Bekannte Schauspieler kommen zur Lesung

Interview mit Christine Sommer

Sie wohnen nur wenige Steinwürfe von Dorsten entfernt, dennoch ist das Schauspieler-Ehepaar Christine Sommer und Martin Brambach mit Wahlheimat Recklinghausen im Moment schwer erreichbar. Mit etwas Glück gelang es Redakteurin Anke Klapsing-Reich aber doch, Christine Sommer in einer Drehlücke in Kitzbühel am Handy zu erwischen und zu ihrem Live-Auftritt am 16. September in Dorsten zu befragen.

Dorsten

, 08.09.2017, 17:32 Uhr / Lesedauer: 3 min
Christine Sommer und Martin Brambach gastieren am 16. September (Samstag) um 20 Uhr im VHS-Forum mit ihrem komisch-satirischen Programm "Von Gelsenkirchen bis Hollywood".

Christine Sommer und Martin Brambach gastieren am 16. September (Samstag) um 20 Uhr im VHS-Forum mit ihrem komisch-satirischen Programm "Von Gelsenkirchen bis Hollywood".

Was und wo drehen Sie denn im Moment?

Die SOKO Kitzbühel. Da spiele ich die reiche, verdächtige Ehefrau des Opfers. Wenn ich zwei Drehtage in der Woche habe, bin ich vier Tage von zu Hause weg, denn vom Ruhrgebiet nach Kitzbühel zu kommen, ist ja immer wieder eine Weltreise. Als Österreicherin verbinde ich mit Kitzbühel viele Erinnerungen, weil ich dort als Kind mit meiner Oma öfter war.

Wenn beide Eheleute die gleiche Arbeit tun, gibt es dann nicht auch mal Konkurrenzdenken, wie in dem Sinne: „Boah, so eine tolle Rolle hätte ich auch gerne“?

Ja, das kommt schon vor. Es gibt eh viel mehr Männer- als Frauenrollen, dafür aber mehr Schauspielerinnen als Schauspieler. Dazu kommt, dass das Aussehen bei Frauen viel höher gehängt wird. Die Haarfarbe beispielsweise ist bei Männern wurscht. Auch die Altersfrage fällt bei den Herren weniger ins Gewicht. So wird eine Rolle, die im Drehbuch für eine 40-Jährige vorgesehen ist, problemlos mit einer 30-Jährigen besetzt, denn 20 Jahre Altersunterschied zum Filmpartner stören kaum einen. Andersherum geht es nur dann, wenn es in dem Film ein Thema ist.

Sie stehen ja hin und wieder auch gemeinsam vor der Kamera, zum Beispiel waren Sie neulich in der ARD-Serie „Frau Temme sucht das Glück“ in dem Kölner Versicherungsbüro die Sekretärin Ihres Mannes? Wie fühlt sich das denn an?

Es ist total okay, muss aber nicht allzu oft sein. Man nimmt natürlich eine gewisse Privatheit mit, ist sich vertraut, weiß, wie der andere tickt. Aber immer als Paar aufzutreten – nein, das ist nichts für mich. Ich finde es auch schön, im Beruf mal einen anderen Ehepartner zu haben. Unser Problem beim gemeinsamen Drehen ist eher ein organisatorisches, denn wenn keiner zu Hause ist, muss eine dritte Person ran, die sich um unseren siebenjährigen Sohn kümmert. Erst sind meine großen Töchter gefragt, die können aber auch nicht immer. Deswegen versuchen mein Mann und ich, uns immer abzuwechseln, nach dem Motto: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst!

Schlecht sitzende Anzüge und grottige Krawatten sind oft die Markenzeichen des TV-Brambach. Ist diese „schräge Mode“ nur dienstlich bedingt oder müssen Sie dem Privatmann zu Hause vorsichtshalber das Outfit für den Tag ´rauslegen?

Soweit kommt das noch. Nein, er ist ja erwachsen und kann selbst entscheiden. Im Übrigen weiß er sehr wohl, welche Krawatte wozu passt, denn er ist ja als Sohn einer Kostümbildnerin aufgewachsen und hat einen guten Blick fürs Detail. Kostüm ist Ausdruck, erzählt uns über die Figur und macht es leichter, in eine Rolle zu schlüpfen. Aber für mich privat muss er nicht in altmodischen Anzügen rumlaufen.

Bei Ihrem Auftritt in Dorsten stehen Sie auch gemeinsam auf der Bühne: „Von Gelsenkirchen bis Hollywood“ ist ein langer Weg, wo machen Sie denn überall Station?

Der kleine Mann, der große Träume hat – darum dreht sich das Programm im Wesentlichen. Wir haben viele Ruhrgebietsgeschichten drin, blicken auch in die 1960er-Jahre zurück, als Hollywood-Stars hoch im Kurs standen und viele die Karriere „Vom Tellerwäscher zum Millionär“ bewunderten. Wir lesen einige Texte von Frank Goosen, humorig, mit Tiefe. Auch Michael Klaus hat einige Features geschrieben. Heiter und nachdenklich ist die Geschichte, die Ezra Pennekamp, der Sohn einer Freundin, über seinen schlitzohrigen Bergarbeiter-Opa geschrieben hat. Und dann gibt es auch noch eine Szene im Regionalexpress, wo wir Wodka mit Wick Blau Hustenbonbons zu einem speziellen Cocktail mixen ...

Matthes Fechner ist für den musikalischen Teil des Abends verantwortlich. Wie sind Sie an den Gitarristen mit der markanten Stimme gekommen?

Ich habe ihn vor vielen Jahren schon bei den Ruhrfestspielen in Recklinghausen kennengelernt und daraus hat sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt. Wir haben schon mehrere Programme zusammen gemacht. Matthes hat zwei Bands und ist in Recklinghausen sehr bekannt. Mit seiner markanten Stimme singt er von gebrochenen Personen – das ist ein schöner Kontrast in unserem Programm. Da wir alle drei in Recklinghausen wohnen, ist es ein schönes, unkompliziertes Arbeiten – manchmal auch abends um 22 Uhr bei uns daheim am Küchentisch.

Sie sind mit dem literarischen Spaziergang „Von Gelsenkirchen bis Hollywood“ schon auf anderen Bühnen aufgetreten. Wie haben Sie bisher die Reaktionen des Publikums erlebt?

Ich will jetzt nicht von den „Standing Ovations“ reden. (Lacht). Denn Lorbeeren im Vorhinein zu verteilen, das liegt mir nicht. Aber ich kann sagen, dass sich dieser Abend ausdrücklich an Frauen und an Männer richtet. Normalerweise sind bei Lesungen ja meist die Frauen in der Überzahl. Doch dies ist ja keine Lesung im konventionellen Sinn. Da stecken auch viel Improvisation, Macho-Gehabe und Testosteron drin. Kurzum: Als Mann muss man sich nicht fürchten.

Gestatten Sie mir noch eine persönliche Frage zum Schluss: Die Rolle des Spießers am Rande eines Nervenzusammenbruchs spielt Ihr Mann einfach genial. Ist er zu Hause auch so überdreht?

Chaotisch – das passt schon annähernd. Er ist nicht der ordentlichste Mensch und sucht gerne mal nach irgendwelchen Dingen. Aber als Schauspieler treibt er natürlich manches auf die Spitze. Ansonsten ist er ein liebenswerter, schräger Vogel. Ein Mensch, der da ist. Mit ihm wird’s nie langweilig. Ich teile die Menschen gerne in Katzen- und Hundemenschen ein. Und Martin ist eindeutig ein Hundemensch: Man merkt, wenn er da ist!

„Von Gelsenkirchen bis Hollywood“, 16. September (Samstag), 20 Uhr im VHS-Forum, Im Werth 6. Karten im VVK (15 Euro) bei Stadtinfo, Kulturbüro und Stadtbibliothek, AK 17 Euro. Koop.-Veranstaltung von Cornelia-Funke-Baumhaus, Stadtbibliothek und Kulturbüro.