
Drogenabhängige, Angehörige und Mitarbeiter sind im Gedenken an verstorbene Suchtkranke auf die Straße gegangen. © Petra Berkenbusch
Dorsten: Freunde und Angehörige gehen für acht Drogenopfer auf die Straße (mit Video)
Gedenktag 21. Juli
Acht Klienten des Café Kicks sind in den letzten zwölf Monaten an den Folgen ihres Drogenkonsums gestorben. Ihrer wurde am Donnerstag mit einer Menschenkette gedacht.
Eine Menschenkette zur besten Marktzeit mitten in der Fußgängerzone. Die Passanten schauen skeptisch, halten Abstand. „Gemeinsam für Menschenwürde und Akzeptanz“ steht auf den Bannern, und auch was von Drogenhilfe. Unter den Demonstranten bekannte Gesichter: Pater Heribert und Pastor Lutterbeck, der Caritas-Chef Klaus Schrudde, aber auch bekannte Vertreter jener Szene, der kaum jemand nah kommen möchte: Drogen.
Jedes Jahr am 21. Juli findet seit nunmehr 25 Jahren bundesweit der „Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“ statt, deren Zahl in Dorsten in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen ist, wie Christiane Koning vom Café Kick des Caritasverbandes berichtet: „2020 hatten wir vier Tote zu beklagen, im vorigen Jahr sechs, in diesem Jahr waren es acht.“ Stets gezählt zwischen zwei Gedenktagen.
Die Passanten halten Abstand
Drogenabhängige, Angehörige, Hinterbliebene und Mitarbeiter stehen am Donnerstagmittag Hand in Hand auf der Essener Straße, machen aufmerksam auf das Thema, mit dem die meisten Menschen am liebsten nichts zu tun hätten, das allerdings das Leben anderer mit all seinen Begleiterscheinungen bestimmt. Auch, wenn sie selbst gar keine Drogen konsumieren.
Nach der Menschenkette gehen die Teilnehmer in den Klostergarten, dort halten Pater Heribert und Karl-Erich Lutterbeck eine kurze Andacht. Und Freunde oder Angehörige legen acht bunt bemalte Steine an das Gedenkkreuz. Ein Teenager macht den Anfang: Sein Stein erinnert an seine Mama Carmen, die im Mai dieses Jahres an den Folgen ihrer Sucht gestorben ist.
Diesen bewegenden Moment bekommen die vorbeieilenden Passanten nicht mehr mit. So nah haben sie das Thema Drogen nicht an sich herangelassen.
Geboren und geblieben im Pott, seit 1982 in verschiedenen Redaktionen des Medienhauses Lensing tätig. Interessiert an Menschen und allem, was sie anstellen, denken und sagen.
