
© Guido Bludau
Ministerpräsident Wüst: „Wir wollen jüdisches Leben sichtbar machen“ (mit Video)
Jüdisches Museum Dorsten
Ministerpräsident Hendrik Wüst besuchte am Mittwoch das Jüdische Museum Westfalen in Dorsten. Dort ging es nicht um Wahlkampf, sondern um einen Blick auf das jüdische Leben in dieser Region.
Die Christen feiern in dieser Woche Ostern, für die Juden beginnt am Freitagabend das Pessach-Fest. Ein guter Grund, an die gemeinsamen religiösen Wurzeln und die gemeinsame Gegenwart in diesem Land zu erinnern.
Das Jüdische Museum Westfalen war am Mittwoch der geeignete Ort, um NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst mit hochrangigen Vertretern der christlichen und jüdischen Gemeinden zusammenzubringen. Ein Besuch, für den das noch bis zum Sommer währende Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ den offiziellen Rahmen bot und der für etliche der prominenten Gäste aus NRW eine Premiere darstellte.
Dr. Norbert Reichling vom Trägerverein, der die erkrankte Museumsleiterin Dr. Kathrin Pieren vertrat, gelang das Kunststück, das Dorstener Museum, seine Entstehungsgeschichte und seinen Auftrag in sieben Minuten zugebilligter Redezeit vorzustellen. Weitere Informationen gab es beim anschließenden Rundgang durch die Dauerausstellung, bei dem er in Hendrik Wüst einen aufmerksamen Zuhörer fand.
Wüst: „Jüdisches Leben sollte sichtbar sein“
Das „Schlaglicht auf das jüdische Leben in dieser Region“ bestärke ihn in seinem Auftrag, so Wüst, das jüdische Leben in unserer Nachbarschaft sichtbar zu machen. „Es darf nicht sein, dass junge Juden sich heute nicht trauen, öffentlich die Kippa zu tragen.“ Nordrhein-Westfalen wünsche sich ihre Sichtbarkeit und stehe geschlossen an der Seite der Jüdinnen und Juden.
Dass die Christen die Geschichte des Antisemitismus mit zu verantworten haben, führte der Münsteraner Bischof Dr. Felix Genn in seinem Statement aus, schmerze bis heute. „Juden und Christen sind Glaubensgeschwister“, erklärte er, „schließlich war Jesus Jude.“

Ministerpräsident Hendrik Wüst (Mitte) stellte sich mit Bischof Dr. Felix Genn (links daneben) und Zwi Rappoport zum Gruppenfoto auf die Treppe des Jüdischen Museums. © Guido Bludau
„Und zwar bis zum letzten Atemzug“, vervollständigte der jüdische Landesvorsitzende von Westfalen-Lippe, Zwi Rappoport, diesen Satz des katholischen Bischofs. Rappoport lobte das Programm des Dorstener Museums, das sich nicht nur der Erinnerung widme, sondern Engagement und Haltung auch in der Gegenwart zeige.
Viele Vorurteile sind bis heute nicht ausgeräumt
Leider seien viele Vorurteile gegen Juden bis heute nicht ausgeräumt, auch nicht im Christentum, sagte Rappoport und warnte vor Antisemitismus in alten Schläuchen und neuen Facetten. Die Dauerpräsenz von Polizeifahrzeugen vor jüdischen Einrichtungen, hatte zuvor auch Bischof Genn erklärt, sei stets ein Alarmzeichen.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismus-Beauftragte der Landesregierung, zeigte sich erfreut über die Arbeit des Museums, die weit über die Vermittlung von geschichtlichem Wissen hinausgehe. Auch sie war zum ersten Mal in dem Haus an der Julius-Ambrunn-Straße.
Neu in NRW: Meldestelle Antisemitismus
Damit die Menschen in diesem Land sich leichter gegen jede Form der Judenfeindlichkeit zur Wehr setzen können, hat in dieser Woche die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus NRW (RIAS NRW) mit Sitz in Düsseldorf ihre Arbeit aufgenommen. Sie nimmt ab sofort Meldungen über antisemitische Vorfälle auf und soll Betroffene unterstützen. Wie die FDP-Politikerin erklärte, beschäftigt sich die Meldestelle ausdrücklich auch mit Vorfällen wie „verletzendem Verhalten“, die nicht strafrechtlich relevant seien.
Große Bedeutung für den Kampf gegen Antisemitismus, da waren sich alle Redner einig, habe die Präventionsarbeit - und da leiste das aus einer Bürgerinitiative entstandene Jüdische Museum Westfalen einen wichtigen Beitrag, weil es besonders geeignet sei, jungen Menschen das Judentum näherzubringen.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
