Welche Zukunft hat Dortmunds privat organisierter Badbetreiber Sportwelt gGmbH? In den Augen der Sportpolitiker jedenfalls keine: Sie möchten die Gesellschaft nach jahrelangen Querelen endlich loswerden. Der Einstieg des Stadtsportbundes, der 2023 als neuer Gesellschafter zur DLRG und dem Kreisverband Schwimmen hinzukam, hat nicht den erhofften Durchbruch gebracht. Und den gewünschten Einfluss auf den Badbetreiber haben die Politiker im Rat weiterhin nicht – und das, obwohl sich die Sportwelt in erster Linie mit städtischem Geld (Betriebskostenzuschüsse) über Wasser hält.
Überdies gibt es zurzeit Gezerre um den neuen Betriebsführungsvertrag, der nach wie vor nicht unterschrieben ist: Nach Lesart der Sportverwaltung will die Sportwelt keine Verkehrssicherungspflichten übernehmen - die Stadt soll dafür verantwortlich sein. Zudem will der Badbetreiber ausschließen, auch für Investitionen und Instandhaltungen der Anlagen in den Bädern zuständig zu sein. Obendrein soll die Sportwelt darauf pochen, einen Passus aus dem Vertrag zu streichen, der sie verpflichtet, nur „fachlich qualifiziertes Personal“ einzusetzen.
Die Sportpolitiker haben den Kaffee schon lange auf. Sie hatten die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe vor Wochen aufgefordert, denkbare Alternativen vorzulegen. Und damit die Frage zu beantworten, wer die vier Hallenbäder in Brackel, Hombruch, Lütgendortund und Mengede künftig betreiben könnte. Gleiches gilt für vier Freibäder Wellinghofen, Volkspark, Froschloch und Hardenberg, das wegen diverser Schäden gesperrt ist. Seit der jüngsten Ausschusssitzung vor wenigen Tagen liegen den Ratsvertretern nun vier mögliche Varianten vor, wie’s mit den acht Hallen- und Freibädern weitergehen könnte. Es sind zunächst Grundsatz-Überlegungen, denen noch keine Preisschilder anhaften.
Die Kosten dürften steigen
Dennoch zeichnet sich in den Reihen von SPD, Grünen und CDU eine erste, vorsichtige Tendenz ab. „Wir können uns durchaus vorstellen, dass der Revierpark Wischlingen die Bäder übernimmt“, sagt Ute Mais, Bürgermeisterin und sportpolitische Sprecherin der CDU. Eine vergleichbare Richtung schlägt die SPD ein. „Der Revierpark verfügt über das Fachwissen und das Fachpersonal, das natürlich aufgestockt werden müsste“, so SPD-Sprecher Torsten Heymann.

Ähnlich die Grünen, die schon in der Vergangenheit weitergehende Pläne mit der Revierpark Wischlingen gGmbH hatten. „Das Modell wäre für uns denkbar“, sagt Sprecherin Katrin Lögering in einer ersten Einschätzung. Wichtig sei die Übernahme des Sportwelt-Personals, sollte Wischlingen tatsächlich zum Zuge kommen. Der Revierpark agiert inzwischen ohne den RVR als Gesellschafter, er liegt nun zu 100 Prozent in Händen der Stadt. Die dortige gGmbH ist Betreiberin des Sole- und Allwetterbades und führt auch im neuen, 2023 eröffneten Sportbad die Regie.
Eine Variante, die sich offenbar auch die städtischen Sport-und Freizeitbetriebe gut vorstellen können. Es sei davon auszugehen, dass (…) gewisse Synergien greifen, die einen wirtschaftlichen Ressourceneinsatz ermöglichen und vergleichsweise geringere Belastungen (…) des städtischen Haushalts auslösen“, heißt es im Papier an die Ratsmitglieder. An zusätzlichem Personal jedoch führe kein Weg vorbei, macht die Stadt deutlich. Teurer werden dürfte es in jedem Fall: Anders als bei der Sportwelt, müssten die Beschäftigten in den Bädern nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) bezahlt werden – was mehrere hundert Euro Unterschied pro Monat ausmachen kann.
Eine ganz neue Gesellschaft?
In der Ratsfraktion Linke+ neigt man zu einer anderen Lösung, die von der Verwaltung zwar aufgeführt wird, aber wegen der zu erwartenden Kosten aus ihrer Sicht eher hinten rangiert: die direkte Rückführung der Bäder an die städtischen Sport- und Freizeitbetriebe. Auch in diesem Fall gilt: Der Personal- und Sachaufwand in den Bädern und der Verwaltung werde „zu einer Belastung des städtischen Haushalts führen“, warnen die Sport- und Freizeitbetriebe. Die frei werdenden Zuschüsse, die aktuell der Sportwelt zufließen, würden nicht reichen, die zusätzlichen Kosten wettzumachen.
Wenig Aussicht auf Erfolg dürfte auch die Variante haben, die Bäder an die „Dortmunder Sportstätten gGmbH“ zu übergeben. Die Gesellschaft, die u.a. den Olympiastützpunkt Westfalen unterhält, ist zwar eine direkte Tochter der Sport- und Freizeitbetriebe. Sie hat aber, wie die Stadt einräumt, „keinerlei Erkenntnisse und Erfahrungen im Bäderwesen“ – und müsste quasi bei Null anfangen. Eine Option, die für die Politiker eher keine Rolle spielt.

Als nächste Alternative bringt die Stadt die Gründung einer komplett neuen Bädergesellschaft ins Spiel. Einziger Gesellschafter dieser gGmbH könnten die Sport- und Freizeitbetriebe sein. Doch auch dieser Betrieb müsste erst mal aufgebaut werden. Mit allem Drum und Dran: von der Geschäftsführung über die Verwaltung bis hin zum Rechnungswesen. Das, so die Stadt, sei eher „mittel- bis langfristig“ zu schaffen.
Kämmerer Stüdemann warnt
Kämmerer Jörg Stüdemann sieht die Gedankenspiele in den Ratsfraktionen eher kritisch – und hat das im Ausschuss auch deutlich werden lassen. Sorgen bereitet ihm vor allem die Varainte einer direkte Rückführung der Bäder in die Obhut der Sport- und Freizeitbetriebe. Der Haushalt, ohnehin angeschlagen, würde mit 4,5 Millionen Euro zusätzlich belastet, warnt Stüdemann. Zudem befürchte er Auswirkungen auf die vereinsgeführten Bäder in Aplerbeck, Eving, Hörde und Hombruch. „Man sollte sich dreimal überlegen, ob man das macht“, so Stüdemann.
Auf der anderen Seite gucken die Sport- und Freizeibetriebe weit über den Tellerrand hinaus - und schließen nicht aus, ebenso einen neuen Betreiber ins Nord- und Südbad sowie ins Freibad Stockheide zu lassen. Mittel- bis langfristig biete sich an, auch die drei von der Stadt betriebenen Bäder „unter dem neuen Dach zu vereinen“, heißt es. Das könne positive wirtschaftliche Effekte haben. Die derzeitige Struktur gebe das nicht her.
Und wie geht's nun weiter? Die Sportpolitiker wollen das Papier der Verwaltung keineswegs in der Versenkung verschwinden lassen. „Wir werden uns fraktionsübergreifend zusammensetzen“, sagt SPD-Ratsvertreter Heymann. Ziel sei es, die Verwaltung in einem gemeinsamen Antrag aufzufordern, ein oder zwei Varianten genauer zu beleuchten und konkret mit Kosten zu hinterlegen. Die Variante mit dem Revierpark Wischlingen als Betreiber dürfte sicher dabei sein.