
© Guido Bludau (Archiv)
Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine: Wer lebt wo in Dorsten?
Ukraine-Krieg
Mehr als 150 Menschen aus der Ukraine haben auf direktem Weg nach Dorsten gefunden und sind der Stadt nicht zugewiesen worden. In welchen Stadtteilen sie leben - eine Übersicht.
Als die Initiative „Wulfen hilft“ kürzlich von ihrer Spendenfahrt an die polnisch-ukrainische Grenze zurückkehrte, brachte sie spontan neun Frauen und Kinder mit, die vor den Kriegswirren geflohen waren. Diese Rettungsaktion hat damals bei Behörden nicht nur Beifall hervorgerufen. „Es gibt aber Situationen im Leben, in denen man Entscheidungen für die Menschen und gegen Regeln treffen muss“, sagte Mit-Organisator Carsten Heinrich damals.
Mittlerweile leben 155 Menschen aus der Ukraine in Dorsten, die zwar registriert, aber eben nicht zwingend über den Umweg der Landeserstaufnahme-Einrichtung in Bochum gekommen sind. „Kommunale Flüchtlinge“, nennt sie der Bürgermeister, weil sie mithilfe der Stadt und Privatleuten eine Bleibe gefunden haben.
Deutlich mehr Frauen als Männer
Es handelt sich um bislang 88 Erwachsene, teilweise im Rentenalter, und 67 Kinder und Jugendliche. Einige kamen wegen der Bedrohungslage schon vor Kriegsbeginn am 24. Februar, die meisten allerdings in den vergangenen vier Wochen. Männer und Jungen sind deutlich in der Minderzahl.
Sie alle sind in verschiedenen Stadtteilen untergekommen, aber eben nicht in allen. Die Stadtverwaltung hat am Mittwoch (23. März) auf Anfrage bestätigt, das die meisten dieser Kriegsflüchtlinge in Wulfen leben (53). Auch in Hervest (28), Lembeck (19), Holsterhausen (16), Rhade (14) und in der Feldmark (12) ist die Zahl der Neuankömmlinge zweistellig. In den übrigen Stadtteilen leben derzeit nur sehr wenige oder gar keine Kriegsflüchtlinge.
Notunterkünfte für über 1.700 Kriegsflüchtlinge
Zur Klarstellung: In der Feldmark befindet sich auch die Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes. Im Alten Petrinum an der Bochumer Straße leben bereits 340 Flüchtlinge, weitere 400 könnten in absehbarer Zeit in Leichtbauhallen auf dem benachbarten Sportplatz unterkommen.

Der Löschzug Dorf Hervest bereitet seit Dienstag (22. März) die Sporthalle der alten Josefschule als Notunterkunft für Kriegsflüchtlinge vor. © Guido Bludau
In Hervest sollen Großzelte für insgesamt 800 Menschen auf dem Sportplatz der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Realschule aufgebaut werden. Die Sporthalle der alten Josefschule wird gerade für 100 Menschen hergerichtet.
Die baugleiche Sporthalle in Rhade ist grundsätzlich ebenfalls als mögliche Notunterbringung der Stadt Dorsten vorgesehen. „Aktuell besteht dieser Bedarf jedoch nicht“, sagte Bürgermeister Tobias Stockhoff am Mittwoch. „Die Sporthalle ist eine strategische Reserve. Die notwendigen Einrichtungsgegenstände sollen aber beschafft werden oder sind es bereits.“
Private Unterbringung nicht nur für ein paar Tage
Wer Wohnraum (vom Zimmer in der Hausgemeinschaft bis zur abgeschlossenen Wohnung) anbieten möchte, findet auf der Seite www.dorsten.de/ukraine ein einfaches Formular, in dem der angebotene Wohnraum beschrieben werden kann. „Die Stadt wird Geflüchtete nur in Wohnraum unterbringen, wenn dies längerfristig möglich ist“, betonte Stadtsprecher Ludger Böhne zuletzt. Bei der Aufnahme von Familien mit kleinen Kindern müssen Gastgeber zudem wissen, dass es für die Geflüchteten in der Regel im laufenden Kindergartenjahr keine und insgesamt auch zu wenig Kindergartenplätze gibt.
Veränderungen gab es immer, doch nie waren sie so gravierend. Und nie so spannend. Die Digitalisierung ist für mich auch eine Chance. Meine journalistischen Grundsätze gelten weiterhin, mein Bauchgefühl bleibt wichtig, aber ich weiß nun, ob es mich nicht trügt. Das sagen mir Datenanalysten. Ich berichte also über das, was Menschen wirklich bewegt.
