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Dortmunder Wirtschaft zum Jahreswechsel in Sorge: Wie geht es 2021 weiter?
Corona-Jahr
Im Corona-Jahr ging es in der Dortmunder Wirtschaft auf und ab. Gerade drückt der Lockdown die Stimmung deutlich. Was bedeutet das in Industrie, Handel und Handwerk im kommenden Jahr?
Dortmund geht deutlich digitaler aus dem Jahr 2020 heraus, als es hinein gegangen ist. Viele Unternehmen haben digitale Absatzstrategien entwickelt, die sie bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie im März noch vor sich her geschoben hatten.
Vor allem ist Dortmund seit dem Sommer angeschlossen an eine Hochgeschwindigkeits-Datentrasse. Mehrere Millionen Euro hat die Stadt gemeinsam mit Bochum und Gelsenkirchen in den neuen Internetknoten Ruhr-CIX investiert. Er soll das Ruhrgebiet als Wirtschaftsstandort stärken - mit dem Dokom-Rechenzentrum in Huckarde als „Fabrikhalle der Digitalisierung“.
Wichtig dafür ist auch der Breitband-Ausbau, der im nächsten Jahr beginnt, und nicht nur Schulen, sondern auch Gewerbegebiete mit schnellem Internet versorgen wird.
Während sich Caterpillar 2020 weiter zum Sorgenkind entwickelte und der US-Konzern seinen Standort in Dorstfeld mit rund 600 Arbeitsplätzen nun im Sommer nächsten Jahres schließt, entwickelte sich ein Unternehmen aus Brackel zu einem der Aufsteiger des Jahres.
Compleo baut an der Obersten-Wilms-Straße mit derzeit etwa 200 Beschäftigten Ladesäulen für Elektroautos und schaffte es mit seinem Börsengang im September sogar in die „Tagesthemen“. Compleo will weiter wachsen und sucht in Dortmund derzeit einen neuen Standort.
Corona-Lockdown: „Viele werden ihn nicht überstehen“
Ein Jahr des Umbruchs deutet sich 2021 für den Westenhellweg und den Einzelhandel in der City an. So vergleichsweise glimpflich der Kollaps des Kaufhof-Karstadt-Konzerns mit dem Erhalt des Karstadt-Haupthauses und des Sporthauses für Dortmund ausgegangen ist, so ist die Lage im Handel mit dem Lockdown zum Jahresende noch einmal sehr schwierig geworden.
„Wenn das Weihnachtsgeschäft und der auch noch wichtige Zeitraum ‚zwischen den Jahren‘ verloren gehen, ohne dass liquiditätserhaltende Hilfsmittel fließen, dann“, da ist sich Thomas Schäfer, der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Westfalen-Münsterland, sicher, „wird der wirtschaftliche Überlebenskampf immer mehr zu einem sinnlosen Kampf gegen Windmühlen – der Kampf gegen Lockdown, Online-Handel, verändertes Kundenverhalten und Kaufzurückhaltung wird immer aussichtsloser.“
Der Verbandschef fürchtet, dass viele Unternehmen den Lockdown nicht überstehen.
In Handel und Industrie insgesamt ist die Stimmungslage zum Jahresende eher schlecht, wie die November-Umfrage der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund zeigt.
„Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen gibt an, dass die Pandemie die wirtschaftliche Lage des Unternehmens verschlechtert hat“, sagte Kammerpräsident Heinz-Herbert Dustmann jüngst in seiner Jahresrede.
„In einer gegenwärtig guten Lage sieht sich derzeit ein Drittel der Unternehmen; und dass sich die wirtschaftliche Situation 2021 aufhellt, das glaubt ein Viertel der Unternehmen. Genauso viele Betriebe gehen aber auch davon aus, dass sich die Lage noch weiter verschlechtern wird“, so Dustmann.
Schwere Verluste auch im Handwerk
Auch für das Handwerk stellt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer, deutliche Konjunktur-Einbrüche fest. Das offenbare die aktuelle Herbst-Umfrage.
Nur noch 84 Prozent (Herbst 2019: 92 Prozent) der befragten Unternehmen hätten ihre aktuelle Geschäftslage mit gut oder zufriedenstellend bewertet, so Schröder. Lediglich 82 Prozent rechneten mit einer guten Entwicklung in den kommenden sechs Monaten (Herbst 2019: 91 Prozent).
„Viele Handwerksunternehmen mussten schwere Verluste hinnehmen. Besonders hart hat es die Betriebe der personenbezogenen Dienstleistungen und die Nahrungsmittelhandwerke getroffen. Vergleichsweise gut ist das Bau- und Ausbaugewerk über die letzten Monate gekommen. Aber auch hier schwinden die Auftragspolster langsam“, sagt Berthold Schröder.
Auch im kommenden Jahr werde die Corona-Pandemie das Handwerk der Region beschäftigen. „Darüber hinaus werden die Themen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Fachkräftesicherung auf unserer Agenda stehen.“
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
