Über Michael Gerdes (SPD), der den Wahlkreis 124 (Dorsten, Gladbeck und Bottrop) seit 2009 im Deutschen Bundestag vertrat, äußert sich Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff mit vielen lobenden Worten. Die Zusammenarbeit „war stets vertrauensvoll und konstruktiv“, beinahe wöchentlich hätten sich die beiden insbesondere während der Corona-Pandemie ausgetauscht.
Inzwischen ist diese Ära vorbei. Vor der Bundestagswahl hatte der SPD-Politiker angekündigt, sich nicht erneut zur Wahl zu stellen. Seit Montagmorgen (24.2.) ist klar, dass die drei Städte künftig durch zwei Abgeordnete in der Hauptstadt vertreten sein werden.
Zwei Abgeordnete im Bundestag
Nicklas Kappe (CDU) holte den Sieg im Wahlkreis und das Direktmandat. Uwe Foullong (Die Linke) profitierte vom bundesweit guten Ergebnis seiner Partei und rutschte über die NRW-Landesliste in den Bundestag.

Künftig werden Nicklas Kappe und Uwe Foullong also als Ansprechpartner für die Bürger und Lokalpolitiker aus Dorsten, Gladbeck und Bottrop fungieren, wenn es um die große Bundespolitik geht.

Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff hat diesbezüglich eine klare Erwartungshaltung. Auf Anfrage dieser Redaktion erklärt er: „Wir brauchen keine Parteifunktionäre, wir brauchen in Berlin Anwälte für den Wahlkreis.“
„Dorstener Dialog“ statt „Berliner Blase“
Ein regelmäßiger und vertrauensvoller Austausch sei „unerlässlich“. Tobias Stockhoff meint weiter: „Für einen guten Abgeordneten ist es sehr wichtig, dass er vor Ort das Gespräch mit den Menschen sucht. ‚Dorstener Dialog‘ statt ‚Berliner Blase‘ würde auch unserer Demokratie guttun.“
Dorstens Bürgermeister formuliert zudem inhaltliche Wünsche an die beiden neuen Abgeordneten. Darunter: „Engagement für eine Neuauflage von Bundesmitteln zur Sanierung unserer Schulen und städtischen Infrastruktur“. Kurzum, so Tobias Stockhoff: „Am Ende steht aus kommunaler Sicht auf Berlin somit das liebe Geld und damit eine bessere Finanzausstattung der Städte und Gemeinden.“
Zur Erinnerung: Mit Blick auf den Haushaltsentwurf 2025 sagte Dorstens Kämmerer Karsten Meyer, dass die Entwicklung „bestürzend“ sei.
„Kommunalpolitischer Pragmatismus“ in Berlin
Auch grundsätzliche Fragen zu den Themen Bürokratie, bezahlbarer Wohnraum, bezahlbare Energie, Klimawandel und wirtschaftlicher Aufschwung beschäftigen Dorstens Bürgermeister. Er meint: „Etwas mehr kommunalpolitischer Pragmatismus würde der Bundesrepublik guttun.“
Diesen könnte mit Blick auf die Lippestadt vor allem Nicklas Kappe in den Bundestag einfließen lassen. Schließlich ist der 28-jährige CDU-Mann seit 2020 Mitglied des Dorstener Stadtrates und zusätzlich im Kreisrat aktiv.
Möglicherweise, sagt auch Tobias Stockhoff, könne ein Dorstener Abgeordneter die „Struktur und unsere spezifischen Bedürfnisse als Flächenstadt besser nachvollziehen“. Und weiter: „Dorsten ist städtisch und ländlich zugleich - das muss man am Ende verstehen und in seiner Politik auch leben.“
Doch die Tatsache, dass Uwe Foullong eben nicht aus Dorsten, sondern aus Kirchhellen kommt, könne vom Vorteil sein. „Man kann beispielsweise gute Ideen aus den Städten Gladbeck und Bottrop mit nach Dorsten bringen.“