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„Falsche Liebe“ verführt Krankenpflegerin aus Dorsten zu üblen Taten
Gerichtsprozess
Ihre Liebes-Beziehung zum Drahtzieher einer Betrugsbande kam einer Krankenpflegerin aus Dorsten teuer zu stehen. Sie ließ sich von ihm dazu verführen, alte Menschen übers Ohr zu hauen.
Die Hintermänner der Polizistentricks, mit der immer wieder Senioren unter Vorspiegelung falscher Tatsachen um ihr Vermögen gebracht werden, sitzen in Callcentern in der Türkei. Hier in Deutschland sind es deshalb meist die kleinen Fische, die der Polizei ins Netz gehen.
Doch auch die Handlanger vor Ort sind nicht vor schmerzhaften Strafen gefeit. Das bekam jetzt eine bislang unbescholtene 31-jährige Dorstenerin zu spüren. Die Krankenpflegerin, Mutter von zwei Kindern, wurde aus „falscher Liebe“ zu einem inzwischen untergetauchten Drahtzieher einer solchen Betrugsgang zu einer „bösen und üblen Tat“ verführt, wie ihr Anwalt vor dem Dorstener Schöffengericht das Tun seiner Mandantin nannte.
„Falsche Polizistin“
Die 31-Jährige hatte nach ihrer Scheidung den Dorstener kennengelernt, der sie auf den kriminellen Weg führte. Sie ließ ich von ihm überreden, zwischen Dezember 2020 und März 2021 als „falsche Polizistin“ mehrere alte Frauen in ganz Deutschland als Fahrerin und Abholerin um Geld und Bankkarten erleichtert zu haben.
Vorher hatte die Bande den Opfern am Telefon weisgemacht, sie würden von Einbrechern überfallen werden - deshalb wäre es besser, der Polizei vorher ihre Wertsachen auszuhändigen.
Die Krankenpflegerin brachte einmal einen Komplizen mit dem Auto zu einem Tatort in Ostdeutschland, der hob anschließend mit der EC-Karte des dortigen Opfers gut 17.000 Euro ab beziehungsweise überwies ein Großteil des Geldes auf Konten der Bande. Als Lohn für ihren Tatbeitrag konnte sie einen Teil der Beute bei einem Einkauf in einem Textilladen in Dorsten verbraten.
„Nie persönlich getroffen“
Anschließend durfte die Dorstenerin dreimal alleine bei Betrugsopfern auftauchen. „Ich habe aber niemanden persönlich gesehen, sondern immer nur die draußen deponierten Umschläge eingesammelt.“ Auch eine hochbetagte Frau aus Dorsten gab so ihre Bankkarte samt PIN heraus, die die Angeklagte an weitere Mittelsmänner weiterreichte.
Aber auch die Angeklagte selbst hob Geld von Konten ab. Schließlich wurde sie überführt, kam in U-Haft, wo sie reinen Tisch machte. Zudem entschädigte sie die Opfer - auch mit den Summen, die nicht sie, sondern ihre Mittäter abgehoben hatten: mehr als 32.000 Euro. Ihr Anwalt erzählte, ihre Eltern hätten dafür ein Darlehen aufgenommen, das die Tochter nun zurückzahle.
Zwei Jahre und vier Monate Haft
Dennoch fällte das Schöffengericht ein hartes Urteil: Die Dorstenerin muss nun für zwei Jahre und vier Monate ins Gefängnis. Die Staatsanwältin hatte es zuvor als „besonders verwerflich“ bezeichnet, dass die Angeklagte als Krankenpflegerin doch mitempfinden müsste, wie sehr alte Menschen unter solchen Betrügereien zu leiden hätten.
Auch das Dorstener Opfer, so erzählte eine Polizistin, habe sich unendlich geschämt, dass es sich so leicht übers Ohr hat hauen lassen. „Und bei ihr gab es das Problem, das wir in solchen Fällen häufig haben“, so die Beamtin: „Die alte Frau traute selbst uns echten Polizisten erst mal nicht.“
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
