
© Michael Klein
Brutale Attacke am Kanal: Was genau geschah, will oder kann keiner sagen
Gerichtsprozess
Ein äußerst brutaler Überfall am Kanal in Höhe der Mercaden in Dorsten beschäftigte erneut das Schöffengericht. Angeklagt war ein 34-jähriger Mann. Es war ein schwieriger Prozess.
Es war ein äußerst brutaler Überfall, der sich da am 28. August 2020 in Höhe des Mercaden-Einkaufszentrums am Wesel-Datteln-Kanal ereignete: Ein Mann, der kurz zuvor eine Jugend-Clique um eine Zigarette gebeten und sich zu einem kleinen Plausch zu ihr gesellt hatte, wurde später urplötzlich von einer mehrköpfigen Gruppe attackiert und aufs Übelste malträtiert.
An zwei Verhandlungstagen musste sich nun ein weiterer Tatverdächtiger dem Gericht stellen. Vorweg: Es war ein schwieriger Prozess. „Was da insgesamt genau passiert ist, kann keiner sagen“, befand der Staatsanwalt, der eine Bewährungsstrafe forderte, in seinem Plädoyer.
Denn viele Zeugen wurden gehört, viele wollten oder konnten sich nicht erinnern, gaben teils widersprüchliche Aussagen zu Protokoll, standen zur Tatzeit unter Drogen- oder Alkoholeinfluss.
Wer weiß, was dem Mann im Wasser passiert wäre, hätte nicht eine mutige Schülerin so lange auf einige Männer eingeredet, dass diese den Verletzten wieder aus dem Wasser zogen. An Land wurde weiter auf ihn eingeschlagen.
Der Geschädigte erlitt massive Prellungen, Schürfwunden, einen Bruch des Nasenbeins, eine schlimme Augenverletzung.
Angeklagt war jetzt ein 34-jähriger Dorstener. Er hatte zwar mit einem Kumpel das Opfer aus dem Wasser gezogen, soll aber laut Anklage zu denjenigen gehört haben, die zuvor zugeschlagen hatten. Doch diesen Vorwurf wies er von sich: „Ich bin erst später dazu gekommen, habe nichts mit den Verletzungen zu tun.“
Er sagte aus, dass er zusammen mit dem 31-jährigen Haupttäter tags zuvor schon eine Auseinandersetzung mit dem späteren Opfer hatte. „Wir wurden von ihm mit einem Tischbein und einer Rasierklinge attackiert.“ Der Geschädigte sei ihm dann am nächsten Tag kurz vor der Tat zufällig an den Mercaden begegnet. Der Angeklagte rief daraufhin den späteren Haupttäter, der dann mit weiteren Bekannten dem Opfer auflauerte.
Freispruch
Der 34-jährige Angeklagte war auch wegen einer Aussage der Schülerin, die damals mutig dazwischen gegangen war, ins Visier der Ermittler geraten. Sie hatte angegeben, dass er die ganze Zeit dabei war, sie habe mehrfach mit ihm gesprochen. Im Gerichtssaal wies sie mehrfach darauf hin, dass er eine große Narbe im Brustbereich habe. Doch als der Beschuldigte sein T-Shirt hochzog, war keine Narbe zu sehen. „Im Zweifel für den Angeklagten“, befand das Gericht und sprach ihn frei.
Geboren 1961 in Dorsten. Hier auch aufgewachsen und zur Schule gegangen. Nach erfolgreich abgebrochenem Studium in Münster und Marburg und lang-jährigem Aufenthalt in der Wahlheimat Bochum nach Dorsten zurückgekehrt. Jazz-Fan mit großem Interesse an kulturellen Themen und an der Stadtentwicklung Dorstens.
