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Nach dem Brand: Der lange Weg der Dorstener Werkstatt zurück zur Normalität
Betrieb gestartet
Ein Jahr nach dem Brand in der Wulfener Werkstatt für Menschen mit Behinderung ist der Betrieb im Lembecker Übergangsquartier gestartet. Nun sind die Beschäftigten wieder in Dorsten vereint.
Ein Jahr nach dem verheerenden Brand in der Wulfener Werkstatt für Menschen mit Behinderung sind die Dorstener Beschäftigten wieder alle im Stadtgebiet im Einsatz. Schon seit Anfang September hat die Werkstatt im Übergangsquartier in der ehemaligen Laurentiusschule in Lembeck ihren Betrieb aufgenommen.
„Emotional ist das total wichtig“, sagt Diakonie-Sprecher Michael Wiese. Denn die 72 Beschäftigten, die jetzt in Lembeck tätig sind, waren in der Phase nach dem Brand auf andere Werkstätten im Kreisgebiet verteilt worden. „Dass die Leute wieder unter einem Dach sind, ist gut für das Gemeinschaftsgefühl“, bestätigt Jürgen Ruttert, der die Werkstatt im Übergangsquartier leitet.

Jürgen Ruttert und Heike Stototte sind zufrieden mit dem Übergangsquartier in der ehemaligen Laurentiusschule. © Falko Bastos
Dabei sei es nach dem Brand zunächst darum gegangen, die rund 300 Beschäftigten schnell wieder mit einem Arbeitsplatz zu versorgen, erklärt die Diakonie-Geschäftsfeldleiterin Arbeit und Qualifizierung, Heike Stototte. „Denn dass der Arbeitsplatz nicht mehr vorhanden war, war eine große Belastung.“ Deshalb habe die Diakonie schnell reagiert und die Beschäftigten auf die sieben Werkstätten an elf Standorten im Kreis verteilt. Der erste Schritt zurück zur Normalität.
Klassenräume wurden zu Arbeitsräumen
Nun folgt in Lembeck also der zweite. Die Stadt Dorsten stellt das ehemalige Schulgebäude mietfrei zur Verfügung. Zu tun blieb allerdings noch einiges, um aus ehemaligen Klassenräumen Arbeitsräume zu machen. Von Brandschutz über Verkabelung bis zu den Sicherheitsstandards galt es, viele Auflagen zu erfüllen. Die Sanitäranlagen mussten barrierefrei werden.
Unterstützung kam nicht nur von der Stadt. Auch viele Bürger und Vereine hatten gespendet. „Wir sind immer noch freudig überrascht vom Grad an Hilfsbereitschaft“, sagt Michael Wiese.
Die offizielle Eröffnung wird erst am Freitag gefeiert, sechs Wochen nach dem Start. „Wir wollten die Leute erstmal ankommen lassen“, sagt Heike Strototte. Jürgen Ruttert fühlt seine Werkstatt inzwischen gut angekommen. „Ich glaube, viele Lembecker sind froh, dass wir hier sind. Viele sind ganz neugierig“, berichtet Ruttert. Auch die Auftragslage sei auf einem guten Weg.
Zerstörte Werkstatt wird wieder aufgebaut
Wenn man durch die Werkstatt-Räume schreitet, ahnt man, was das heißt. Säckeweise Fassadendübel für die Wärmedämmung durchlaufen die Werkstatt, rund 20.000 die Woche. Dazu jede Menge Lernmaterialien für den Unterricht für einen Schulbuch-Verlag. Mehr Dienstleister als Fertiger sei die Werkstatt, sagt Ruttert. In der Näherei, ein Schwerpunkt der Werkstatt, werden unter anderem Babybälle für die Begrüßungspakete des Jugendamtes zusammengenäht.
Und der dritte Schritt? Die zerstörten Teile der Werkstatt an der Thüringer Straße sollen vollständig wiederaufgebaut werden. Die Gutachten sind erstellt und die Gespräche mit den Versicherungen sind fast erledigt. Und die ersten Vorbereitungsarbeiten für den Abriss der zerstörten Gebäudeteile laufen. Auf einen Zeitplan will sich Sprecher Michael Wiese noch nicht festlegen. Aber etwas Zeit ist ja noch: Der Mietvertrag mit der Stadt läuft noch rund zwei Jahre.
Aufgewachsen im tiefsten Münsterland, Volontariat bei Lensing Media, Redakteur der Dorstener Zeitung. Immer auf der Suche nach den Geschichten, die diese Stadt schreibt.
