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Coronaschutz-Skeptiker, haltet Abstand von der Allianz des Schwachsinns!
Kolumne Klare Kante
Kritik an den Coronaschutz-Maßnahmen ist in Ordnung - aber in Dortmund werden Demos von Fehlgeleiteten und Radikalen vereinnahmt. Unsere Autorin warnt geistig gesunde Skeptiker: Haltet Abstand!
Die Zahl der Corona-Zweifler wächst. Auch in Dortmund. Menschen sehen sich in der Corona-Krise in ihrer wirtschaftlichen und sozialen Existenz bedroht und gleichzeitig ihre Grundrechte durch die Corona-Schutzmaßnahmen eingeschränkt.
Um es klar zu sagen: Es ist legitim, sachlich und konstruktiv darüber zu diskutieren, ob die Maßnahmen nach dem ersten Schock des Unbekannten heute noch angemessen sind – auch vor dem Hintergrund dessen, was man inzwischen über das Virus weiß oder auch (noch) nicht weiß.
Es ist das Recht jedes Bürgers und jeder Bürgerin, bei der Güterabwägung zwischen Gesundheitsschutz, Grundrechten und den eigenen Interessen zu einem anderen Ergebnis zu kommen als die Bundes- und Landesregierung und dies auch öffentlich kundzutun. Zumal die politisch Verantwortlichen selbst nicht wissen, was aktuell richtig und was falsch ist. Sie müssen politisch abwägen.
Nicht verboten, aber hirnrissig
Doch es ist eine andere Sache zu behaupten, das Virus gäbe es gar nicht oder die einzige Gefahr, die von ihm ausgehe, sei „die dunkle globale Elite“, allen voran Bill Gates, die „die Bürger völlig bevormunden“ und eine „neue Weltordnung“ schaffen wolle. Wer diese finsteren Manöver nicht durchschaue, gehöre zu den Schlafschafen.
Auch so etwas zu sagen, ist bei uns nicht verboten – aber trotzdem hirnrissig. Und wer mit seinen Bedenken ernst genommen werden will, sollte sich von diesen Flacherdlern fernhalten.
Seit wenigen Wochen versammeln sich samstags in der Dortmunder City Verschwörungstheoretiker, Impfgegner, Populisten, Wissenschaftsleugner, Reichsbürger und Rechtsextreme, die mit solchen abstrusen Ideen in Form von „Hygiene-Demos“, „Meditationen“, „Spaziergängen“ und Ähnlichem zu Protest und Missachtung der Schutzregeln aufrufen.
Radikale Kreise unterwandern Protest
Unter den Corona-Rebellen sind Menschen, die glauben, dass hochdosiertes Vitamin C gegen das Virus hilft und die neuen 5G-Sendemasten für seine Verbreitung verantwortlich sind, Menschen, die sich ihre Informationen von zwielichtigen Propagandaseiten im Internet holen und die man – auch wegen ihrer Angst, die sich hinter dieser Leichtgläubigkeit verbirgt – nur bemitleiden kann.
Doch unter den Protest mischen sich radikale Kreise – und das ist das Gefährliche –, die diese demokratischen Räume der Meinungsfreiheit besetzen, die teils irrationalen Ängste ausbeuten und gegen den Staat richten wollen. Man muss nicht glauben, dass Rechtsextreme die Proteste zu unterwandern versuchen, man braucht es nur auf der Homepage der Dortmunder Neonazis nachzulesen, die von der „Corona-Diktatur“ und dem „Corona-Regime“ schwafeln.
Von Rattenfängern distanzieren
Jeder, der seine berechtigten Sorgen in Dortmund auf die Straße tragen will, muss das wissen – und sich deutlich von diesen Rattenfängern distanzieren, wenn er nicht unter ihnen oder anderen Strohköpfen und Ignoranten subsumiert werden will. 1,5 Meter Abstand reichen da nicht.
Erst mit dem Feuer spielen und sich dann wundern, dass es brennt - das geht nicht. Man darf nicht einfach an den Protest andocken, sondern muss die Saboteure des legitimen Protests politisch entlarven.
Nächste Demos angemeldet
Für Samstag (16. Mai) sind schon die nächsten Demos angemeldet, drei von Verwirrten, Rechtsextremen und Verschwörungstheoretikern, eine von Linksextremen. Die Polizei geht davon aus, dass es mehr werden. Die neue Corona-Schutzverordnung sieht kein Versammlungsverbot mehr vor, nur den Mindestabstand von 1,5 Metern. Wie vor Corona auch, entscheidet die Polizei, wie mit einer angemeldeten Demonstration umzugehen ist.
Es ist letztlich die Entscheidung jedes Einzelnen, vor welchen Karren er oder sie sich spannen lassen will. Man kann nachvollziehbar kritische Zeitgenossen nur warnen: Passt auf, mit wem ihr auf die Straße geht. Verweist Rechtsextreme, Populisten und Verschwörungstheoretiker unmissverständlich aus euren Reihen!
Update 17. Mai 2020: Die Bebilderung des Artikels wurde angepasst. Genauere Informationen sind der Bildunterschrift zu entnehmen.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
