Zweite Abordnung in Castrop-Rauxel steht fest Schulleiter sieht neue Lücken kommen

Zweite Abordnung steht fest: Schulleiter sieht neue Lücken kommen
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Hunderte Abordnungen an Schulen quer durch Nordrhein-Westfalen: Das Landes-Schulministerium und die Bezirksregierung Münster machen jetzt Ernst in Sachen Personalverlagerungen. An der Lindenschule betrifft das Abordnungs-Verfahren eine Klassenleiterin der 1. Klasse, die für zwei Jahre nach Gelsenkirchen gehen wird. Und wie ist der Stand am Adalbert-Stifter-Gymnasium? Wir fragen bei Joachim Höck, dem Leiter der Castroper Schule, nach.

„Es bleibt bei Abordnungen im Umfang von drei Vollzeitstellen, die das ASG stemmen muss und die ich auf zwei Vollzeit und zwei Teilzeitstellen aufgeteilt habe“, erläutert der Schulleiter und verweist dabei auf verschiedene objektive Kriterien, nach denen er selbst das Personal der Bezirksregierung vorschlug.

In das weitere Verfahren sei er als Schulleiter „allenfalls kenntnishaft eingebunden“, so Höck. Demnach erhielten die betroffenen Kollegen die Informationen, die mit ihren Abordnungen im Zusammenhang stehen, also die konkrete Abordnungsverfügung und der Hinweis auf den geplanten Einsatzort, direkt von der Bezirksregierung. Auch Widerspruchsrechte könnten sie geltend machen, wenngleich sie als Landesbeamte grundsätzlich im Dienste des Landes NRW und hier konkret im Regierungsbezirk Münster, zu dem Castrop-Rauxel zählt, stehen. „Ich erfahre erst zum Schluss die finale Entscheidung; das ist zum jetzigen Zeitpunkt erst bei einem Kollegen der Fall“, so Höck am Wochenende auf Anfrage unserer Redaktion.

„Gründe kann ich nachvollziehen, aber...“

Grundsätzlich bleibe es für ihn dabei, „dass ich die Gründe, die zu dieser Entscheidung der Landesregierung geführt haben, im Kern nachvollziehen kann: Die Grundschulen in den Bereichen, die jetzt im Zuge der Abordnungen unterstützt werden, haben es bitternötig“, so Höck.

Auf der anderen Seite sei es eine Herausforderung für alle Beteiligten. In erster Linie für die Kollegen und Kolleginnen, die abgeordnet werden. „Aber eben auch für die Schulen, die abordnen müssen. In gewisser Hinsicht werden Lücken dadurch gestopft, dass woanders welche aufgerissen werden.“

Sein Gymnasium sei mitten in einem Schulentwicklungsprozess, „der aus dem ASG eine moderne und zeitgemäße Schule machen soll. Neben der Digitalisierung ist dies ein auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler angelegtes breites Förderkonzept, die Stärkung unseres MINT-Profils und die Teilnahme unserer Schule an dem Projekt Nachhaltige Schule / Bildung für nachhaltige Entwicklung“, so Höck.

Mit der Stadt sei man im Gespräch zu einer Erneuerung des Schulhofes; auch der Umbau von G8 zu G9 und die damit verbundenen räumlichen Veränderungen sowie der weitere Ausbau des Nachmittagsangebotes seien konkrete Baustellen der Schule. Hinzu komme die Beschulung von 45 zugewanderten Schülerinnen und Schülern, „die ja auch einen Anspruch haben, hier möglichst schnell und erfolgreich Deutsch zu lernen, um anschließend eine ihren Möglichkeiten entsprechende Schulbildung zu bekommen“.

„Das alles macht sich nicht nebenbei“

Unterrichtsversorgung im Krankheitsfall, vor allem der Vertretungsunterricht bei längerfristigen Ausfällen, sei eine weitere Standard-Baustelle. Joachim Höck: „Das alles macht sich nicht nebenbei; und auch wenn wir als Schule im Überhang waren, waren doch alle Kräfte in genau diese Prozesse eingebunden.“

Jetzt gebe es weniger Schultern, die das stemmen müssen. Für ihn ein Widerspruch: „Auf der einen Seite wird von uns Schulen erwartet, dass wir uns entwickeln und eine zuverlässige Unterrichtsversorgung sicherstellen. Auf der anderen Seite sind die Ressourcen, die dafür zur Verfügung stehen, knapp bemessen; sie jetzt noch weiter zu reduzieren, ist mindestens problematisch“, findet Höck.

Es räche sich, dass über Jahrzehnte hinweg bei Schulen am falschen Ende gespart worden sei, „wobei es vielleicht gerade hier kein richtiges Ende zum Sparen gibt“. Leidtragende seien die Schülerinnen und Schüler, egal ob Grundschüler oder Schüler der weiterführenden Schulen, und damit „die Zukunft dieser Gesellschaft“. Er könne nur hoffen, dass es bei dieser einmaligen Aktion bleibe.