Erst wurde gefeiert, dann floss Blut: Vor rund acht Monaten hat ein Mann aus Marl in Wulfen-Barkenberg mehr als 20-mal auf seine schlafende Ehefrau eingestochen. Die Klinge seines Messers war 30 Zentimeter lang. Das Paar war zwar schon getrennt, hatte sich für den zwölften Geburtstag der gemeinsamen Tochter am 6. Mai aber noch einmal mit der Familie getroffen. Am Freitag (19.1.) ist der 44-Jährige am Essener Landgericht verurteilt worden. Die Strafe: neuneinhalb Jahre Haft wegen Mordversuchs.
Die Frau hatte sich hingelegt, wollte einen kurzen Mittagsschlaf machen. Dass ihr Mann ins Schlafzimmer kam, hatte sie nicht bemerkt. Die Stiche gingen in Hals, Rücken und Gesäß. Die heute 43-Jährige war blutüberströmt aus dem Haus gelaufen, dann auf einer Rasenfläche zusammengebrochen.
„Sie war dem Tode geweiht“
Passanten und Familienangehörige hatten sich sofort um die Schwerverletzte gekümmert. Auf einem Video sind herzzerreißende Schreie zu hören. Einer der Ersthelfer hatte im Prozess gesagt: „Ich wusste gar nicht, wo ich das Blut zuerst stoppen sollte. So viele Hände hatte ich gar nicht.“
Dass die Frau überlebt hat, gleicht einem Wunder. „Sie war schon dem Tode geweiht“, sagte Richter Jörg Schmitt bei der Urteilsbegründung des Essener Schwurgerichts. Der Angeklagte hatte damals seelenruhig in der Nähe gestanden, eine Zigarette geraucht und zugesehen, wie seine Frau um ihr Leben kämpft. „Das ist schwer zu ertragen“, so Schmitt.
Fünf gemeinsame Kinder
Das Paar war schon im Kindesalter in Nord-Mazedonien verheiratet worden, dann nach Deutschland gekommen. Es gibt fünf gemeinsame Kinder. Doch die Ehe hatte Risse bekommen. Die Frau war aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen, hatte offenbar eine neue Beziehung begonnen.
Ihr Mann hatte im Prozess erklärt, dass er kurz vor der Tat intime Fotos auf dem Handy der 43-Jährigen entdeckt habe. Ob das stimmt, ist unklar. „Es tut mir leid, dass ich ihr weh getan habe“, sagte er den Richtern. „Aber was sie mir angetan hat, war noch viel schlimmer.“ Die Tat selbst hatte er weitgehend gestanden.
Frau hat ihm verziehen
Seine Frau hat ihm inzwischen verziehen, will wieder mit ihm zusammenleben. An einer harten Bestrafung hatte sie kein Interesse. Doch daran sei laut Gericht kein Weg vorbeigegangen. „Das war eine sehr brutale Tat“, so Schmitt. Und was die ganze Sache noch viel schlimmer mache: Alles sei vor den Augen der Kinder und Enkelkinder passiert. Man könne nur hoffen, dass sie nicht für ihr Leben traumatisiert sind.
Die Verteidigung hatte dreieinhalb Jahre Haft wegen gefährlicher Körperverletzung beantragt. Außerdem sind 5.000 Euro Schmerzensgeld gezahlt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte elf Jahre Haft wegen Mordversuchs gefordert.
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