Kein FH-Umzug an den Hafen Der Weg ist frei für das Digitalquartier - so sehen die Pläne aus

Weg ist frei fürs Digitalquartier: Kein FH-Umzug an die Speicherstraße
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Der 26. September ist der „Tag Null“ für die Entwicklung der nördlichen Speicherstraße in Dortmund. So drückt es DSW21-Sprecher Frank Fligge aus. Denn an diesem Tag beschließt der Rat der Stadt voraussichtlich den Bebauungsplan für die nördliche Speicherstraße. Bislang war die Sorge, dass die weitere Entwicklung dort durch ein Warten auf die Fachhochschule (FH) ins Stocken gerät. Doch inzwischen ist klar, dass die FH nicht an den Hafen ziehen wird. Damit steht der geplanten Entwicklung der Speicherstraße zu einem Digitalquartier nichts mehr im Wege.

Mit großem Interesse hat man deshalb die Absage an einen FH-Umzug bei der DSW21-Tochter d-port21 aufgenommen, die als Entwicklungsgesellschaft für die nördliche Speicherstraße fungiert.

Es habe sich als richtig erwiesen, dass man bei der Aufstellung des Bebauungsplans weiter auf das Digitalquartier gesetzt habe, stellt d-port-Geschäftsführer Dominik Serfling fest. Denn so habe man durch die zwischenzeitlichen Überlegungen, einen FH-Campus an der Speicherstraße anzusiedeln, keinen Tag verloren.

Das Luftbild zeigt die Freiflächen an der nördlichen Speicherstraße
Das Luftbild zeigt die Freiflächen an der nördlichen Speicherstraße (unten) unterhalb des Schmiedingshafens. Zu erkennen ist auch das Gerippe der alten Stahlhalle, das zur „Quartiershalle“ werden soll. © Hans Blossey

Und jetzt kann es sogar relativ zügig weitergehen. Theoretisch kann d-port unmittelbar nach dem Ratsbeschluss mit der Vermarktung der Flächen am Rande des Hafens beginnen. Und es gibt auch schon Interessenten, berichtet Serfling.

Vor allem Dortmunder Projektentwickler interessieren sich für die Entwicklung der Grundstücke am Hafen. Aber man geht auch weit über Dortmunder hinaus auf Suche nach Interessenten.

Suche nach Investoren

Bei der Immobilienmesse Exporeal Anfang Oktober in München wird man beispielsweise das Konzept für die „Quartiershalle“ im Gepäck haben, die das Herzstück der Pläne des dänischen Architekturbüros Cobe für die nördliche Speicherstraße bildet. Unter dem Stahlgerippe der alten Knauf Interfer-Halle, die mit einem Glasdach versehen wird, sollen Einbauten für neue Arbeits- und Büroflächen entstehen, dazu Gastronomie und Werkstätten, Studios, Ateliers, Seminar- und Veranstaltungsräume. Ein bunter Mix, der gut zur Nordstadt passt und das Versprechen, ein „Quartier für alle“ zu schaffen, einlösen soll. Für diese Idee sucht d-port nun einen oder mehrere Investoren.

So sieht die verwandelte Stahlhalle in der Vorstellung des dänischen Architekturbüros Cobe aus.
So sieht die verwandelte Stahlhalle in der Vorstellung des dänischen Architekturbüros Cobe aus. © Cobe

Das gilt genauso für die weiteren Flächen des 10 Hektar großen Areals an der nördlichen Speicherstraße. Der Bebauungsplan sieht hier einen Mix der verschiedenen Gebäudetypen und Nutzungen vor.

Von einem „Quartier mit dem Schwerpunkt Büro, Gewerbe, Digitalisierung, begleitet von Freizeit-, Bildungs- und Kultureinrichtungen“ ist in der Vorlage der Verwaltung die Rede. Rund 2400 Arbeitsplätze sollen hier entstehen. „Der Bebauungsplan setzt den Cobe-Plan 1:1 um“, verspricht Dominik Serfling. Und er freut sich darüber, dass das Konzept bei den Bürgerbeteiligungen auf viel Beifall gestoßen ist.

Der Rahmenplan auf Basis des Cobe-Entwurfs zeigt die unterschiedlichen Gebäudetypen mit der Stahlhalle
Der Rahmenplan auf Basis des Cobe-Entwurfs zeigt die unterschiedlichen Gebäudetypen mit der Stahlhalle (Mitte). Die Speicherstraße wird zur Mischverkehrsfläche mit mehreren Plätzen und viel Grün. Unten sind die bestehenden Kleingärten zu sehen, die erhalten bleiben. © Cobe

Cobe- und Bebauungsplan sehen eine aufgelockerte Bebauung der freien Flächen an der nördlichen Speicherstraße mit größeren Bürogebäuden am Wasser und kleinteiliger Bebauung in Richtung der vorhandenen Kleingärten vor - alles durchsetzt mit viel Grün. Vorgesehen sind aber auch zwei bis zu zehngeschossige Bürobauten. Auch der Siloturm an der Speicherstraße soll nach Auslaufen des Pachtvertrages Anfang 2026 umgestaltet und neu genutzt werden, kündigt Serfling an.

Alte Bauten bleiben erhalten

Daneben bleiben auch „Kleinode“ wie die alte Standuhr aus Zeiten der Hafenverwaltung an der Ecke zur Bülowstraße, der „Speicher 100“, der Hafenstrand mit dem Gastronomieschiff „Herr Walter“ und die alte Gebäudezeile an der Speicherstraße 41-45 erhalten, für die d-port mit der Julius Ewald Schmitt GmbH aus der Nordstadt sogar schon einen Investor gefunden hat. Dort sollen junge Unternehmen, Läden und Gastronomie einziehen.

Mit Gastronomie und Läden sollen die historischen Häuser an der Speicherstraße 41-45 belebt werden.
Mit Gastronomie und Läden sollen die historischen Häuser an der Speicherstraße 41-45 belebt werden. © Wiemann Architekten Ingenieure

Die Speicherstraße selbst wird laut Bebauungsplan weitgehend autofrei und zur Mischverkehrsfläche. Viel Grün und mehrere Plätze, die ebenfalls Raum für Gastronomie bieten könnten, sind vorgesehen. Autos sollen in zwei Parkhäusern unterkommen, die an der Nord- und Südseite entstehen.

Für das Süd-Parkhaus nach Plänen des Dortmunder Architekturbüros Scheffler Helbich (SHA) sind mit der Gebrüder Lensing Immobiliengesellschaft und der DIAG auch schon Investoren gefunden. Ihr begrünter „Mobilityspeicher“ könnte einer der ersten Hochbauten sind, die in den nächsten Jahren an der nördlichen Speicherstraße entstehen.

Eine grüne Fassade prägt das Parkhaus an der Ecke Speicherstraße/Bülowstraße. Auf dem Kopfgebäude gibt es einen Dachgarten.
Eine grüne Fassade prägt das Parkhaus an der Ecke Speicherstraße/Bülowstraße. Auf dem Kopfgebäude gibt es einen Dachgarten. © SHA

Begonnen werden soll im kommenden Jahr auf jeden Fall mit dem Bau von Erschließungsstraßen etwa zur „Quartiershalle“. Spätestens 2027 dürfte die nördliche Speicherstraße dann zur Großbaustelle werden. Dann könnten die ersten Gebäude entstehen und das Digitalquartier Formen annehmen.

All das soll nach der Verabschiedung des Bebauungsplans durch den Rat nun zügig in die Wege geleitet werden. „Wir wollen keine Zeit vergeuden, sondern anfangen“, kündigt Dominik Serfling an. Man wolle sich aber auch nicht treiben lassen. Denn am Ende soll vor allem auch die Qualität - inhaltlich wie baulich - eine große Rolle spielen, verspricht der d-port-Geschäftsführer. „Architektur- und Nutzungskonzept müssen stimmen.“