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Brücken-Neubau an A45: Verkehrsministerin Ina Brandes nennt Zeitrahmen
Marode Brücken
Die Sperrung einer Talbrücke der A45 bei Lüdenscheid trifft die Wirtschaft in der Region hart. NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes nennt nun ein Zeitziel für den geplanten Neubau.
Die Beteiligten am dritten Spitzentreffen rund um die A45 („Sauerlandlinie“) und die seit Anfang Dezember gesperrte marode Talbrücke Rahmede bemühten sich, Hoffnung zu machen. „Wir sind mit Hochdruck daran, die neue Brücke zu planen“, berichtete Elfriede Sauerwein-Braksiek als Direktorin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes.
„Wir tun alles, was wir können, um Abhilfe zu schaffen“, versicherte auch NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) in einem Pressegespräch nach dem Spitzentreffen mit Blick auf die Belastung der Region durch den Umleitungsverkehr und die Einschränkungen für die Wirtschaft.
Brandes verwies auf ein Zehn-Punkte-Programm ihres Hauses mit Forderungen an den Bund zu Beschleunigung von Planung, Genehmigung und Bauen. Das solle auch bei der großen Aufgabe helfen, nach und nach alle rund 60 erneuerungsbedürftigen Talbrücken der A45 zu sanieren oder zu erneuern.
Vorgesehen sei etwa ein 300-Millionen-Euro-Sonderfonds. „Damit gewinnen wir mehr Geschwindigkeit und wir schaffen einen Planungsvorrat, sodass Bauprojekte ohne Zeitverzug angegangen werden“, erklärte Ina Brandes.
Die Talbrücke Rahmede könnte dabei zum Modellprojekt werden, wie NRW-Wirtschaftsminister Prof. Andreas Pinkwart (FDP) anmerkte. Wie sehr der Neubau beschleunigt werden kann, ist freilich noch unklar.
Die Schätzungen für eine Erneuerung der Brücke reichen von zwei bis zehn Jahren. „Ich halte die Einschätzung der zuständigen Autobahngesellschaft des Bundes für nachvollziehbar. Dort geht man von fünf Jahren aus“, erklärte Ina Brandes im Gespräch mit unserer Redaktion.
Noch viele Fragen zu klären
Zwei Jahre seien als reine Bauzeit realistisch, meint die Ministerin. Sie macht aber auf viele Unwägbarkeiten aufmerksam, die die Bauzeit verlängerten. „Vor Baubeginn müssen die Umwelteinflüsse vor Ort untersucht werden, Fledermäuse und Turmfalken umgesiedelt werden, Baustraßen müssen errichtet werden“, nannte Ina Brandes Beispiele.
„Ich bin sicher, dass das schneller geht, wenn wir zum Beispiel auf eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichten. Kein Mensch wird verstehen, dass wir für eine neue Brücke an gleicher Stelle den Eingriff in die Natur erneut untersuchen müssen“, sagte die Ministerin. Allein das dauere mindestens 18 Monate.
Verzicht auf umfangreiche Verfahren
„Deswegen haben wir ein 10-Punkte-Programm vorgelegt, damit Brücken schneller geplant, genehmigt und gebaut werden können. Darin heißt es unter anderem, dass wir bei Ersatzneubauten wie bei der A 45 auf eine erneute Planfeststellung und eine Umweltverträglichkeitsprüfung verzichten dürfen“, erklärte Brandes.

NRW-Verkehrsministerium Ina Brandes war zu Gast im Dortmunder Pressehaus. © Oliver Schaper
„Wir gehen davon aus, dass wir eine UVP-Befreiung erlangen können“, erklärte auch Elfriede Sauerwein-Braksiek für die Autobahn GmbH. Man bemühe sich, alle Eingriffe durch den Ersatzbau zu minimieren.
Derzeit lässt die Autobahn GmbH außerdem überprüfen, ob die Brücke schnell gesprengt werden kann, oder ob sie zum Schutz der angrenzenden Wohnhäuser aufwendig zurückgebaut werden muss. „Der Rückbau würde allein eineinhalb Jahre dauern“, sagte die Ministerin. „Wir als Landesregierung machen natürlich Druck, dass in Lüdenscheid so schnell wie möglich eine neue Brücke steht.“
Was die notwendige Sanierung oder den Ersatzneubau von Brücken an anderer Stelle – etwa auch im Stadtgebiet von Dortmund angeht – verwies Ina Brandes auf das Problem der Planungskapazitäten.
Dortmunder Brücken müssen warten
Nach einer Auflistung der Bundesanstalt für Straßenwesen gibt es in Dortmund ein halbes Dutzend Brücken mit Sanierungs- oder Erneuerungsbedarf. Dazu gehören die Brücke der B54 über die Bahnlinie in Höhe Westfalenpark. Hier kann aus Sicherheitsgründen nur noch mit Tempo 60 gefahren werden.
Der Abzweig der Brackeler Straße auf die B236n in Richtung Schwerte ist seit zweieinhalb Jahren ganz gesperrt, weil die dort vorhandene Brücke nicht von zwei Lkw zeitgleich befahren werden kann. Wann die Brücken saniert oder ersetzt werden können, ist nach Angaben des Landesbetriebs Straßen.NRW noch völlig offen.
Es sei insgesamt in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig Geld in die Infrastruktur geflossen, stellte die Ministerin fest. „Die NRW-Koalition hat die Investitionen in Erhalt und Modernisierung der Landesstraßen kontinuierlich erhöht“, erklärte Ina Brandes. „Bis 2017 hat Nordrhein-Westfalen nur 100 bis 130 Millionen Euro pro Jahr für die Sanierung der Landesstraßen ausgegeben. Das reicht nicht mal für den Erhalt des aktuellen Bestands.“
Laut Landesrechnungshof brauche man 200 Millionen Euro im Jahr, damit die Straßen in gutem Zustand sind, erläuterte die CDU-Politikerin. „Im aktuellen Haushalt sind 213 Millionen Euro vorgesehen, um unsere Straßen in Schuss zu halten.“
Engpass durch Planer-Mangel
Aktuell scheiterten die Investitionen aber nicht an den finanziellen Mitteln. „Das Nadelöhr sind die Planungskapazitäten“, merkte Ina Brandes an. „Planung, Bauwirtschaft und Behörden fischen alle im selben Teich und werben sich gegenseitig die dringend gebrauchten Fachkräfte ab.“
Auch hier will die Ministerin den Hebel ansetzen: „Den Mangel bei Planern und Ingenieuren gehen wir offensiv an und starten im Frühjahr mit dem Wissenschaftsministerium eine Initiative, um mehr Fachkräfte auszubilden. Wir müssen jetzt zusätzliche Ausbildungskapazitäten schaffen, zum Beispiel duale Studienplätze. Nur so wird es langfristig besser.“
Oliver Volmerich, Jahrgang 1966, Ur-Dortmunder, Bergmannssohn, Diplom-Journalist, Buchautor und seit 1994 Redakteur in der Stadtredaktion Dortmund der Ruhr Nachrichten. Hier kümmert er sich vor allem um Kommunalpolitik, Stadtplanung, Stadtgeschichte und vieles andere, was die Stadt bewegt.
