
© Guido Bludau
Explosionen in Bankfiliale: Täter fliehen ohne Beute, hinterlassen aber großen Schaden
Geldautomat gesprengt
Zwei Explosionen gab es, dann lag die kleine SB-Filiale der Vereinten Volksbank in Deuten in Trümmern. Die Täter sind auf der Flucht, Beute haben sie wohl nicht gemacht. Das Entsetzen ist groß.
Es war um 3.30 Uhr am frühen Montagmorgen, als eine Explosion die nächtliche Ruhe an der Birkenallee erschütterte. Tatjana Nilsson war zu diesem Zeitpunkt noch wach, blickte aus dem Fenster auf die andere Straßenseite und sah drei dunkel gekleidete Männer vor der SB-Filiale der Vereinten Volksbank. Kurz darauf krachte es erneut.
Die drei Täter hatten die Tür der kleinen Filiale aufgebrochen und binnen weniger Minuten zwei Sprengsätze gezündet. Die heftigen Detonationen verwandelten den Raum in ein Trümmerfeld. Als wenig später der erste Streifenwagen der Polizei eintraf, waren die Unbekannten längst über alle Berge.
Bankräuber haben wohl keine Beute gemacht
In einem schwarzen Auto fuhren sie mit hoher Geschwindigkeit in Richtung B 58 davon, hat Tatjana Nilsson gesehen. Die Fahndung blieb im Tagesverlauf trotz eines Hubschraubereinsatzes erfolglos. Die Polizei wollte es am Nachmittag noch nicht offiziell bestätigen, aber: Beute haben die Täter wohl nicht gemacht.
„Das wird wohl technische Gründe haben“, meint der Sprecher der Vereinten Volksbank, Ralf Bröker, ohne Details nennen zu wollen. Zum vierten Mal binnen 15 Monaten wurde versucht, einen Automaten des Geldinstituts zu sprengen. Doch weder in Grafenwald (zweimal), noch in Wulfen-Barkenberg und Deuten gelang das. „Ich bin trotzdem sehr erschrocken, wie rabiat die Täter vorgehen und offenbar auch keine Scheu haben, Menschenleben zu gefährden“, so Bröker.
Tatjana Nilsson hat in Deuten alles aus sicherer Entfernung mit angesehen. „Irgendwann musste so etwas ja passieren“, sagte sie Stunden später und noch merklich aufgewühlt. „Die Filiale ist ja sehr abgelegen.“ Die Deutenerin, die auf der anderen Straßenseite wohnt, hat nach der ersten Explosion die Täter vor der Bankfiliale stehen sehen, „aber in dem Gebäude waren sie nach der zweiten nicht mehr.“ Der Automat war nicht geknackt worden.
Über dem kleinen Raum befinden sich drei Wohnungen. Sie wurden evakuiert, die Bewohner bekamen am Vormittag Notunterkünfte. Wann sie wieder zurück in ihre eigenen vier Wände dürfen, war zunächst unklar. Die Polizei sperrte den Tatort weiträumig ab und sicherte stundenlang Spuren.

Ein Bild der Verwüstung bot die kleine SB-Filiale der Vereinten Volksbank am Morgen. Die Schadenshöhe ist noch unklar. Das Gebäude steht derzeit zum Verkauf. © Guido Bludau
Die Folgen der Explosionen waren auch außerhalb des Gebäudes sichtbar. Die Straße und ein Parkplatz waren von Glassplittern übersät und wurden am Vormittag vom städtischen Entsorgungsbetrieb beseitigt. Mehrere geparkte Autos wurden beschädigt, verletzt wurde aber offenbar niemand. Das THW stützte die Decke der SB-Filiale ab, die einzustürzen drohte. Wie hoch der Sachschaden am Gebäude ist, müssen Gutachter klären.
Die Sprengung des Bankautomaten hat nicht nur die Bewohner des Hauses zutiefst schockiert. Auch der Eigentümer ist erschüttert. Zurzeit steht die Immobilie an der Birkenallee mit Nebengebäuden im Immobilienportal „Immoscout“ für mehr als 1,1 Millionen Euro zum Verkauf. Die Schäden am Gebäude dürften Folgen für die Verhandlungen mit Interessenten haben.
- Während der Datenklau an Geldautomaten rückläufig ist, haben Automatensprengungen Hochkonjunktur: Im Jahr 2020 stieg die Zahl solcher Angriffe auf Geldautomaten in Deutschland zum Vorjahr um fast ein Fünftel von 349 auf 414. Dies war nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) der höchste Wert seit Beginn der statistischen Erfassung im Jahr 2005.
- In den meisten Fällen (256) blieb es demnach aber beim Versuch. Insgesamt erbeuteten die Täter nach BKA-Angaben 17,1 Millionen Euro. Zudem richteten sie mit ihrer rabiaten Methode der illegalen Geldbeschaffung zudem Sachschaden im mittleren zweistelligen Millionenbereich an.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.

Als „Blaulicht-Reporter“ bin ich Tag und Nacht unterwegs, um über Einsätze von Polizei und Feuerwehr seriös in Wort und (bewegten) Bildern zu informieren. Dem Stadtteil Wulfen gehört darüber hinaus meine besondere Leidenschaft. Hier bin ich verwurzelt und in verschiedenen Vereinen aktiv. Davon profitiert natürlich auch meine journalistische Arbeit.
