
© Daniel Immel
Große Mehrheit von Dortmunds Kleiderspenden ist Müll
Altkleider-Container
Tote Ratten, Fäkalien an der Unterwäsche: Was die Helfer des Roten Kreuzes in Dortmunds Kleider-Containern finden, ist oft unbrauchbar und teilweise ekelhaft. Dabei ist richtig spenden einfach.
Michael Rau und Klaas Pütschneider vom Deutschen Roten Kreuz stehen zwischen Bergen von Klamotten. In den engen Räumen des DRK an der Josephstraße türmt sich allerlei an Kleidung, mit der Bedürftige versorgt werden sollen.
Hemden sind aufgehängt, Blusen, T-Shirts, Pullover, Unterwäsche, Schuhe liegen nach Größen geordnet auf mehreren Haufen – alles ist da, in der Kleiderkammer in Dortmund.
50 Prozent Müll – nur in der Beurhausstraße
„Ich würde sagen, dass 50 Prozent der Kleidung noch an Kunden auszugeben ist“, schätzt Pressesprecher Klaas Pütschneider mit Blick auf die Klamotten, die im Kleidercontainer an der Beurhausstraße eingeworfen wurden.
Der Altkleidercontainer in der Beurhausstraße befindet sich vor der Zentrale des DRK-Kreisverbandes Dortmund, wird fast täglich geleert und ist regelmäßig rappelvoll.

Pressesprecher Klaas Pütschneider zwischen brauchbaren Klamotten in der Kleiderkammer in Dortmund. Diese Waren kann an Obdachlose verteilt werden. © Daniel Immel
In der Zentrale des Kreisverbandes wird anschließend sortiert: Brauchbare Kleidung wird in Säcke mit der Aufschrift KK gepackt und kann in der Kleiderkammer an Bedürftige und Obdachlose verteilt werden, unsaubere oder kaputte Ware erhält ein X.
Die aussortierten Kleidungsstücke bekommt ein Verwertungsunternehmen, das dem DRK dafür Geld zahlt. In einem Raum der Zentrale werden alle sortierten Säcke gelagert.
Kleiderkammer besitzt keine Waschmaschinen
Zwar sind die Exemplare mit dem Kleiderkammer-Kürzel schon vorsortiert worden, dennoch prüfen Michael Rau und seine Kollegen in der Kleiderkammer ein weiteres Mal alle Textilien auf Verwendbarkeit.
Denn: Beispielsweise ungereinigte Klamotten können nicht an Bedürftige verteilt werden – da man keine Waschmaschinen besitzt und die Waren so rausgibt, wie sie abgegeben werden.
Außerdem kommt es oft vor, dass sie Müll finden. Müll, das ist alles, was nicht zu gebrauchen ist. Kleidung, die man nicht mehr an die Bedürftigen verteilen kann. Bei dem Kleidungs-Müll, den Pütschneider und Michael Rau beurteilen können, würde vor allem eines auffallen: „Es gibt verdreckte Kleidung und auch beschädigte Waren.“
Immer wieder negative Funde dabei
Michael Rau, ehrenamtlicher Leiter der Kleiderkammer, holt eine kaputte Jacke, sie hat Löcher und ein Kaugummi hat sich im Stoff verfangen. Er sagt: „Das ist Müll, das will keiner anziehen.“ Er hat die Jacke aus einem Sack geholt, in dem sich noch weitere unbrauchbare Klamotten befinden.

Ein Exemplar, das nicht mehr an Bedürftige ausgegeben wird. © Daniel Immel
„Wir hatten schon tote Ratten, Essensreste und auch verdreckte Unterwäsche“, erzählt Rau von den Entdeckungen, die ihm beim Sortieren in der Kleiderkammer aufgefallen sind. Unterhosen mit Fäkalien gäbe es auch schon mal.
„Das ist schon unangenehm“, so Micheal Rau. Ein dickes Fell wie der Leiter der Kleiderkammer würden nicht alle besitzen, erklärt Klaas Pütschneider, es habe auch schon Mitarbeiter gegeben, die die Arbeit abgeschreckt habe.
Die Qualität in den weiteren Containern ist noch schlechter
Neben dem Container an der Beurhausstraße verfügt das Deutsche Rote Kreuz über weitere Standorte im Dortmunder Stadtgebiet. Dort sei der Anteil an Müll in den Containern der Stadtteile deutlich höher: „Zwei Drittel von dem, was in den Containern in den Vororten ist, ist Müll“, sagt Pütschneider.
Die Altkleidercontainer in den Vororten werden direkt durch ein Verwertungsunternehmen geleert. Dies geschieht nur unregelmäßig, weshalb die Ware in den Containern oftmals unbrauchbar sei.
Appell: Kleidung sollte sauber und ganz sein
„Die Textilien aus den Altkleidercontainern in den Stadtteilen gelangten nicht in die Kleiderkammer“, so Pressesprecher Klaas Pütschneider. Nur die Ware aus der Zentrale kann in der Kleiderkammer verteilt werden.
Die beiden DRK-Mitarbeiter Klaas Pütschneider und Michael Rau haben aber noch einen weiteren Appell an alle Spender. „Man selber trägt vielleicht noch eine Jeans mit Löchern, aber für die Ausgabe ist das schwierig“, sagt Pütschneider.
Man müsse bedenken, wer die Klamotten nachher tragen würde: „In erster Linie Obdachlose, die leben auf der Straße und sind froh, wenn die Klamotten funktionstüchtig sind.“
Es muss nicht modisch sein
Pütschneider erläutert genauer: „Die Kleidung sollte tragbar sein, sprich sauber und heile.“ Es sei völlig nebensächlich, ob etwas modisch ist. Hauptsache die Klamotten erfüllen ihren Zweck.
Wichtig sei, dass man die Kleidung vor der jeweiligen Saison abgibt. „Gut wäre es, wenn Winterjacken vor und nicht nach dem Winter abgegeben werden.“ Der Bedarf an Winterjacken sei in Wintermonaten nun mal höher als im Sommer.
Auch an Männerkleidung würde es fehlen, ergänzt Michael Rau. Kinderklamotten hätten sie dafür ausreichend vorhanden.
Daniel Immel, gebürtiger Westerwälder, den es nach Stationen in Iserlohn und Perth nach Dortmund verschlagen hat. Will die täglichen Geschichten, die die Dortmunder Straßen bieten, einfangen und ein Journalist auf Augenhöhe sein. Legt in seiner Freizeit als DJ auf und liebt den Sound von Schallplatten.
