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Sie sind wohlbehalten da: Erste Gruppe aus der Ukraine in Dorsten angekommen (mit Video)
Ukraine-Krieg
Vier Tage elender Flucht lagen hinter einer Gruppe ukrainischer Geflüchteter. Am späten Donnerstagabend konnte Svitlana Sabadash aus Dorsten die Frauen in ihre Arme schließen.
Svitlana Sabadash hat für ehemalige Nachbarn aus Kiew erreicht, was ihrer eigenen Familie nicht möglich ist: „Heute Abend erwarte ich eine Gruppe von Frauen und Kindern aus Kiew in Dorsten“, sagte sie Donnerstagmittag. Dass die Gruppe „schnell und unkompliziert“ unterkommen kann, sei dem Einsatz von Bürgermeister Tobias Stockhoff und seinen Mitarbeitern zu verdanken. „Sie haben eine Wohnung in Hervest für die Neuankömmlinge vorbereitet. Eine andere Gruppe kommt zu mir nach Hause“, erzählt Sabadash auf Anfrage.
Die gebürtige Ukrainerin hat in Deutschland studiert und ist Lehrerin an der Neuen Schule in Dorsten. Sie unterrichtet Englisch und Französisch sowie Deutsch als Fremdsprache für Kinder mit Migrationshintergrund. Svitlana Sabadash ist froh und glücklich, dass dieser Gruppe die Flucht aus dem von Russen eingekesselten Kiew noch möglich gewesen ist. „Es sind Nachbarn aus dem neunstöckigen Wohnhaus, in dem auch meine Familie wohnt“, erzählt sie. Allesamt Frauen, Kinder und Jugendliche. Darunter auch ihre beste Freundin aus Kinderzeiten. Ihnen sei es auf abenteuerliche Weise gelungen, aus dem Kriegsgebiet zu entkommen.
So weit Sabadash informiert ist, hat diese Gruppe Bombenangriffe auf Kiew miterlebt. Fotos zeigen, dass die Frauen und ihre Kinder im Keller ihres Wohnhauses Schutz vor den Bombenangriffen gesucht und dort geschlafen haben. Trotz der gefährlichen Ausgangslage schafften sie es heil und unversehrt, aus ihrem Haus und aus Kiew herauszukommen. „Sie sind mit dem Transportzug bis nach Lemberg im Westen der Ukraine gekommen. Von dort aus ging es weiter nach Polen, dann nach Tschechien und über Österreich nach Deutschland.“
Die letzte Nachricht vor unserem Gespräch am Donnerstagmittag hat Svitlana Sabadash aus Wien bekommen. Dort bestiegen die Ukrainerinnen und ihre Kinder einen Zug, der sie nach Essen bringt. Die Nordwestbahn wird am Abend mit ihrer Ankunft in Dorsten die Flucht von Ost- nach Westeuropa beenden.

Eine der ehemaligen Nachbarinnen von Svitlana Sabadash strahlt am Bahnhof: Sie ist aus Kiew entkommen. © privat
„Das war eine viertägige Reise. Sie waren Tag und Nacht unterwegs“, weiß Sabadash. Die Verständigung mit der Stadtverwaltung, wo die Flüchtlinge untergebracht werden sollen, lobt Sabadash sehr: „Der Bürgermeister hat gesagt, es sei überhaupt kein Problem, bis zu 100 Menschen aus der Ukraine in Dorsten unterzubringen. Für unsere Gruppe fand sich gleich eine Unterkunft in Hervest. Sie ist heute hergerichtet worden, sodass sich die Frauen und ihre Kinder dort sofort niederlassen können“, sagt sie. Traurig ist sie darüber, dass ihre Familienangehörigen in Kiew ausharren wollen: „Sie wollen die Stadt auf keine Fall verlassen.“
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
