
© Guido Bludau (A)
Wie Corona die Sprengung von Dorstener Geldautomaten beeinflusst
LKA-Statistik
Vor der versuchten Geldautomatensprengung in Deuten hat es längere Zeit keinen Anschlag auf eine Bankfiliale in Dorsten gegeben. Das LKA bestätigt: Das hat auch mit Corona zu tun.
Die Sprengung des Geldautomaten bei der Volksbank in Deuten in der Weihnachtswoche war bei weitem nicht der erste Vorfall dieser Art, über den die Dorstener Zeitung seit 2020 berichtet hat. Was sich für die Redaktion wie eine auffällige Häufung anfühlte, war für die Ermittlungsbehörden und ihre Statistiker jedoch allenfalls eine „zufällige Schwankung“, wie ein Behördensprecher auf Anfrage mitteilte.
Dennoch hat das Landeskriminalamt, bei dem die Fälle zusammenlaufen, interessante Beobachtungen gemacht. Zum Beispiel die, dass es 2021 landesweit einen deutlichen Rückgang der Sprengungen zwischen Januar und April gegeben hat. Hatten Täter 2020 in diesem Zeitraum noch 73 Explosionen an Geldautomaten verursacht, waren es im Jahr darauf „nur“ 20.
Ausgangssperre in den Niederlanden hat sich ausgewirkt
Für die Ermittler kein Grund zum Wundern, denn im ersten Quartal des Jahres galt im Nachbarland Niederlande eine nächtliche Ausgangssperre. Laut Polizeisprecher Andreas Lesch gehen seine Kollegen vom LKA davon aus, dass die Täter meist aus den Niederlanden kommen und sich während des viermonatigen strengen Lockdowns für unauffälliges Verhalten entschieden haben.
Die Fälle rund um Dorsten im Jahr 2020 sprechen für diese Annahme, denn auch hier wurde der erste am 5. April aus Schermbeck (Kreispolizei Wesel) gemeldet. Ein Versuch, bei dem die Täter ohne Beute blieben. Am 23. August sprengten Täter dann den Automaten der Deutschen Bank in Kirchhellen, am 27. August den Geldautomaten der Volksbank Wulfen-Barkenberg, am 21. September war die Sparkasse an der Schneiderstraße in Kirchhellen-Grafenwald betroffen, am 7. Oktober der Sparkassen-Automat am Dorstener Hagebaumarkt und nun zuletzt die Volksbank in Deuten.
Zur Tätergruppe sollen bis zu 700 Personen gehören
Im Bereich der Kreispolizeibehörde Recklinghausen wurde der erste Fall am 22. April 2021 registriert. Weitere sechs folgten im Jahresverlauf, davon misslangen den Tätern drei. Landesweit läpperten die Fälle sich dann in diesem Jahr auf bisher 150. Die Differenz zu den 176 Fällen im Jahr zuvor erklären die LKA-Ermittler mit dem Lockdown in den Niederlanden.
Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei den Tätern um Menschen aus den Niederlanden mit marokkanischem Migrationshintergrund handelt. Sie sollen rund um Amsterdam und Utrecht zu Hause sein. Einzelne Festnahmen und Prozesse, wie zum Beispiel 2018 am Landgericht Essen, haben den Tätern nicht das Handwerk legen können.
Nach Auskunft des Landeskriminalamtes handelt es sich um eine 500 bis 700 Personen starke, gut organisierte Tätergruppe, die ihre Arbeitsweise offenbar ständig weiterentwickelt: Wurden viele Sprengungen zunächst mit Gasgemischen herbeigeführt, setzen die Täter inzwischen meist Sprengstoff ein - und richten damit, auch wenn sie nicht nicht immer Beute machen, erhebliche Sachschäden an.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
