Bundespolizei verlängert Bodycam-Test

Hauptbahnhof Dortmund

In keinem anderen deutschen Großstadt-Bahnhof mit Ausnahme Hamburgs gibt es so viele Widerstandshandlungen und Gewalttaten gegen Polizisten wie in Dortmund. Seit einem Jahr testet die Bundespolizei hier, ob Bodycams deeskalierernd wirken. Die Antwort: Tun sie nicht. Trotzdem geht der Test weiter. Denn die Körperkameras erzielen einen anderen Effekt.

DORTMUND

, 24.06.2017, 03:51 Uhr / Lesedauer: 2 min
Schutzweste der Bundespolizei mit Funkgerät (links) und angeklemmter Kamera (rechts): Auf Knopfdruck zeichnet sie einen Einsatz aus Polizei-Perspektive auf.

Schutzweste der Bundespolizei mit Funkgerät (links) und angeklemmter Kamera (rechts): Auf Knopfdruck zeichnet sie einen Einsatz aus Polizei-Perspektive auf.

Köln, Düsseldorf, Dortmund – in diesen drei Städten setzt die Bundespolizei für einen Versuch die auch „Bodycams“ genannten Kameras ein, um in einem auf zwölf Monate angelegten Projekt die Technik zu testen. Dortmund ist deutlich kleiner als die Millionenstadt Köln und liegt NRW-weit doch auf Platz 1 bei den Widerständen gegen Bundespolizisten. 

Bundespolizei-Sprecher Volker Stall lässt Zahlen sprechen: „Mit 178 Widerständen im Jahr 2016 und 98 Widerständen allein zwischen Januar und Mai 2017 liegt Dortmund unangefochten an der Spitze.“ Die zwölf Versuchs-Monate sind vorbei, aber einen Abschlussbericht an die Direktion in Potsdam gibt es noch nicht. Stattdessen geht das Körperkamera-Projekt in die Verlängerung.

Neues Modell im Test

„Die Kolleginnen und Kollegen sehen die Technik größtenteils als gute Sache an. Die Akzeptanz hängt allerdings von der Technik ab“, sagt Polizeihauptmeister Lars Duckwitz. Deshalb erprobt die Bundespolizei jetzt ein weiteres Kamera-Modell, das mit einem Clip an der Schutzweste befestigt wird. Beim ersten Modell mussten die Polizisten die kleine Videokamera mit einer speziellen Bodycam-Weste tragen. Das war umständlich und nicht sicher – die Weste hatte keine Schutzfunktion wie die Originalweste der Bundespolizei.

Und wie reagieren die Bürger? „Meine Erfahrung ist, dass der Normalreisende die Kamera wohlwollend zur Kenntnis nimmt, er akzeptiert das. Das schwierige Bahnhofsklientel hat so lange Vorstrafenregister, dass es ihm völlig egal ist, ob wir den Einsatz per Video dokumentieren oder nicht“, bericht Polizeioberkommissar Dirk Minnebeck aus dem Alltag. Die erwartete deeskalierende Wirkung der Kameras ist ausgeblieben.

Kameras liefern handfeste Beweise

Dafür liefern sie handfeste Beweise für die Strafverfahren. Schwarzfahrer, Taschendiebe, Ladendiebe, Fußballfans, Betrunkene und Bürger mit einem laut Volker Stall „allgemeinen Gewaltproblem“ würden „schnell mal die Konfrontation suchen“. Die Kameras zeichnen die Situationen auf – „auch das Verhalten der Kollegen“, betont der Bundespolizei-Sprecher.

Aus Datenschutzgründen sind Tonaufnahmen noch nicht zugelassen. Was unsinnig sei, weil der Gesprächsverlauf vor Gericht wichtig sei. Mit dem aktualisierten Bundespolizeigesetz werde sich das ändern, wenn die Bodycams flächendeckend eingesetzt werden.

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