Die Hängepartie um eines der letzten Kult-Cafés in Dortmund geht weiter
Café Koehler‘s
Ende Juli könnte das Café Koehler‘s an der Wißstraße schließen. Doch unter den Gästen regt sich Widerstand. Und sogar Dortmunds Wirtschaftsförderer scheinen an dem Traditions-Café zu hängen.

Viele der Gäste des Café Koehler‘s haben sich für dessen Erhalt ausgesprochen. © Dieter Menne (Archiv)
Dortmunds Touristiker nennen das Traditions-Café Koehler’s an der Wißstraße „ein herrlicher Place to be der gehobenen Bürgerlichkeit.“ Und so sehen es auch alle Stammkunden, die sich tapfer gegen die geplante Schließung zum 31. Juli stemmen. Allen 30 Angestellten wurde vor Wochen gekündigt.
Der Pachtvertrag läuft aus
Bernd Dörre vertritt als Rechtsanwalt die Café-Betreibergesellschaft SolArgent Gastronomie, die sich nicht einigen konnte mit den beiden Eigentümerinnen des früheren Strickmann-Gebäudes über einen neuen Pachtvertrag. Der alte Vertrag läuft aus. Und auch die Wirtschaftsförderung blieb bisher erfolglos.
Laut Stadtsprecher Frank Bußmann seien Dortmunds Wirtschaftsförderer aber weiterhin im Gespräch mit der Eigentümer- als auch der Betreiberseite. Die Firmenberatung stünde potenziellen Interessen gerne zur Verfügung, heißt es.
„Führen Sie das Café doch in Eigenregie weiter“, hörte die Belegschaft von Kunden.
„Wir haben doch das Geld nicht dafür“, sagt eine langjährige Angestellte, die von ihrer Kündigung nach dem Urlaub überrascht wurde. 1600 Unterschriften für den Erhalt des Cafés – soviel Zuspruch hat wohl noch keine von Schließung bedrohte Gastronomie in Dortmund erhalten. Die Kommentare der Kunden reichen von „sehr schade“, über „Traditions-Cafés dürfen nicht sterben“ bis „wir hoffen noch“.
Das Problem hat tiefe Wurzeln
Das tun letztlich auch die Angestellten. Gelänge es, einen neuen Betreiber fürs Café Koehler‘s zu finden, könnte dies die Rettung sein. Anfang nächster Woche findet ein Gespräch zwischen den Eigentümerinnen, ihrem Rechtsanwalt Joachim Schüttgers und dem Anwalt der SolArgent Gastronomie statt. Das eigentliche Problem rund um den nicht zustande gekommenen Vertrag wurzelt wohl im Tod des Geschäftsführers und Gesellschafters von SolArgent, Dieter Borgmann.
Der vor zwei Jahren gestorbene Verleger war Inhaber mehrerer Firmen und hatte 2002 mit der Zusammenführung der beiden Traditionsunternehmen Feinkost Koehler und Café Strickmann unter dem Dach der SolArgent Gastronomie GmbH sich selbst einen Herzenswunsch erfüllt. Heute kümmert sich ein Nachlassverwalter um das Firmengeflecht. Zwei Jahre lang hatten Erben des kinderlosen Dieter Borgmann den Café-Betrieb aufrecht erhalten. Noch ist die Hängepartie nicht beendet.