BVB will Fans die Dauerkarten kündigen, wenn sie sie nicht nutzen

Borussia Dortmund

Der BVB führt bei Dauerkarten eine No-Show-Rate ein. Das heißt: Wer seine Dauerkarten nicht nutzt, dem droht in der nächsten Saison die Kündigung. Es gibt aber Ausnahmen.

Dortmund

, 25.06.2018, 14:13 Uhr / Lesedauer: 3 min
Wenn BVB-Dauerkarteninhaber nicht regelmäßig ins Stadion gehen, droht ihnen die Kündigung ihrer Karte.

Wenn BVB-Dauerkarteninhaber nicht regelmäßig ins Stadion gehen, droht ihnen die Kündigung ihrer Karte. © Tilman Abegg

Borussia Dortmund ist seit vielen Jahren die unangefochtene Nummer 1 wenn es um die Zuschauerzahlen geht. Der Signal Iduna Park ist mit mehr als 80.000 Plätzen das größte Fußballstadion des Landes und regelmäßig ausverkauft. An Karten für ein BVB-Spiel zu kommen, ist schwierig. Denn allein 55.000 Fans haben eine Dauerkarte.

Doch genau jene Dauerkarten-Inhaber sind für den BVB zuletzt zum Problem geworden. Zumindest ein paar von ihnen. Denn immer häufiger blieben im Stadion Plätze frei, obwohl es keine Karten mehr zu kaufen gab: weil die Dauerkarteninhaber nicht gekommen sind.

Die No-Show-Rate

Der BVB aber möchte ein volles Stadion haben. Und Fans, die ihn unterstützen und nicht nur zu ausgewählten Spielen kommen. Deshalb hat sich die Borussia nun in Abstimmung mit der BVB-Fan- und Förderabteilung und dem Fanrat entschieden, eine No-Show-Rate einzuführen. Das hat der Verein an Montag mitgeteilt.

Das bedeutet ganz konkret: Dauerkarteninhabern, die in der kommenden Saison weniger als zehn Bundesligaspiele besuchen, droht in der nachfolgenden Saison 2019/2020 die Kündigung.

„Nicht auf Kosten anderer Fans“

BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer sagt in einem Interview auf der BVB-Homepage: „Wir mussten leider zunehmend feststellen, dass in der Vergangenheit bei Bundesliga-Heimspielen viele Dauerkarten ungenutzt geblieben sind, während viele Fans aufgrund der hohen Nachfrage keine Einzeltickets erwerben konnten. Der BVB hat die No-Show-Rate eingeführt mit dem Ziel, die Anzahl nicht genutzter Dauerkarten pro Spiel spürbar zu verringern.“

Und weiter: „Dadurch soll in Bezug auf die hohe Ticketnachfrage sichergestellt werden, dass das Privileg einer Dauerkarte nicht auf Kosten anderer Fans ausgenutzt wird.“

Ausnahmen und ein Schlupfloch

Die No-Show-Rate gilt für alle Dauerkarteninhaber außer die Stehplatz-Dauerkarten in den Blöcken 12 und 13 und die VIP-Dauerkarten. Diese können nämlich aktuell nicht im vom BVB angebotenen Ticket-Zweitmarkt angeboten werden.

Und dieser wiederum ist für alle Fans, die nicht zu einem Spiel gehen können, ein Schlupfloch, was die No-Show-Rate angeht: Der BVB wertet nämlich alle Dauerkarten, die über den legalen BVB-Zweitmarkt angeboten werden, als genutzt. Selbst, wenn die Dauerkarte dort nicht weiterverkauft wird.

Keine veränderte Kartenkontrolle am Stadion

Über den BVB-Zweitmarkt können Fans seit einiger Zeit ihre Dauerkarten legal anderen Fans anbieten, wenn sie selbst nicht zu einem Spiel gehen können.

Ob jemand persönlich mit seiner Dauerkarte ins Stadion geht, wird der BVB allerdings nicht kontrollieren. Carsten Cramer sagt: „Es wird sich nichts am Einlass ändern.“ Die Dauerkarte dürfe in Einzelfällen weiterhin an Verwandte, Freunde und Bekannte weitergegeben werden, solange damit keine kommerziellen Gewinnabsichten verbunden seien. Es geht also um die Dauerkarteninhaber, deren Plätze bei einem Spiel komplett freibleiben.

No-Show-Rate von zehn Prozent in der Bundesliga

Dominik Schreyer ist Professor an der privaten Hochschule für Wirtschaft und Management WHU in Düsseldorf. Er hat in Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball-Liga eine Studie zu No-Show-Rates in der gesamten Bundesliga erstellt. Schreyer hat den Anteil der Fans bemessen, die nicht zu einem Spiel ins Stadion gegangen sind, obwohl sie eine Karte hatten. Das waren in den vergangenen vier Bundesligasaisons jeweils etwa zehn Prozent, Tendenz leicht steigend.

Schreyer sagt: „Viele Fans wollen sich mithilfe einer Dauerkarte dagegen absichern, ein bestimmtes Spiel zu verpassen, weil es kurzfristig oftmals keine Karten mehr gibt. Dauerkarten sind also gewissermaßen als eine Art Versicherung zu betrachten.“

Ordentliche Kündigung am Ende der Saison

Nach der Saison 2018/2019 will der BVB auswerten, wie oft die Dauerkarteninhaber ihre Karten bei Bundesligaspielen genutzt haben. Haben sie mehr als sieben Spiele nicht besucht, dann „behält sich der BVB vor, zum Ende der Saison den Dauerkartenvertrag ordentlich zu kündigen“, sagt Matthias Naversnik, Leiter der BVB-Ticketabteilung. „Die aktuelle Dauerkarte bleibt dann bis zum Saisonende noch gültig, wird dem Inhaber aber zur Folgesaison nicht mehr angeboten.“

Dem BVB stehe es frei, mit wem er ein Dauerkartenabo abschließe, verlängere oder kündige, heißt es zudem vom Verein. Eine Kündigung könnten beide Seiten ohne Grund zum Saisonende vornehmen. Sollte jemand ein Jahr im Ausland verbringen und deshalb seine Dauerkarte nicht nutzen können, werde man eine Lösung finden, versichert der BVB.

Mehr Dauerkarten-Plätze

Der BVB folge damit dem Vorbild anderer Bundesligisten. Die No-Show-Rate sei in mehreren Gesprächsrunden mit der Fan- und Förderabteilg und dem Fanrat abgestimmt worden. Bei den Fans stößt die Entscheidung des BVB am Montag überwiegend auf Zustimmung. „Ein Anfang, um allen eine faire Chancen zu geben“, schreibt ein Twitter-Nutzer.

Zur neuen Saison erhöht Borussia Dortmund auch gleichzeitig sein Dauerkarten-Kontingent um 500 Plätze. Künftig gibt es also 55.500 Dauerkarteninhaber - 250 im Stehplatzbereich und 250 im Sitzplatzbereich.

Insgesamt 742 neue Abos

242 Dauerkarten sind zudem gekündigt worden. In der Vorsaisons war es nur eine zweistellige Zahl. Warum es dieses Mal deutlich mehr sind, kann der BVB nicht sagen. Nur so viel: Ein Grund könne sein, dass eine Übertragung von Dauerkarten nur noch in Verwandschaftsverhältnissen ersten und zweiten Grades möglich ist.

Insgesamt werden zur neuen Saison 742 Dauerkarten neu vergeben. Auf der Warteliste stehen mehr als 50.000 Fans. Die Fans, die sich über eine Dauerkarte freuen dürfen, werden Anfang Juli informiert.

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