Falsche Polizistin entkommt dem Gefängnis Arbeitskolleginnen sammelten 4.000 Euro

Falsche Polizistin entkommt dem Gefängnis: Kolleginnen sammelten Geld
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Die Taten waren hässlich und gemein. Gleich mehrfach ist eine Mutter aus Dorsten in die Rolle einer Polizistin geschlüpft und hat hochbetagte Seniorinnen um ihre Ersparnisse gebracht. Eigentlich sollte sie dafür ins Gefängnis. Das Dorstener Amtsgericht hatte in einem ersten Prozess zwei Jahre und vier Monate Haft verhängt.

Im Berufungsprozess kam dann aber plötzlich alles ganz anders. Die 32-Jährige hatte alles getan, um der Gefängnisstrafe doch noch irgendwie zu entkommen. In der Berufungsverhandlung am Essener Landgericht überraschte sie die Richter am Montag (6.3.) gleich mehrfach. Am Ende kam alles so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie kann weiter arbeiten gehen und sich um ihre beiden minderjährigen Kinder kümmern.

Alles Geld zurückgezahlt

Die Richter in Essen haben die erstinstanzliche Strafe geändert und zwei Jahre Haft auf Bewährung verhängt. Im Gegenzug muss die 32-Jährige 4.000 Euro an die Staatskasse zahlen. Das hat sie dann auch sofort getan. Das Geld hatte sie bar dabei. „Ihre Arbeitskolleginnen haben für sie gesammelt“, sagte der Verteidiger im Prozess.

Auch den Schaden hatte die Dorstenerin schon wiedergutgemacht. Die betroffenen Seniorinnen haben ihr gesamtes Geld zurückerhalten – immerhin rund 33.000 Euro. „Mama, Papa, Oma, Tanten – alle haben geholfen“, sagte die Krankenpflegerin den Richtern. In ihrer albanischen Heimat sei dafür sogar ein Haus verkauft worden.

Angstanrufe bei Senioren

Die Dorstenerin war in den Jahren 2020 und 2021 Mitglied einer international operierenden Bande, die es gezielt auf die Ersparnisse von älteren Menschen abgesehen hatte. Den Seniorinnen wurde am Telefon erzählt, dass ihr Name auf der Liste einer Einbrecherbande stehe und sie ihr Vermögen schnell in Sicherheit bringen müssten. Dazu werde eine Polizistin vorbeikommen, der sie vertrauen könnten.

Diese Frau war die Angeklagte. Sie nahm Bargeld, Schmuck und EC-Karten samt PIN entgegen, hob damit oft noch in derselben Nacht Geld ab. Das meiste Geld wurde direkt in die Türkei geschickt. Dort saßen die Hintermänner der Bande.

Über zwei Monate in U-Haft

Sie selbst war über ihren damaligen Lebenspartner in die illegalen Machenschaften hineingerutscht. Profitiert hat sie davon natürlich auch. Im Prozess war von teuren Einkäufen die Rede, die ihr zugutegekommen sind.

Nach ihrer Festnahme hatte die Dorstenerin über zwei Monate in Untersuchungshaft gesessen. Inzwischen ist sie voller Reue. Schäbig bleiben die Taten trotzdem. Die Richterin: „Die Opfer waren alte Menschen, die sich einfach nicht mehr so gut wehren können.“ Sie hätten der Angeklagten vertraut und seien davon ausgegangen, dass sie wirklich Polizeibeamtin sei.

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