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Auswärtige Mieter schätzen „Luxus-Wohnen“ am Kanal - Dorstener weniger
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Hunderte Bewerber haben sich für einen Platz auf der Warteliste der Caritas-Wohnhäuser am Kanal abgestrampelt. Jetzt sind die Wohnungen fertig. Und die Nachfrage hinkt dem Angebot hinterher.
Die Lage am Kanal in Dorsten: bildschön. Der Ausblick auf die Umgebung: nicht zu verachten. Die Preislage für Dorstener Verhältnisse: exklusiv.
Caritas-Geschäftsführer Klaus Schrudde lächelt milde, wenn er auf das von einigen Dorstenern spöttisch bezeichnete „Luxus-Wohnen“ am Kanal in den neuen Mietshäusern der Caritas mit zum Teil barrierefreien Wohnungen auf der Straße Zum Leinpfad auf der Hardt angesprochen wird: „Das hat uns nicht geschadet, im Gegenteil: Auswärtige Interessenten halten einen Mietpreis von 11,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter Wohnfläche für unsere gut ausgestatteten Wohnungen und die massive Bauweise der Häuser für nicht zu hoch“, sagt er.
Von den mehreren hundert Bewerbern auf der Warteliste der Caritas sind etliche wieder abgesprungen. Das hat dazu geführt, dass plötzlich sogar noch Wohnungen zu haben sind: „55 haben wir vermietet, zehn sind noch frei“, so Schrudde. Darunter eine große Wohnung im Obergeschoss, neun sind Erdgeschosswohnungen.

Klaus Schrudde, Caritas-Geschäftsführer, auf der Dachterrasse eines der Wohnhäuser am Kanal. Im Hintergrund der Kirchturm der St.-Agatha-Kirche, der die Nähe zum Stadtzentrum verdeutlicht. © Claudia Engel
Interessant ist, dass der überwiegende Teil der Mieter nicht aus Dorsten kommt. „Zwei Drittel sind aus den umliegenden Städten, aus Oberhausen, Recklinghausen, Duisburg, Marl.“ 90 Prozent der Mieter seien mobilitätseingeschränkt - ihnen kommen die Häuser mit großzügigen Eingangsbereichen, Fahrstühlen und breiten Flurwegen entgegen. „Zehn Prozent haben sich wegen der Lage für die Mietwohnung entschieden“, fügt Schrudde noch hinzu.
Walter Hoffmeister ist einer der Zugezogenen. Das Duisburger Urgestein hat mit zunehmenden Lebensjahren keine Perspektive mehr in seinem Heimatort Walsum gesehen. „Ich möchte jetzt, mit meinen 71 Jahren, meine Ruhe haben und meinen Seelenfrieden“, sagt der Neu-Mieter. Mit seiner Ehefrau hat er sich in einer der kleineren Parterre-Wohnungen - sie haben 65 Quadratmeter Wohnfläche - in einem Haus einquartiert.
„Der Platz reicht uns zu zweit, außerdem haben wir einen tollen Kellerraum, in dem ich wie gewohnt werkeln kann“, sagt er. Ganz wichtig auch: „Der Fahrradkeller. Wir sind passionierte Radfahrer“, erzählt der Duisburger. Die Lage der Wohnung hält er für ideal: „Die Innenstadtnähe und der Kanal direkt vor der Haustür sowie die gute Infrastruktur und die Ärzteversorgung gefallen uns sehr gut.“
Zufrieden mit seinem neuen Zuhause ist aber auch der Dorstener Ludger Heiming, wenngleich ein dicker Wermutstropfen seine Freude über die neue Umgebung trübt: „Leider ist meine Ehefrau vor sieben Monaten verstorben“, sagt der Witwer. Die Annehmlichkeiten seiner Wohnung kann er nicht mehr mit ihr teilen, nachdem die Eheleute viele Jahre gemeinsam in Deuten und in Wulfen verbracht haben. Vorbeikommende und Mitbewohner des Hauses versuchen die Witwer zu trösten: „Das Schöne ist, dass man hier ständig in Gespräche verwickelt wird. Außerdem habe ich noch nie so viel Kuchen wie jetzt gegessen“, lächelt er für kurze Zeit seine Trauer weg. Mit dem Marina-Hafen vor dem Garten und dem Café vor der Nase bekommt Heiming auf der Terrasse einige Abwechslung geboten.
Klaus Schrudde ist sich sicher, dass die restlichen zehn Wohnungen in den sieben Häusern am Leinpfad bis Ende Juli vermietet sein werden. „Wöchentlich werden zurzeit drei weitere Mietverträge von Interessenten unterschrieben“, sagt er. Kurzentschlossene sind gut beraten, sich zu beeilen. Denn die Caritas wickelt die Angebote über die bekannten Portale wie Immobilienscout ab.
Dass der Mietpreis für ein „stadtnahes Zuhause am Wasser“ bei mindestens 900 Euro Warmmiete liegt - geschenkt: „Wir haben 20 Jahre Zeit gehabt, unsere Planungen zu optimieren. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird von den Mietern honoriert“, so Klaus Schrudde.
Seit 20 Jahren als Lokalredakteurin in Dorsten tätig. Immer ein offenes Ohr für die Menschen in dieser Stadt, die nicht meine Geburtsstadt ist. Das ist Essen. Ehefrau, dreifache Mutter, zweifache Oma. Konfliktfähig und meinungsfreudig. Wichtige Kriterien für meine Arbeit als Lokalreporterin. Das kommt nicht immer gut an. Muss es auch nicht. Die Leser und ihre Anliegen sind mir wichtig.
