Seit langem ist klar: Das knapp 100 Jahre alte Freibad Hardenberg ist mehr als in die Jahre gekommen. Der Betreiber, die Sportwelt, hat die Stadt schon im Jahr 2020 auf Schäden hingewiesen. Immer nach Ende der Frostperiode gebe es Probleme mit den Fliesen am inneren Beckenrand.
Zunächst hat es aber wohl ausgereicht, defekte Fliesen zu erneuern. Doch in diesem Jahr langten die provisorischen Reparaturen nicht mehr. Schon Anfang Februar sickerte durch, es gebe so starke Schäden, dass die Saison in Gefahr sei.
Im April bestätigten sich diese Befürchtungen: Die Sportwelt teilte mit, dass das Bad in Deusen 2024 geschlossen bleiben müsse. Es seien nicht nur viele Fliesen herausgebrochen, vielmehr sei mittlerweile so viel Wasser in den Betonuntergrund eingedrungen, dass die Tragfähigkeit nicht mehr gegeben sei. Einsturzgefahr nicht ausgeschlossen.
Eine Sicherheit der Badegäste könne nicht garantiert werden, hieß es. Die komplette Saison fiel ins Wasser – damit blieb auch das berüchtigte Verkehrschaos, unter dem die Wohnsiedlung rund um das Freibad jedes Jahr ächzt, aus. Es fiel aber auch eine Freizeitmöglichkeit für viele Dortmunder im Sommer weg. An Spitzentagen kommen bis zu 7000 Besucher, die sich nun anders verteilen mussten. Wohl auch dadurch wurde es am Freibad im Revierpark teils so voll, dass es am frühen Mittag keine Tickets mehr zu kaufen gab.

Der Sportwelt als Betreiberin des Freibads in Deusen war von Anfang an klar: Die Reparaturen würden umfangreich und wären ohne Zuschüsse der Stadt nicht finanzierbar. Genau in die Karten gucken lassen, wollte sich der Betreiber nicht. Eine Anfrage, ob uns die genauen Schäden vor Ort gezeigt werden könnten, wurde abgelehnt.
Man gab sich aber zunächst optimistisch, wollte nach der genauen Analyse der Schäden sofort den nötigen Auftrag ausschreiben, vergeben und mehr noch: Der Sommer und Herbst sollte möglichst schon für Reparaturen genutzt werden, erklärte Sportwelt-Sprecherin Sonja Schöber im April noch. Im Sommer allerdings war nicht mal der Schaden abschließend begutachtet. Antworten auf unsere Fragen fielen noch schmallippiger aus.
Jahrelanger Zoff
Mittlerweile möchte sich die Sportwelt gar nicht mehr zum Stand der Dinge äußern. Auf unsere Fragen schrieb Schöber: „Leider geben wir aktuell keine weiteren Informationen.“ Die Sprecherin verwies an die Sport- und Freizeitbetriebe (SFB) der Stadt.
Diese sind Eigentümer von Dortmunds größtem Freibad und mit diesen liegt der privat organisierte Betreiber Sportwelt seit Jahren im Clinch über finanzielle Unterstützung, fehlende Jahresabschlüsse, um Fragen von Zuständigkeiten und Macht. Es gibt diverse Gerichtsverfahren; 2023 wurden die damaligen Sportwelt-Chefs herausgeworfen, mit dem Stadtsportbund stieg ein neuer Gesellschafter stieg ein. Die Lage aber beruhigte sich nicht.

Erst zuletzt wurde wieder deutlich: Die Sportpolitiker der Stadt würden die ungeliebte Gesellschaft gern loswerden. Trotz millionenschwerer Betriebskostenzuschüsse pro Jahr hätten sie kaum Einfluss auf den Badbetreiber. Der Investitionsstau in den Bädern sei immens. Gezerre um einen neuen, noch nicht unterschriebenen Betriebsführungsvertrag sorgt dabei für Stress. In ihm geht es auch um die Frage, wer Verkehrssicherungspflichten übernimmt, für Investitionen und Instandhaltung der Bäder zuständig ist.
Fragen, die auch unmittelbar die Probleme des Freibads in Deusen betreffen. Und so fallen die Antworten der Stadt für Badegäste ernüchternd aus. Die Sportwelt sei als Betreiberin des Bades laut „aktuellem Betriebsführungsvertrag“ in der Pflicht, in Abstimmung und mit Mitteln der SFB zu sanieren.
Die SFB hätten bereits im Januar 2024 die Sportwelt aufgefordert, ein „umfassendes Sanierungskonzept“ für Hardenberg vorzulegen. Darin enthalten sein sollten nicht nur die notwendigen Arbeiten am defekten Beckenkopf, sondern auch der „übrige Sanierungsbedarf des Freibads“. Doch: „Das von den SFB eingeforderte Sanierungskonzept für das gesamte Freibad steht bis heute aus“, sagt Stadtsprecherin Anke Widow.
Stattdessen habe die Sportwelt Ende Oktober ein Betongutachten allein für den Beckenkopf vorgelegt. Kostenvolumen: 800.000 Euro brutto. Wie es um den Sanierungsbedarf der „übrigen Anlagen“ und „technischen Einrichtungen“ stehe, sei weiterhin offen.
Stadt fordert Gesamtkonzept
Die Stadt macht klar: Auf dieser Grundlage könne nichts entschieden werden. Widow: „Diese Unvollständigkeit beinhaltet das Risiko, dass nach einer eventuellen Wiederherstellung des Beckenkopfes dennoch keine Betriebssicherheit gegeben sein könnte und eine Wiederinbetriebnahme scheitern könnte.“
So bleiben die SFB bei ihrer Forderung nach einem Gesamtkonzept, das „alle notwendigen Reparaturen und anfallenden Kosten“ enthält – plus ein Verkehrs- und Parkkonzept, damit es nicht mehr zu den Chaostagen am Freibad kommt. Erst danach sollten die politischen Gremien entscheiden.

In der Politik wird allerdings bereits daran gearbeitet, eine Alternative für die Sportwelt zu finden, mittlerweile liegen den Ratsvertretern mögliche Varianten vor. Favorit der Sportpolitiker scheint der Revierpark Wischlingen zu sein.
Wie auch immer die Querelen enden – für die kommende Saison im Freibad Hardenberg sieht es ganz düster aus: „Mit Blick auf das ausstehende Sanierungskonzept als ersten, notwendigen Schritt für die Umsetzung ganzheitlicher und sinnvoller Reparaturen wird es leider immer unwahrscheinlicher, dass das Bad in der Saison 2025 betriebssicher wieder geöffnet werden kann“, so die Stadt.