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Absage für Kita-Betreuung stellt Apothekerin vor große Probleme
Kita und Corona
Wer auf Kita-Betreuung angewiesen ist, soll trotz des Appells, Kinder zuhause zu lassen, versorgt sein. Dass diese Regelung nicht immer funktioniert, musste eine Dortmunder Familie erleben.
Im Sinne der Kontaktvermeidung sollen Eltern, wann immer es möglich ist, ihre Kinder zuhause selbst betreuen. Die Kindertageseinrichtungen bleiben jedoch geöffnet, wenn auch eingeschränkt. Eltern können eigenverantwortlich entscheiden, ob sie die Betreuung dort in Anspruch nehmen oder nicht. So sehen es die landesweiten Bestimmungen im Januar 2021 vor.
Wer keine Möglichkeit hat, sich tagsüber selbst um sein Kind zu kümmern, kann es also wie gewohnt in die Kita bringen, schließt man daraus. Dass es in der Praxis jedoch ganz anders laufen kann, musste eine Mutter aus dem Dortmunder Süden erfahren.

Die katholische Kita Heilig Geist/Familienzentrum Wellinghofen konnte zuletzt nicht alle Kinder mit Bedarf unterbringen. © Susanne Riese
Als Inhaberin von zwei Apotheken in Hörde und Hombruch ist die Betroffene auf die Betreuung ihrer Tochter angewiesen. Doch die Kita Heilig-Geist Auf den Porten in Wellinghofen konnte ihr ab dem 12. Januar keinen Platz mehr anbieten, aus Infektionsschutzgründen, wie es hieß.
„Es waren dort drei von vier Gruppen geschlossen“, erzählt die Mutter. Offenbar seien so viele Erzieherinnen erkrankt gewesen, dass nicht alle Kinder unter den derzeitigen Sicherheitsmaßnahmen versorgt werden konnten. Corona-Fälle habe es unter den Mitarbeitenden aber nicht gegeben.
Als selbstständige Apothekerin sei sie aber gerade in diesen Zeiten gefordert, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Dafür benötige sie eine zuverlässige Betreuung, da auch ihr Mann in der Regel nicht zuhause arbeiten könne. Doch das Argument, systemrelevant zu sein, spielt bei der Platzvergabe keine Rolle mehr.
Fast eine Woche musste sich die Familie mit Hilfe von Freunden und Großeltern über die Runden retten - aus Infektionsschutzsicht keine ideale Lösung. Seit dem 18. Januar (Montag) kann die Tochter die Kita wieder besuchen.

Die Kita Heilig Geist in Wellinghofen ist ein Familienzentrum. © Susanne Riese
„Ich will gar nichts gegen den Kindergarten sagen“, betont die Betroffene. Dort habe man schnellstmöglich eine Lösung gesucht. Ihr sei es aber wichtig, darauf hinzuweisen, dass die theoretischen Regelungen in der Umsetzung nicht reibungslos funktionierten und sich dadurch für betroffene Familien erhebliche Probleme ergeben. „Manches ist einfach nicht zu Ende gedacht.“
Träger verweist auf eingeschränkten Pandemiebetrieb und Krankheitsfälle
Der Träger der Kindertageseinrichtung, die Katholische Kirche, äußert sich auf Anfrage wie folgt zu dem Geschehen:
„In der Kath. Kindertageseinrichtung Heilig Geist in Dortmund Wellinghofen kam es in der letzten Woche leider zu einem akuten Mitarbeiterausfall, so dass die gesetzliche Mindestbesetzung des Personals nach KiBiz (Kinderbildungsgesetz), Anlage zu § 33, unter Berücksichtigung der aktuellen Pandemiebedingungen nicht eingehalten werden konnte.“
Nach Rücksprache und eingehender Beratung mit dem Landesjugendamt seien deshalb ab dem 12. Januar drei von vier pädagogischen Gruppen vorübergehend geschlossen worden.
Weiter schreibt die Presseabteilung der Katholischen Kitas im Erzbistum Paderborn: „Wohlwissend um die individuellen Betreuungsbedarfe der Elternschaft vor Ort bedauern wir, dass aufgrund der rechtlichen Vorgaben keine andere Lösung gefunden werden konnte.“
Seit dem 18. Januar befänden sich nun zwei pädagogische Gruppen im eingeschränkten Pandemiebetrieb. Der zeichne sich durch eine strenge Gruppentrennung und dementsprechend fest zugewiesenes Personal innerhalb der Kindertagesbetreuung aus.
Um alle Maßnahmen verbindlich umsetzen zu können, hat die Landesregierung neben dem Appell, die Kinder zuhause zu lassen, den Betreuungsumfang in den Einrichtungen für jedes Kind um zehn Stunden pro Woche reduziert.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
