Bei Lüdenscheid ist die Sauerlandlinie A45 gesperrt. Lange Staus auf den Umleitungen sind die Folge.

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„Vollkatastrophe“: A45-Sperrung trifft Dortmunder Wirtschaft hart

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Wegen einer maroden Talbrücke ist die Autobahn 45 bei Lüdenscheid für längere Zeit gesperrt. Für Lastwagen ist sie wohl dauerhaft tabu - ein Horrorszenario auch für die Dortmunder Wirtschaft.

Dortmund

, 13.12.2021, 04:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nichts geht mehr. Ab Lüdenscheid-Nord ist der Weg über die Autobahn 45 dicht. Die 453 Meter lange Rahmede-Talbrücke ist wegen akuter Bauschäden auf der wichtigen Nord-Süd-Achse durch das Sauerland gesperrt worden - für mindestens drei bis vier Monate.

Die Hoffnung ist, dass nach einer notdürftigen Reparatur dann zumindest der Pkw-Verkehr wieder über die Brücke rollen kann. Für Lkw ab 3,5 Tonnen Gewicht bleibt das Bauwerk aber dauerhaft tabu.

Schuld sind verbogene Stahlbleche an der Brückenkonstruktion, die nun die Standsicherheit gefährden. Und die seien nicht wieder geradezubiegen, heißt es. „Das ist wie mit einer Coladose. Wenn die einmal eine Delle hat, kriegt man die nicht wieder glatt“, erklärt der Dortmunder Transportunternehmer Stefan Windgätter.

Transport-Unternehmer Stefan Windgätter hält die Sperrung der A45 für eine „Vollkatastrophe.“

Transport-Unternehmer Stefan Windgätter hält die Sperrung der A45 für eine „Vollkatastrophe.“ © Michael Schuh (A)

Die Folgen reichen bis Dortmund. Für die Transportwirtschaft in der Region ist die dauerhafte Sperrung der A45 „eine Vollkatastrophe“, sagt Windgätter, der auch Vorstandsmitglied im Verband für Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen ist (VVWL) ist. „Für den Verkehr im östlichen Ruhrgebiet ist die A45 eine Hauptschlagader auf dem Weg Richtung Süden“, stellt er fest.

Hoher Lkw-Anteil

Pro Tag waren sonst rund 64.000 Fahrzeuge auf dem Teilstück der Sauerlandlinie unterwegs – davon etwa 13.000 Lkw. Mit rund 20 Prozent sei der Lkw-Anteil auf der A45 generell sehr hoch, stellt IHK-Verkehrsexperte Stefan Peltzer fest.

Aber neben Spediteuren und Logistikbetrieben, von denen es in Dortmund reichlich gibt, seien auch viele Berufspendler, die per Pkw zwischen Sauerland und Ruhrgebiet unterwegs seien, von der Sperrung betroffen.

Denn ganz gleich, ob man sich bei der Umleitung nun über Ortsstraßen durch Lüdenscheid quält oder den Umweg über die A4 mit dem ohnehin überlasteten Kölner Ring nimmt, verliert man als Autofahrer Stunden. „Das ist mit Blick auf den CO2-Ausstoß auch umweltpolitisch Wahnsinn“, sagt Windgätter.

Lange Planungszeit wird nötig

Aus seiner Sicht besonders bitter: Die Aussichten sind nicht besonders gut, dass sich für den Lkw-Verkehr eine schnelle Lösung findet. Denn nötig ist ein kompletter Brückenneubau.

Der würde unter normalen Umständen acht bis zehn Jahre dauern, hatte Elfriede Sauerwein-Braksiek als Direktorin der Autobahn-Niederlassung Westfalen am Donnerstag erklärt. Die Verantwortlichen hoffen nun auf Sonderregelungen, um die Genehmigungsverfahren und damit die Planungszeit zu verkürzen.

Die Rahmede-Talbrücke bei Lüdenscheid ist so marode, dass sie wohl durch einen Neubau ersetzt werden muss.

Die Rahmede-Talbrücke bei Lüdenscheid ist so marode, dass sie wohl durch einen Neubau ersetzt werden muss. © dpa

Ganz neu ist das Problem der maroden Brücken nicht. „Wir haben schon 2007 darauf hingewiesen“, erklärt Stefan Peltzer. „Fast zehn Prozent der A45-Strecke in NRW läuft über Brücken“, stellt er fest.

Großer Sanierungsbedarf

Bezieht man den hessischen Teil mit ein, sind es rund 70 Brücken, die nach mehr als 50 Jahren Dauerbelastung nach und nach erneuert werden müssen. Sieben Brücken sind inzwischen in Bau, die Rahmede-Talbrücke bei Lüdenscheid sollte ab 2026 an der Reihe sein. Jetzt ist sie in der Prioritätenlisten der Planer zwangsläufig nach vorn gerückt.

„Man wird um einen Ersatzneubau nicht herumkommen“, sagt Stefan Peltzer. Man werde dazu jetzt schnelle politische Beschlüsse einfordern, kündigt er an. „Und für Planung und Bau muss jede Maßnahme zur Beschleunigung genutzt werden.“

Gerade Dortmund muss daran nach Überzeugung des IHK-Vertreters ein besonderes Interesse haben. „Als Logistikregion“, sagt Peltzer, „sind wir darauf angewiesen, dass der Verkehr fließt.“

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