So war es eigentlich gedacht: leere Kitas während des Lockdowns. Die Wirklichkeit sieht anders aus.

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Kindergarten trotz Corona: „Für uns gab es keinen wirklichen Lockdown“

rnKinderbetreuung in Dortmund

Keine richtigen Konzepte, keine Entscheidungen. Die Leitungen der Kindertagesstätten sind weitgehend auf sich allein gestellt. Eine Kita-Leiterin erzählt vom mürbe machenden Corona-Alltag.

Berghofen

, 20.01.2021, 17:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es geht nur gemeinsam. „Ich bin froh, dass wir hier so ein tolles Team haben. Ansonsten würde es nicht funktionieren.“ Susanne Amft ist Leiterin des evangelischen Familienzentrums und Kindergartens in Berghofen. Zusammen mit ihren 20 Mitarbeiterinnen hält sie den Betrieb aufrecht. Einen Betrieb, den es so eigentlich nicht mehr geben sollte.

Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist anders

„Ich werde von meinen Nachbarn immer wieder gefragt, warum ich zur Arbeit gehe. Die Kindergärten seien doch geschlossen“, sagt Susanne Amft. So sei die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Dabei ist die Situation völlig anders, als sich manch ein Politiker es sich wohl wünschen würde. „Über 30 Prozent der Kinder sind da und werden von uns auch betreut“, sagt die Kita-Leiterin.

Susanne Amft ist Leiterin des Evangelischen Kindergartens in Berghofen.

Susanne Amft ist Leiterin des Evangelischen Kindergartens in Berghofen. © Ruhr Nachrichten

Erstaunlicherweise, so eine Statistik, sind die Kindertagesstätten im Dortmunder Süden erheblich mehr besucht als beispielsweise im Dortmunder Norden.

„Eigentlich“, so Amft, „waren wir nie geschlossen. Für uns gab es keinen wirklichen Lockdown.“ So hieß es im ersten Lockdown, es sei fünf Wochen ganz dicht, dann gab es doch Betreuungsangebote für Kinder von Eltern aus systemrelevanten Berufen. Schließlich wurden immer mehr Berufe systemrelevant, sodass es wieder voll wurde in der Kita.

Wie auch jetzt. In Berghofen sind es vier Gruppen, die betreut werden. Vier Gruppen, die immer dieselben Betreuerinnen haben, die sich untereinander nicht sehen und die sogar verschiedene Ein- und Ausgänge nehmen.

Viel Arbeit, einen Dienstplan zu basteln

Kompliziert wird das Aufstellen des Dienstplanes. Da heißt es basteln, denn auch die Mitarbeiterinnen haben Kinder zu Hause, die betreut werden müssen. Es mache ja keinen Sinn, wenn eine Mitarbeiterin zur Arbeit kommt aber ihr Kind dann in die Kita geben müsse. „Das ist ja wie ein Schneeballsystem“, sagt Susanne Amft.

Also wird gemeinsam geplant – und gemeinsam die Krise bewältigt. Auch von den Eltern gibt es nur positive Rückmeldungen. Alles per E-Mail, da persönliche Gespräche im Moment nicht Corona-konform sind. Aber, haben die Mitarbeiterinnen keine Angst vor Ansteckungen? „Doch“, sagt Susanne Amft.

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Daher wird auch im Gebäude Maske getragen, auch teilweise vor den Kindern. „Die gewöhnen sich da tatsächlich schnell dran“, so Amft. Aber, wie geht es weiter? „Vielleicht wird das Angebot noch systemrelevanter, damit die Gruppen kleiner werden“, so die Leiterin.

Von der Politik im Stich gelassen

Aber nichts Genaues weiß man nicht. Sie fühlt sich ein wenig von der Politik alleine gelassen. „Eine konkrete Vorgabe wäre mal schön“, sagt Susanne Amft. Aber das gäbe es ja nicht. „Es ist nichts Halbes und nichts Ganzes, was da von der Politik kommt.“

Die Verantwortung werde auf die Kindergärten und auf die Eltern abgewälzt, auch nach den neuesten Beschlüssen vom 19. Januar. Dazu käme auch noch die Problematik, dass es keine offiziellen Bescheinigungen für die zusätzlichen Kinderkrankenscheine gäbe, was es für die Eltern schwieriger mache, sich vom Arbeitgeber freistellen zu lassen.

Trotz aller Sorgen hofft man aber auch in Berghofen, dass die Arbeit bald wieder normal weitergeht – mit allen Kindern. Dazu muss Deutschland das Coronavirus in den Griff bekommen.