
© Oliver Schaper (Archiv)
Doch kein „Spectaculum“ in Dortmund? – Politik sagt Nein zum Mittelaltermarkt
Bezirksvertretung
Zoff um den Mittelaltermarkt „Spectaculum“ im September: Das Grünflächenamt hat mit dem Veranstalter einen Vertrag geschlossen. Der Vorverkauf läuft bereits. Jetzt gibt‘s ein Nein der Politik.
Kehrt der Mittelaltermarkt „Spectaculum“ Ende September doch nicht nach Dortmund zurück? Diese Frage stellt sich seit Mittwoch (27.4.). Veranstalter SKH-Event hatte bei der Stadt Dortmund nach einem Veranstaltungsort für das „Spectaculum“ angefragt. Daraufhin hatte das Grünflächenamt den Mengeder Volksgarten für den Markt am 24. und 25. September angeboten. Der Vorverkauf läuft bereits.
Am Mittwoch (27.4.) erteilte die Bezirksvertretung (BV) Mengede den Plänen jedoch eine Absage. Bei einer Gegenstimme von der FDP und zwei Enthaltungen aus der CDU-Fraktion beschlossen die Lokalpolitiker, das Spectaculum „nicht zu genehmigen“.
Grünes Licht gaben sie indes für das schon im Sommer stattfindende „Mittelalterliche Treyben“ (16. bis 19. Juni) sowie den Sport- und Familientag der Bosnischen Gemeinde. Die zeitliche Nähe dieser Veranstaltungen führte zu einem Eilantrag, den die Fraktionen Von Bündnis90/Die Grünen, SPD und DieLinke/DiePartei vorgelegt hatten.
Alleingang ohne Beteiligung der BV
Anlass war allerdings das „Spectaculum“ im September. Zur Frage, ob der Mittelaltermarkt im Volksgarten stattfinden soll, gab es keine Beteiligung der Bezirksvertretung – von Seiten des Grünflächenamtes offenbar in Unkenntnis oder in Missachtung der nordrhein-westfälischen Gemeindeordnung (GO) und der Hauptsatzung der Stadt Dortmund.
Darauf weist die Begründung des interfraktionellen Antrags hin: Hauptsatzung und Gemeindeordnung weisen der BV in „allen Angelegenheiten, deren Bedeutung nicht wesentlich über den Stadtbezirk hinausgeht“, ein Entscheidungsrecht zu. Insbesondere gilt das laut Hauptsatzung für kulturelle Veranstaltungen sowie Volksfeste und ähnliche Veranstaltungen. Bei Wochenmärkten und marktähnlichen Veranstaltungen ist die BV zu hören.
Nichts davon ist erfolgt. Ein Alleingang. Er wäre Ende März nur über die „Spectaculum“-Pläne informiert worden, erklärte Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann. Ein leitender Mitarbeiter des Amtes habe trotz aller Bedenken Kunstmanns um Verständnis geworben. Schließlich gehe es um das Wohl des Stadtbezirks. Und im Volksgarten sollten weitere Veranstaltungen stattfinden.

Ein Erlebnis bei freiem Eintritt: Das Gaudium lockte viele Menschen aus dem Stadtbezirk an. So soll es auch beim Mittelalterlichen Treyben im Juni sein. © Uwe von Schirp (Archiv)
Neuen Veranstaltungen wollen sich die Ortspolitiker auch gar nicht verschließen, sagen sie. Allerdings möchten sie keine kommerzielle Veranstaltungen, die über mehrere Tage Parks und Grünanlagen für die Öffentlichkeit unzugänglich machen. Im Kern zielt der Beschluss in einem Teil deswegen nicht allein auf den Volksgarten und das „Spectaculum“ ab, sondern schließt alle Parks und Grünanlagen im Stadtbezirk ein.
Konsequenzen noch offen
Deutliche Skepsis äußerten die Bezirksvertreter derweil am „Wohl“ des „Spectaculums“ für Mengede. Den Eintrittspreis (Tageskarte 15 Euro, ermäßigt 7 Euro; Wochenendticket 26 Euro/12 Euro) könnten sich insbesondere Familien aus den Stadtteilen kaum leisten. Das „Mittelalterliche Treyben“ ist dagegen eintrittsfrei. Das „Spectaculum“ im Volksgarten werde somit eher zum Ziel von Mittelalterfans aus nah und fern.
Die Politiker verwiesen ferner auf Schäden und Müll hin, die das „Mittelalterliche Phantasie Spectaculum“ (MPS) im Fredenbaumpark hinterlassen hatte. Nach 2019 hatte die Stadt genau aus diesen Gründen den Park nicht mehr zur Verfügung gestellt. Auch aus anderen Städten sei solcher Ärger bekannt, hieß es in der BV.
Das „Spectaculum“ ist als Ableger aus dem MPS hervorgegangen – personell mit einem Teil der MPS-Aktiven, wie SKH-Chef Marc Homberger gegenüber dieser Redaktion erklärte. MPS und Spectaculum bewerben ihre Veranstaltungen gegenseitig.
Welche Konsequenzen der Beschluss der Bezirksvertretung hat, ist am Donnerstag (28.4.) noch offen. Das Grünflächenamt bestätigte, dass es bereits mit SKH-Event einen Vertrag geschlossen habe. „Welche Auswirkung die Absage hätte, müsste geprüft werden“, schreibt Stadtsprecher Maximilian Löchter.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
