Aus für die FH am Hafen Nach Smart Rhino - Pläne für Neubau ein weiteres Mal gescheitert

Aus für die Fachhochschule am Hafen: Nebaupläne erneut gescheitert
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Noch im April 2024 war von einem „Meilenstein“ die Rede. In einer Pressemitteilung ließ FH-Rektorin Tamara Appel verlautbaren, man habe „ein Kernelement“ des Hochschul-Entwicklungsplan (HSEP) erarbeitet. In dem würden „Ziele und Visionen unserer FH beschrieben und auch die Flächenberechnung nach Kennwertverfahren und eine Flächenbilanz vorgelegt“, hieß es. Genaueres war der eher orakelhaft anmutenden Mitteilung nicht zu entnehmen. Nun herrscht mehr Klarheit: Die Pläne zur Ansiedlung der Dortmunder FH an der Speicherstraße im Hafen sind gescheitert.

Und das schon zum zweiten Mal: Mitte 2023 schlug nach jahrelanger Prüfung die Nachricht auf, dass es mit dem Neubau der FH auf dem früheren Gelände von Hoesch Spundwand und Profil (HSP) an der Rheinischen Straße nichts werden würde. Fast reflexartig und vor allem ohne jede Absprache mit der Politik brachte OB Westphal plötzlich den Hafen als Standort ins Rennen. Ein Vorschlag, dem sich FH-Rektorin Tamara Appel und NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes anschlossen - und sich in einer länglichen, mit dem NRW-Wissenschaftsministerium abgestimmten Pressemitteilung auch zitieren ließen.

Erklärte Absicht der FH war, ihre drei wesentlichen Standorte an der Sonnenstraße im Kreuzviertel, an der B1 und den an der Uni (TU Dortmund) zu einem großen Campus zusammenzuführen und zu bündeln.

FH am Dortmunder Hafen?

Am Hafen, so viel ist jetzt klar, wird das nicht funktionieren. Eine konkrete Angabe, wie viel Fläche die FH tatsächlich benötigt, gibt es bis heute nicht. Ebenso wenig liegen Informationen zum notwendigen Raumprogramm vor. Stattdessen teilt FH-Rektorin Appel mit, man habe „in Abstimmung mit dem NRW-Wissenschaftsministerium in den vergangenen Monaten weitere detaillierte Prüfungen zum Flächenbedarf erstellt“.

In der dafür erforderlichen Massenstudie seien Prognosedaten für 2034 erstellt worden. Ergebnis: Der Standort am Hafen „ist aus Sicht der FH weiterhin sehr attraktiv, bietet aber nicht die für eine langfristig gesicherte Unterbringung erforderlichen Flächenpotenziale“, heißt es in der Mitteilung.

Der Standort biete „nicht die Flexibilität und die benötigten Entwicklungspotenziale“. Das seien aber „zwingend erforderliche Kriterien“ angesichts der dynamischen Entwicklung der Hochschullandschaft. Das wirft Fragen auf – zumal die Forderung nach zusätzlichen „potenziellen Entwicklungsflächen“ zuletzt eine eher untergeordnete Rolle spielte.

FH wollte Ex-Envio-Fläche

Umso erstaunter zeigten sich Insider, dass die FH vor Kurzem gegenüber dem Hafen und der Dortmunder Wirtschaftsförderung genau diese Bitte geäußert hatte: Gewünscht war plötzlich eine zusätzliche, rund 10.000 Quadratmeter große Fläche auf dem früheren Envio-Gelände an der Kanalstraße. Dort will die Stadt aber einen „Industrie-Campus“ entwickeln.

„Die Absage ist sehr bedauerlich“, sagte OB Thomas Westphal in einer ersten Reaktion. Er sei überzeugt, „dass wir entsprechende Flächen für die FH gefunden hätten“, so Westphal. Angesprochen auf die Speicherstraße, meinte Westphal: „Wir werden Ende September den Bebauungsplan und die Satzung für das ebenfalls lange geplante Digitalquartier beschließen und dann sofort in die Vermarktung der Grundstücke einsteigen.“

Zumindest tritt nicht mehr ein, was Kritiker einer FH-Ansiedlung im Hafen stets befürchtet hatten: Der Bebauungsplan für das hochgelobte „Digitalquartier“ werde zwar vom Rat beschlossen, könne aber wegen der langwierigen Prüfung einer FH-Ansiedlung nicht umgesetzt werden. Wovor insbesondere die CDU stets gewarnt hatte. Zuletzt spitzte es sich zu: Für die Ratssitzung im September war bereits ein Papier in Vorbereitung, mit dem die Fraktionen dem Land NRW signalisieren wollten: ‚Es reicht nicht. Wir sind nicht mehr bereit, bis Ultimo zu warten – wir starten jetzt mit dem Digitalquartier. Punkt.‘

Jetzt ein Neubau an der Uni?

Wie es mit den Plänen für die FH nun weitergeht, bleibt unklar. Neben dem Hafen waren auch Flächen an der Dortmunder TU in der Wertung. Am Campus Nord gibt es bereits mehrere FH-Gebäude. Als weitere Option war eine Sanierung der bisherigen FH-Standorte ins Feld geführt worden. Tatsächlich wird in der aktuellen Mitteilung der Eindruck erweckt, die Tendenz gehe in Richtung eines Neubaus am Campus. „Die Hochschulleitung konzentriert sich nun auf eine Ansiedlung an ihrem ebenfalls sehr attraktiven Standort an der Emil-Figge-Straße“, wie es heißt.

Strategisch sei es von „entscheidender Bedeutung, dass wir die Arbeit der Hochschule an einem Standort konzentrieren“, lässt sich Rektorin Appel vernehmen. Zuvor war's der Hafen, der angeblich optimale Standort-Bedingungen bot. Jetzt aber ist plötzlich „die Nähe zur TU“, die „beste Voraussetzungen für gemeinsamen Austausch in Forschung und Lehre“ schaffe. Die interdisziplinäre Vernetzung verlange „schnelle Wege für den Wissenstransfer zwischen Forschung und Anwendung“, lässt sich die FH-Rektorin zitieren. Obendrein schaffe die Bündelung an einem Standort „Freiräume für die städtebauliche Entwicklung in Dortmund“, so Appel mit Blick auf die Flächen an der Sonnenstraße.

Die TU zeigt sich offen. Man stehe bereits im Austausch, um für beide Hochschulen bestmögliche Rahmenbedingungen für eine gemeinsame Zukunft auf einem Campus zu schaffen“, heißt es von dort. „Von der Zusammenarbeit zwischen FH und TU in Forschung, Lehre und Transfer würde sicher auch der Standort Dortmund profitieren.“

Standorte der FH „voll funktionsfähig“?

Die FH will nun mit dem NRW-Wissenschaftsministerium und dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW die Option prüfen, wo die Hochschule untergebracht werden könne. Ziel sei es, „die infrage kommenden Alternativen baldmöglichst einer vergleichenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zuzuführen“, teilt Appel mit. Ob es tatsächlich einen Neubau geben wird, steht also weiter in den Sternen. Im NRW-Haushalt jedenfalls ist für einen Neubau bislang kein Geld hinterlegt.

Eine offizielle Stellungnahme des BLB gibt es noch nicht. Nach Informationen dieser Redaktion soll der BLB aber am Dienstag (3.9) zu einem für viele durchaus überraschenden Ergebnis gekommen sein: Demnach seien alle Standorte der FH (Sonnenstraße, B1 und die FH-Gebäude an der Uni) angeblich „vollständig funktionsfähig.“ Im Gegensatz dazu hatte bereits der Vorgänger von Rektorin Appel, Prof. Dr. Wilhelm Schwick, mehrfach auf „den hohen Sanierungsbedarf für die Gebäude an der Sonnenstraße“ aufmerksam gemacht.

„Der Umzug der FH an den Hafen war eine sehr attraktive Option“, meldete sich NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes in einer Stellungnahme. Umso bedauerlicher ist es, dass die FH festgestellt habe, dass eine Ein-Standort-Lösung dort nicht zu realisieren sei. „Gleichwohl bin ich sehr dankbar, dass die Prüfung so zügig abgeschlossen werden konnte“, so Brandes. Die Stadt Dortmund habe „schnell Klarheit gewonnen“ und könne die ursprünglich angedachten Pläne reibungslos weiterverfolgen. „Gemeinsam mit der FH werden wir jetzt ermitteln, ob das Ziel einer Ein-Standort-Lösung in unmittelbarer Nachbarschaft zur TU umgesetzt werden kann“, lässt Brandes wissen. Und: „Ich bin sicher, dass der Wissenschaftsstandort in Dortmund von dieser Lösung noch attraktiver wird und der Austausch und Wissenstransfer zwischen FH und TU profitiert.“

In einer früheren Version dieses Artikels war allein die Stellungnahme der FH enthalten. Die Ministerin und die TU äußerten sich danach in eigenen Stellungnahmen.