für den Betrieb der Hallenbäder in Eving, Hörde, Scharnhorst und Aplerbeck sowie des Freibads in Derne sind Schwimmvereine zuständig. Um den Betrieb des Solebads mit Außenbecken und des benachbarten Hallenbads in Wischlingen kümmert sich der dortige Revierpark.

Eine Frau springt im Freibad in Dortmund Deusen in das Becken.
Eine Frau springt im Freibad in Dortmund Deusen in das Becken. © Stephan Schuetze

Eine solch zerstückelte Bäderlandschaft gilt als einzigartig unter den Großstädten in NRW. Eigentümerin aller Bäder in Dortmund ist indes die Stadt – mit Ausnahme des Hallenbads in Hörde, das der dortige Schwimmverein SSC in den 00er-Jahren komplett übernommen hatte. Für alle anderen Bäder gilt: Bei größeren Schäden zahlt die Stadt. Sportwelt, Vereine und Revierpark halten hingegen den Alltag in den Bädern aufrecht und erhalten dafür Betriebskostenzuschüsse von der Stadt.