Der Selbsthilfeverein Return unterstützt Süchtige
Mit Selbsthilfe die Sucht in den Griff kriegen
Über viele Jahre hatte die Sucht Wolfgang Ullrich fest im Griff. Doch längst ist es umgekehrt. Dank eines neuen Selbsthilfe-Konzeptes ist er es, der die Sucht im Griff hat. Und diese Erfahrung gibt er weiter.

Bernd Forsthoff (l.) folgt dem Mitbegründer Wolfgang Ullrich als Vorstandsvorsitzender bei Return. © Oliver Schaper
Seit vielen Jahren ist Wolfgang Ullrich trockener Alkoholiker. Er kennt sie genau, die Mechanismen, die Menschen süchtig werden lassen. Er hat es am eigenen Leib erfahren. Und er hat die Sucht erfolgreich bekämpft.
Bei der Suchtselbsthilfe Return gibt er sein Wissen seit 15 Jahren weiter. Zum Beispiel an Bernd Forsthoff, der nun seinerseits den Vorsitz bei Return übernimmt, nachdem er bei der Jahreshauptversammlung im Haus Wichern in der Nordstadt zum Nachfolger gewählt wurde. Er verrät, wie Abstinenz funktionieren kann: „Wir geben den Menschen die Leichtigkeit zurück.“
„Das Mittel selbst ist nicht Ursprung der Sucht“
„Bereits seit 1995 bin ich trocken“, berichtet Wolfgang Ullrich. „Die Selbsthilfegruppen, die ich besucht habe, waren für mich allerdings nicht besonders hilfreich.“ Damit wolle er nicht andeuten, dass dort schlechte Arbeit geleistet wird. „Aber es hat eben für mich nicht gepasst. Also habe ich mich hingesetzt und ein Konzept ausgearbeitet.“ Ganz technokratisch, ganz wie der Bankkaufmann, der er mal war. So kam eine ganz eigene Philosophie zustande: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunk, nicht das Suchtmittel. Deswegen werden bei Return alle Drogen, legal oder illegal, gleichsam und nicht getrennt ‚bedient‘.“ Anders zum Beispiel bei Anonymen Alkoholikern, die sich nur um Alkoholkranke kümmern.
„Das Mittel selbst ist nicht der Ursprung der Sucht“, erklärt er seinen Selbsthilfeansatz. „Wir können unsere Realität nicht ertragen, flüchten daher in eine Scheinwelt. Und das gilt für alle Suchtarten.“ Der große Unterschied von Return zu anderen Selbsthilfeinitiativen: „Bei uns gibt es verschiedene Gruppenmodelle“, so Ullrich. „Menschen, die seit drei Tagen trocken sind, und solche mit einem Jahr Abstinenz, teilen sich noch ähnliche Strukturen. Auch gibt es noch eine hohe Fluktuation.“ Irgendwann habe aber jedes Mitglied eine gewisse Abstinenzerfahrung. „Die bringen wir zusammen.“
Unterschiedliche Erfahrungen brauchen unterschiedliche Ansätze
Warum die Abgrenzung? „Jemand, der gerade erst versucht, aufzuhören, klagt gerne, wie schlimm die Sucht ist“, erklärt Ullrich. „Einer, der dagegen seit 30 Jahren abstinent ist, weiß das schon ewig, ist viel weiter. Der junge Süchtige denkt sich dagegen nur: ‚30 Jahre, das schaffe ich doch nie‘.“
Ähnlich erging es Bernd Forsthoff: „Mit anderen Gruppen habe ich es gerade mal geschafft, ‚kampftrocken‘ zu bleiben.“ Heißt: Man schafft es, seiner Sucht nicht nachzugeben – der Drang lässt aber einfach nicht nach. „Das hält man nicht lang durch, irgendwann verliert man diesen Kampf. Dann habe ich aber Zeitungsartikel über so einen Typen mit neuem Konzept gelesen. Und bin dann hingegangen, in die Heliandgemeinde Gartenstadt. Da hat es funktioniert.“ Gemeint waren Wolfgang Ullrich und Return.
Daher gibt es für diese unterschiedlichen Gruppen verschiedene Ansätze: „Wir müssen die Stärken unserer Mitglieder herauskitzeln, mehr kann ein Moderator nicht tun“, verrät Bernd Forsthoff, der mit Return selbst vor Jahren den Weg aus der Sucht gefunden hat. „Sagst du einem Kind: ‚Fass die Herdplatte nicht an‘, fasst das Kind sie an. Also sag einem Trinker nicht: ,Trink nicht‘.“
Leichtigkeit hilft gegen das „Wegtrinken“
Es wird kein Druck aufgebaut. Vielmehr müsse man als Moderator über die Lebenssituationen reden, die man „weggetrunken“ habe. „Und dann frage ich, warum man sie weggetrunken hat.“ Am Ende könne man nur Hilfestellung bieten, den Weg müsse jeder selbst finden. „Wenn einer sagt: Ich bin seit 20 Jahren abstinent, also musst du alles genau so wie ich machen – das funktioniert so nicht.“
Außerdem steht eine gewisse Lockerheit bei Return hoch im Kurs. „Wir arbeiten viel mit Liedern und Songtexten“, sagt Ullrich. „Oder auch mit Comedy, zum Beispiel mit Sachen von Eckart von Hirschhausen über die Themen Glück und Seele. Wir reden nicht darüber, wie schlecht es uns geht.“ Die bereits erwähnte Leichtigkeit soll ihren Platz einnehmen.