Anwohner findet Babyleiche im Keller

Kirchlinde

Schrecklicher Fund in einem Wohnhaus in Kirchlinde: Anwohner haben in der Nacht zu Dienstag die Leiche eines Babys im Keller entdeckt. Die Polizei hat die 22 Jahre alte Mutter des toten Mädchens festgenommen. Am Mittwoch wird die Frau einem Ermittlungsrichter vorgeführt.

DORTMUND

, 28.10.2014, 08:47 Uhr / Lesedauer: 2 min
In diesem Haus in Kirchlinde wurde das tote Baby gefunden.

In diesem Haus in Kirchlinde wurde das tote Baby gefunden.

  • Anwohner entdeckte Dienstagmorgen gegen 0.30 Uhr totes Neugeborenes und größere Menge Blut im Keller eines Hauses in der Hangeneystraße
  • Mädchen war laut Staatsanwaltschaft bei Geburt "lebensfähig"
  • Mutter (22) wurde festgenommen
  • Sie wohnt mit ihrem Lebensgefährten im Haus
  • Die Frau hat drei weitere Kinder. Sie standen laut Stadt unter der Obhut des Jugendamts
  • Die neue Schwangerschaft wurde von Ämtern vermutet
  • Am Mittwochnachmittag entscheidet ein Ermittlungsrichter über die Untersuchungshaft
  • An der Fundstelle trauern zahlreiche Menschen

Aktualisierung 16.46 Uhr: Soeben hat sich die Stadt Dortmund zu dem Fall in Kirchlinde geäußert. Demnach wurde die Familie in Kirchlinde seit dem Sommer 2012 vom Jugendamt betreut. Anfang September wurden die drei Kinder der Familie vom Amt in Obhut genommen. Gleichzeitig äußerten Mitarbeiter des Jugendamts den Verdacht, dass die 22-Jährige erneut schwanger ist. Das verneinte die Frau, die von Nachbarn als korpulent beschrieben wird. Außerdem wurde eine psychische Überforderung der Mutter angenommen.

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Totes Neugeborenes gefunden

In Kirchlinde ist am Dienstagmorgen ein toter Säugling gefunden worden.
28.10.2014
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In diesem Haus in Kirchlinde wurde das tote Baby gefunden.© Foto: Peter Bandermann
Die Spurensicherung der Dortmunder Kripo am Tatort.© Foto: Peter Bandermann
Hinter dieser Tür wohnte die 22-jährige Mutter des toten Kindes.© Foto: Gaby Kolle
Die Spurensicherung der Dortmunder Kripo am Tatort.© Foto: Peter Bandermann
Eine Mitarbeiterin der Spurensicherung betritt am Dienstag in Kirchlinde das Mehrfamilienhaus, in dessen Keller in der Nacht eine Babyleiche gefunden worden war.© Foto: dpa
Die Polizei hat drei Türen im Haus versiegelt.© Foto: Gaby Kolle
Eine Mordkommission der Polizei ermittelt, warum ein totes Neugeborenes hinter dieser Kellertür lag.© Foto: Gaby Kolle
Ein Anwohner hat das tote Kind gefunden. Jetzt gibt der Mann ein TV-Interview.© Foto: Gaby Kolle
Hinter diesem Kellerfenster wurde das tote Baby gefunden.© Foto: dpa
Eine Mitarbeiterin der Spurensicherung betritt am Dienstag in Kirchlinde das Mehrfamilienhaus, in dessen Keller in der Nacht eine Babyleiche gefunden worden war.© Foto: dpa
Ein Bewohner hatte im Keller eine größere Menge Blut entdeckt und die Polizei alarmiert. Bei der Durchsuchung der Kellerräume fanden Beamten die Leiche. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen.© Foto: dpa
Die 22-jährige Mutter des Babys wurde noch in der Nacht festgenommen.© Foto: dpa
Die 22-jährige Mutter des Babys wurde noch in der Nacht festgenommen.© Foto: dpa
Ein Bewohner hatte im Keller eine größere Menge Blut entdeckt und die Polizei alarmiert. Bei der Durchsuchung der Kellerräume fanden Beamten die Leiche. Eine Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen.© Foto: dpa
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In der Folge wurde das Gesundheitsamt eingeschaltet. In einem ersten Gespräch hätten sich weder die Schwangerschaft noch die Überforderung bestätigt.

Da eine gynäkologische Untersuchung nicht ohne die Einwilligung der Mutter erfolgen kann, wurde das Familiengericht in der vergangenen Woche eingeschaltet. Ziel: ein vorgeburtliches Verfahren zum Schutz des ungeborenen Kindes einzuleiten. Ob es eine Entscheidung über den Fall gegeben hat, konnte ein Gerichtssprecher noch nicht sagen.

Nach Informationen unserer Redaktion lag das tote Baby in einen Plastiksack eingewickelt in einem Katzen-Transportkorb. Der stand auf einem Sperrmüll-Haufen in einem Kellerraum neben der Waschküche. Einer Nachbarin hatte die 22-Jährige erzählt, wie stolz sie sei, dass das Jugendamt nichts von ihrer Schwangerschaft bemerkt habe.

Die Staatsanwaltschaft Dortmund teilte am Dienstagmittag mit, dass die 22 Jahre alte Hausbewohnerin festgenommen worden ist. "Zur Todesursache können aus ermittlungstaktischen Gründen keine Angaben gemacht werden", heißt es in der Pressemitteilung. Die Obduktion der Babyleiche hat jedoch ergeben, dass der Säugling bei der Geburt laut Staatsanwaltschaft "lebensfähig" war. Die Ermittlungen dauern an.

Die Wohnung der 22 Jahre alten Bewohnerin, in der sie mit ihrem Partner lebt, und die Tür zum Keller sind von der Polizei versiegelt worden. Laut Aussagen von Nachbarn war die junge Frau noch bis vor ein paar Tagen hochschwanger. Am Freitag erzählte sie einer Nachbarin dann, dass sie in einem Krankenhaus entbunden und das Baby sofort zur Adoption freigegeben habe. Es soll ein Mädchen gewesen sein. Nachbarn zufolge ist die 22-Jährige bereits Mutter von drei Jungen im Alter von vier, drei und einem Jahr. Das Jugendamt habe die Kinder vor sechs Wochen in Obhut genommen. Die Kinder sahen vernachlässigt aus, sagen Nachbarn.

Laut Staatsanwaltschaft wird die Leiche des Babys noch heute obduziert. Weitere Auskünfte zu den Hintergründen des Todes wollte Staatsanwalt Gustav Schulte-Göbel mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht machen. Er kündigte für den frühen Nachmittag eine gemeinsame Pressemitteilung mit einem Zwischenstand der Ermittlungen an.

Die Spurensicherung ist derzeit noch im Haus an der Hangeneystraße unterwegs und untersucht den Fundort des toten Babys. Das freistehende Gebäude, in dem fünf Parteien wohnen, ist etwas älteren Baujahrs. 

"Wir ermitteln zurzeit die Todesursache und die Identität des Babys", berichtete Staatsanwältin Sandra Lücke am Dienstagmorgen. Zeugen entdeckten im Keller des Mehrfamilienhauses zunächst "eine größere Menge Blut", heißt es in einem ersten Bericht von Polizei und Staatsanwaltschaft.

Daraufhin verständigten die Anwohner um 0.38 Uhr den Notruf. Polizisten durchsuchten die Kellerräume des Mehrfamilienhauses und entdeckten die Leiche. Weitere Informationen will die Staatsanwaltschaft im Laufe des Tages veröffentlichen. Eine Mordkommission ermittelt. Über das Alter des Babys und über die Eltern gibt es zurzeit keine Informationen.

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