Nach Groß-Einbrüchen in Dorsten: „Ich fühle mich für dumm verkauft“

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Nach Groß-Einbrüchen in Dorsten: „Ich fühle mich für dumm verkauft“

rnGerichtsprozess

Werkzeug für 6.000 Euro lieh sich ein Häuslebauer vom THW aus, es wird von der Baustelle gestohlen. Ein Verdächtiger wird überführt und tischt vor Gericht eine abenteuerliche Geschichte auf.

Dorsten

, 27.01.2022, 05:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Unter dem Fake-Verkäufer-Namen „Martin Apfel“ wurden bei Ebay-Kleinanzeigen vor einem Jahr einzelne Beutestücke aus zwei Groß-Einbrüchen in Dorsten angeboten: darunter eine Kettensäge und ein Abbruchhammer. Die Diebstahlsopfer hatten die Ware anhand der Seriennummer (Säge) und anderer Merkmale unzweifelhaft als ihr Eigentum identifizieren können.

Ins Visier der Ermittler geriet ein 36-jähriger Schweißer aus Deuten: Die Adresse seines Einfamilienhauses war als Abholort bei Ebay angegeben worden, die E-Mail-Angaben trugen seinen echten Nachnamen.

Und als die Polizei bei der Hausdurchsuchung schließlich nicht nur Drogen, sondern auch besagte Kettensäge fand, wählte eine Kripo-Beamtin die bei Ebay hinterlegte Telefonnummer von „Martin Apfel“. Und höre da: Das Smartphone des Verdächtigen klingelte.

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Im Prozess vor dem Dorstener Schöffengericht stritt der Angeklagte am Mittwoch bis auf den Drogenbesitz aber alles ab. Weder habe er etwas mit dem Einbruch in den Container einer Friedhofsgärtnerei in Rhade zu tun (bei dem Sägen, Laubbläser, Rasenmäher für 4.500 Euro entwendet wurden) noch mit dem Diebstahl aus einem Rohbau in Alt-Wulfen, aus dem Werkzeugmaschinen für 6.000 Euro weggeschleppt worden waren.

„Auf Poco-Trödelmarkt gekauft“

„Die Kettensäge hatte ich auf dem Poco-Trödelmarkt gekauft“, sagte er. Die habe er gebraucht, weil er mit seinem Vater im gräflichen Wald in Lembeck Baumstämme zersägen wollte, die er dort als Brennholz gekauft habe.

„Und von dem Abbruchhammer weiß ich nichts.“ Womöglich habe er Feinde, die ihm etwas anhängen wollen. „Vor zwei Jahren wurde in Deuten bereits mein Bienenstand angezündet und die Bienen sind verbrannt.“

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Doch es gab weitere Indizien, die gegen seine „abenteuerliche Geschichte“ sprachen. So nannte Richterin Lisa Hinkers die Aussagen des Angeklagten, von dem sie sich „für dumm verkauft“ fühlte.

So habe ein Zeuge das Auto des Angeklagten in der Nacht des Rhader Einbruchs vor der Friedhofsgärtnerei gesehen. Und die Behauptung mit dem Poco-Trödelmarkt erwies sich als Mär: Zwischen dem Diebstahl der Kettensäge und dem Einstellen des Diebesguts bei Ebay tags darauf am Samstag konnte überhaupt kein Sonntags-Trödeltermin stattgefunden haben.

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Während der Verteidiger auch am Ende noch meinte, die Anklage „steht auf tönernen Füßen“, folgte das Gericht dem Antrag des Staatsanwalts: Zwei Jahre Haft, da der Deutener wegen schweren Diebstahls vorbestraft war und unter Bewährung stand.

Das Wulfener Diebstahlsopfer kann nun zivilrechtliche Schritte einleiten, um den Schaden vom Angeklagten einzufordern. Für den Hausumbau hatte sich der Mann nämlich das aus dem Rohbau gestohlene Werkzeug vom Technischen Hilfswerk ausgeliehen und musste den 6.000 Euro-Wert dem THW erstatten.

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