Wilhelm Auffarth und Thomas Quittek vom BUND in Dortmund haben die illegale Rodung öffentlich gemacht. Sie wissen, welch hoher ökologischer Wert mit der Fällung der mehr als 200 Bäume verloren gegangen ist.

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Kahlschlag an der B1: Ein immenser ökologischer Wert wurde vernichtet

rnIllegale Rodung

Die über 200 Bäume, die illegal an der B1 gefällt wurden, waren 30 bis 80 Jahre alt. Mit dem Kahlschlag wurde ein hoher ökologischer Wert vernichtet. Wie hoch, lässt sich an Beispielen erahnen.

Dortmund

, 14.04.2022, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mit dem widerrechtlichen Kahlschlag von mehr als 200 Bäumen im Bereich B1/Buddenacker/Schleefstraße in Aplerbeck ist ökologisch wertvolles Grün der Motorsäge zum Opfer gefallen.

Nach Einschätzung von Thomas Quittek, Sprecher des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Dortmund, waren die Bäume zwischen 30 und 80 Jahre alt. Es handelte sich um einheimische Bäume wie Stieleiche, Rotbuche, Gewöhnliche Esche, Bergahorn, Hainbuche, Vogelkirsche, Feldahorn, Hängebirke und Eberesche.

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Gerodet wurden auch Sträucher wie Hasel, Schlehe, Holunder, Weißdorn, Faulbaum, Hundsrose, Roter Hartriegel und Pfaffenhütchen, die vor allem an den Böschungen gestanden hätten, sagt Quittek.

Rückgang der Artenvielfalt

Mit dem Verschwinden von Bäumen ist in den meisten Fällen ein Rückgang der lokalen Artenvielfalt verbunden. Zudem fällt ihr ausgleichender, kühlender Einfluss auf das trockenwarme Stadtklima und die positive Wirkung auf die Luftqualität weg. Letzteres schlage besonders am Standort B1/Schleefstraße zu Buche, wo die geschlagenen Bäume Abgase gefiltert und zur Lärmminderung beigetragen hätten, so der BUND-Sprecher.

Die meisten Tierarten (Biodiversität) beherberge die heimische Stieleiche, erklärt Quittek und bezieht sich dabei auf wissenschaftliche Untersuchungen. Danach leben auf und mit der Stieleiche Wildbienen, Käfer, Schmetterlinge, Vögel und Säuger wie Eichhörnchen und Baummarder. Und sie ist Lebensraum für hoch spezialisierte Pflanzenarten wie Pilze, Flechten und Moose.

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Besonders wertvoll sind auch die alten Buchen. Quittek hat dazu ein Beispiel für eine 100-jährige, frei stehende Buche – ein Alter, das den Bäumen an der B1 allerdings nicht vergönnt war. Eine 100 Jahre alte Buche produziert im Jahr so viel Sauerstoff, wie ein Mensch etwa 13 Jahre lang „veratmet“. Um die Wirkung einer solch alten Buche von jetzt auf gleich zu ersetzen, müssten 5.400 junge Buchen mit einem Kronenvolumen von jeweils einem halben Kubikmeter gepflanzt werden.

Schutz vor Bodenerosion

Alte Bäume, auch die zum Teil etwa 80 Jahre alten an der B1, weisen neben einem großen Kronenvolumen auch eine Vielzahl von Strukturen auf, die jungen

Bäumen noch fehlen. Dazu zählen Hohlräume, Stammhöhlen, abgebrochene Äste und Totholz – Lebensraum zum Beispiel für viele Insekten, die wiederum Nahrung für Vögel sind.

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Ein Baum trägt zur Klimabilanz, zur Sauerstoffproduktion, zur Speicherung von Kohlendioxid (CO₂) und Wasser bei. Hinzu kommt noch die Fähigkeit, mit dem fein verzweigten Wurzelsystem Erdreich festzuhalten und vor dem Ausschwemmen zu bewahren. Letzteres gilt besonders für Laubbäume.

Natürliche Klimaanlage

Sie wirken wie eine natürliche Klimaanlage. So liegen zum Beispiel in Waldgebieten die Temperaturen im Sommer deutlich niedriger als in den Innenstädten. Auch ein alter Straßenbaum verdunstet an einem heißen sonnigen Tag bis zu 400 Liter Wasser und kühlt so die Luft in seinem Schatten um ein paar Grad Celsius.

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Selbst wenn viele der an der B1 abgeholzten Bäume noch keine 80 oder 100 Jahre alt waren, lässt sich vor diesem Hintergrund ermessen, was da Ende letzten Jahres an vorhandenem und zukünftigem ökologischen Wert ohne Genehmigung vernichtet wurde.

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Wie es dazu kam, will die heute zuständige Autobahn GmbH am Donnerstag (14.4.) mitteilen.

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