
© Uwe von Schirp (Archiv)
Spectaculum: „Enormer Eintrittspreis schließt Teile der Bevölkerung aus“
Neuer Markt im September
Echte Mediävisten werden sich freuen: Mit dem „Spectaculum“ soll im September ein weiterer Mittelalter-Markt nach Dortmund kommen. Vor Ort weckt das kommerzielle Event eher Sorgen und Kritik.
Mengede soll einen zweiten Mittelalter-Markt bekommen. Nach dem „Mittelalterlichen Treyben zu Mengede“ als Nachfolger des Gaudiums soll Ende September ein „Spectaculum“ stattfinden. Die kommerzielle Veranstaltung ist ein Ableger des Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (MPS). Bis 2019 fand das MPS 24-mal im Dortmunder Fredenbaumpark statt. Dann stellte die Stadt den Park zum Schutz der Natur nicht mehr zur Verfügung.
SKH-Event suchte nach einer Veranstaltungsfläche für sein „Spectaculum“ in Dortmund. Da der Fredenbaumpark nicht zur Verfügung stehe, habe das Grünflächenamt den Mengeder Volksgarten angeboten. Das erklärte SKH-Geschäftsführer Marc Homberger gegenüber dieser Redaktion.
Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann überraschte der Bericht nicht. Das Grünflächenamt habe mit ihm über die Verhandlungen mit SKH-Event gesprochen. Kunstmann ist über den zweiten Mittelaltermarkt alles andere als glücklich. Und das aus mehreren Gründen.
Eintrittspreis schreckt Bummler und Neugierige ab
„Ich empfinde das Spectaculum als Konkurrenz zum Mittelalterlichen Treyben“, sagt er auf eine Anfrage der Redaktion. „Als Nachfolger des Gaudiums muss sich das Treyben erst etablieren. Von daher ist das Spectaculum möglicherweise kontraproduktiv.“
Kritisch sieht der Bezirksbürgermeister und Chef des Stadtbezirksmarketings vor allem aber das kommerzielle Angebot. SKH-Event ruft für eine Tageskarte 15 Euro, für Kinder (7 bis 14 Jahre) 7 Euro auf. Wochenendtickets kosten 26 Euro oder 12 Euro. „Die Eintrittspreise sind enorm“, sagt Kunstmann. Wobei er nicht sagen wolle, dass sie unangemessen seien. „Ich befürchte aber, dass damit große Teile der Mengeder Bevölkerung von der Veranstaltung ausgeschlossen werden.“

Der Dortmunder Veranstalter Nordic Ledur organisierte in der Vergangenheit bereits Mittelalterfeste, unter anderem auf Schloss Westhusen in Westerfilde. © Stephan Schütze (Archiv)
Das „Gaudium“ war eintrittsfrei. Als es um die Nachfolge ging, war der freie Eintritt eine Bedingung. Für Michael Herhold von Nordic Ledur, den Organisator des „Treybens“ keine Frage: „Viele Mengeder haben ein geringeres Einkommen als etwa im Dortmunder Süden.“ Den zweiten Markt sieht er auch wegen des Eintritts nicht als direkte Konkurrenz an. „Außerdem findet das Treyben ja zuerst statt.“ Darüberhinaus möchte er sich nicht äußern. „Warten wir es ab.“
Der Eintritt schreckt womöglich aber auch diejenigen ab, die aus Neugierde zu den Mittelalterfesten gegangen sind. Oder mit Freunden einen schönen Abend bei nicht alltäglichen Spezialitäten erleben wollen. „Ganz ehrlich, das ist mir keine 15 Euro wert“, erklärt ein Leser nach unserem ersten Bericht.
Bezirksvertretung diskutiert Nutzung von Parks
Die Fans von Mittelaltermärkten dürfte der Eintritt indes nicht abschrecken. Und eingefleischte Mediävisten nehmen auch gerne 50 bis 100 Kilometer Anfahrt für einen attraktiven Markt in Kauf. Zumal ihnen SKH-Event Campsite-Tickets für die Übernachtung im eigenen Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil anbietet.
Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann sieht eine weitere Konsequenz aus der Eintrittspflicht. „Dafür muss der Volksgarten eingezäunt werden“, sagt er. „Der Bevölkerung steht der Park somit an dem Wochenende auch für den Spaziergang nicht zur Verfügung.“ Letztlich sorgt sich der Bezirksbürgermeister auch um den Zustand des Parks. „Ich weiß nicht, wie er danach aussieht.“ Zwischen den beiden Märkten liegen nur drei Monate.
Das Thema beschäftigte am Donnerstag (31.3.) auch die Lenkungsgruppe des Stadtbezirksmarketings. Und seit Bekanntwerden der Spectaculum-Pläne diskutiert es die örtliche Politik. Für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung am 27. April sei ein fraktionsübergreifender Antrag in Vorbereitung, erklärt Kunstmann. Gegenstand der Debatte soll die „Nutzung der Parks und Grünflächen im Stadtbezirk“ sein.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
