Die Flüchtlinge und ihre Gastgeber sitzen auf dem Sofa im Wohnzimmer von Familie Krasontovitsch

© Petra Berkenbusch

Dorstener Ehepaar hat Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen

rnUkraine-Krise

Ob Fremde oder Freunde: Igor und Tanja Krasontovitsch haben ihr Haus in Dorsten-Holsterhausen für Flüchtlinge aus ihrer ukrainischen Heimat geöffnet. Gemeinsam hoffen sie auf Frieden.

Holsterhausen

, 04.04.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Igor Krasontovitsch und seine Frau Tanja sind vor 30 Jahren mit ihren drei Kindern aus Kiew nach Deutschland ausgewandert. Der promovierte Ingenieur und die Köchin lebten nach dem Auszug der erwachsenen Kinder inzwischen allein in ihrem Einfamilienhaus in Holsterhausen, genossen den Frieden und Ruhe. Damit es gerade vorbei, man ist zusammengerückt im Haus. Im Heimatland herrscht Krieg und bei Igor und Tanja keine Ruhe mehr.

Das Ehepaar hat nämlich das Haus voll. Unter anderem mit Emma, der Dreijährigen, die mit ihren Eltern Alexej und Lisa vorübergehend Obdach gefunden hat. Igor Krasontovitsch erzählt: „Die junge Familie ist mit dem Auto vor dem Krieg geflüchtet und in Düsseldorf gelandet. Dort hilft einer unserer Söhne ehrenamtlich in der Flüchtlingsbetreuung. Die drei jungen Menschen kamen ihm so verloren und einsam vor, dass er gefragt hat, ob sie nicht bei uns unterkommen können.“

Weiterreise zum Sohn nach Großbritannien geplant

Konnten sie, obwohl zu diesem Zeitpunkt auch schon Wladimir und Ludmilla mit Tochter und Schwiegersohn nach Deutschland unterwegs waren. „Ein alter Freund aus der Ukraine“, berichtet Igor, „den ich vor 46 Jahren beim Bergsteigen im Kaukasus kennengelernt habe.“ Die Freunde leben in der Süd-Ukraine, in einem kleinen Ort, den die Front bisher nicht erreicht hat, in dem die Gefahr allerdings wie im ganzen Land allgegenwärtig ist.

Flüchtlinge aus der Ukraine hinter den Scheiben eines Busses

Täglich kommen Menschen in Bussen in Polen an, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen. Auch Ludmilla und Wladimir sind so bis ins Ruhrgebiet gereist. © picture alliance/dpa

Die Kirchengemeinde habe ihre Ausreise organisiert, berichtet Ludmilla. Mit dem Bus sind sie über Polen und Berlin nach Essen gekommen. Tochter und Schwiegersohn sind nach ein paar Erholungs-Tagen in Dorsten nach Spanien zu dort lebenden Geschwistern weitergereist. Seither beherbergen die Krasontovitschs „nur“ noch fünf Personen.

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Ludmilla berichtet, dass sie eigentlich nicht weg wollte aus der Heimat, „aber unser Sohn und unsere Freunde haben uns dann doch überredet.“ Jetzt warten die Mittsiebziger auf die Weiterreise nach Großbritannien, wo ihr Sohn bei London schon auf sie wartet.

Alle Familien sorgen sich um die Daheimgebliebenen

Alexej und Lisa sind zunächst allein mit ihrer kleinen Tochter aus der Ukraine geflohen, ihre Autofahrt aus der Süd-Ukraine über Polen nach Deutschland hat zehn Tage gedauert. Ab Polen haben sie drei fremde Erwachsene und ein weiteres Kind mitgenommen. Während die meisten Männer seines Alters nicht ausreisen dürfen, um für das Militär verfügbar zu sein, durfte der 29-Jährige Alexej seine Heimat verlassen, weil die kleine Emma schwer behindert ist.

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Der Wärmetechnik-Ingenieur und die Floristin sind inzwischen beim Ausländeramt vorstellig geworden und haben in dieser Wochen einen Termin beim Sozialamt ergattert. Sie haben sogar schon eine Wohnung in Aussicht. Ein Freund von Familie Krasontovitsch lässt die Räume in Dorsten gerade renovieren, sobald die Stadt die Wohnung offiziell akzeptiert, kann die junge Familie umziehen. Eine Haushaltsauflösung im Freundeskreis von Familie Krasontovitsch soll ihnen zur nötigsten Ausstattung verhelfen. Ein Kühlschrank wird noch gesucht.

Große Dankbarkeit für die Hilfsbereitschaft in Deutschland

Alexej und Lisa sind voller Dankbarkeit: „Wir haben so viel Glück mit der Hilfe hier in Deutschland. Wir können nur von ganzem Herzen danken.“ Und auch, wenn sie sich in Deutschland willkommen und aufgehoben fühlen: „Wir wollen nach Hause und hoffen, dass der Krieg bald zu Ende geht.“ Und dass Familienangehörige und Freunde den Krieg überleben.

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Die Hilfsbereitschaft so vieler fremder Leute beeindruckt nicht nur die Geflüchteten, sondern auch Igor und Tanja Krasontovitsch. Sie können kaum fassen, was Freunde und Nachbarn alles tun und bereits zusammengetragen haben für ihre Gäste. Gemeinsam mit ihnen geben sie die Hoffnung nicht auf. Ludmilla beschwört unter Tränen die gemeinsame Überzeugung: „Das Gute wird das Böse besiegen!“

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