BVB-Anschlag aus Geldgier - Tatverdächtiger festgenommen

Live-Ticker

Nach dem Sprengstoffanschlag auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund hat die Polizei in Tübingen am Freitagmorgen einen Tatverdächtigen festgenommen. Er wettete offenbar auf den Kursabsturz der BVB-Aktie und nahm dabei Tote und Verletzte in Kauf. Komplizen soll es keine geben. Die aktuellen Ereignisse lesen Sie in unserem Live-Ticker.

DORTMUND

, 21.04.2017, 06:37 Uhr / Lesedauer: 3 min

Das Wichtigste in Kürze:

  • ein 28-Jähriger wurde am Freitagmorgen in Tübingen festgenommen, er soll für die Explosionen am BVB-Bus verantwortlich sein.
  • Der Mann soll BVB-Aktien im Wert von mehreren tausend Euro gekauft und auf Kursverluste spekuliert haben.
  • Der Verdächtige soll schon im März ein Zimmer im BVB-Mannschaftshotel gebucht haben, bereits am 9. April checkte er erstmals dort ein.
  • Die Zündungen am BVB-Bus seien präzise geplant gewesen, so die Bundesanwaltschaft, einer der Sprengkörper war zu hoch angebracht, er entfaltete nicht seine volle Wirkung.
  • Die Bundesanwaltschaft will um 12.30 Uhr auf einer Pressekonferenz weitere Details bekannt geben.

 

Wie die Bundesanwaltschaft am Freitagmorgen mitteilt, handelt es sich bei dem festgenommenen Mann um den 28-jährigen Sergej W., er wurde am frühen Freitagmorgen von der Spezialeinheit GSG 9 in Tübingen festgenommen. W. besitze die deutsche und russische Staatsbürgerschaft. Ihm wird versuchter Mord, Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion sowie gefährliche Körperverletzung zur Last gelegt.

Das Motiv war offenbar die Aussicht auf das große Geld durch Aktien-Gewinne. Der Mann hatte vor der Tat 15.000 Verkaufsoptionen für die Aktie des BVB im Wert von 78.000 Euro erworben. Die Papiere hätten eine Laufzeit bis zum 17. Juni gehabt. Bei Kursverlusten hätte "der Gewinn nach vorläufigen Berechnungen ein Vielfaches des Einsatzes betragen", heißt es in der Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft weiter. Mit dem Kursverfall sei zu rechnen gewesen, wenn Spieler des BVB schwer verletzt oder gar getötet worden wären. 

Der Kauf sei wahrscheinlich aus dem Hotel heraus getätigt worden, jedenfalls sei die entsprechende IP-Adresse des Hotels verwendet worden, so schreibt es die die Bild-Zeitung. Dem Mitarbeiter der betreffenden Bank hätten, ebenfalls laut Bild, der Polizei eine Verdachtsanzeige gegen den Mann wegen Geldwäsche übermittelt, weil ihnen der Kauf verdächtig erschien.

Sprengsätze waren "optimal geplant"

Der Mann habe bereits am 11. März für den 9. bis 13. April und vom 16. bis 20. April ein Zimmer in dem Mannschaftshotel des BVB reserviert, so die Bundesanwaltschaft, "mit Blick auf den späteren Anschlagsort". Damals stand noch nicht fest, wann die Champions-League-Partie ausgetragen wird. Am 9. April sei er dann tatsächlich ein erstes Mal in dem Hotel gewesen.

Die drei Sprengsätze, die kurz vor der Abfahrt des Busses zum Stadion am Dienstag vergangener Woche explodierten, waren laut den Ermittlungen über eine Länge von 12 Metern in einer Hecke entlang der Fahrstrecke des Busses angebracht. Die Sprengsätze waren mit Metallschift, die einen Durchmesser von 6 Millimeter hatten, gespickt. Die Sprengwirkung der Sprengsätze sei auf den Bus ausgerichtet gewesen. "Die Sprengsätze wurden zeitlich optimal gezündet", heißt es weiter. Schlimmeres verhindert wurde wohl durch einen nicht optimal angebrachten Sprengkörper. Der mittlere Sprengsatz sei zu hoch angebracht gewesen, "um seine Wirkung voll entfalten zu können".  Bei dem Anschlag waren ein Polizist und BVB-Spieler Marc Bartra verletzt worden.

Weitere Details bei Pressekonferenz

"Die Zündung erfolgte nach derzeitigem Erkenntnisstand für jeden Sprengsatz separat über eine funkausgelöste elektrische Schaltung. Zur Art des verwendeten Sprengstoffs liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor", so die Generalbundesanwaltschaft weiter. Wie die "Bild"-Zeitung schreibt, sei Sergej W. allerdings in der Lage professionelle Bomben zu bauen. Er habe einen Schulpreis im Bereich Elektrotechnik und Betriebstechnik gewonnen und besitze "überdurchschnittliche Kenntnisse" im Bereich Elektrotechnik.

Um 12.30 Uhr wolle man bei einer Pressekonferenz in Karlsruhe über weitere Details berichten. Nach dem Anschlag in der vergangenen Woche war das Champions League Spiel gegen den AS Monacoabgesagt und am darauf folgenden Tag nachgeholt worden. BVB-Trainer Thomas Tuchel und einige Spieler hatten den schnellen Nachholplan kritisiert.

Am Tatort hatte man drei Bekennerschreiben gleichen Inhalts gefunden. Sie deuteten auf einen islamistischen Hintergrund hin. Die Ermittler hatten erheblichen Zweifel an der Authentizität der Schreiben. Dies galt auch für weiterhin aufgetauchte Bekennerschreiben, die auf einen links- bzw. rechtsradikalen Hintergrund verwiesen.

Festnahme eines Tatverdächtigen im Zusammenhang mit #Anschlag in #Dortmund - Presseerklärung des #GBA heute um 12:30 Uhr! #BKAhttps://t.co/EfPXaRTLp8

— Bundeskriminalamt (@bka) 21. April 2017

Wir berichten weiter.

mit Material von dpa

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