Das Land NRW macht jetzt Ernst: Es verschiebt verbeamtete Lehrer von personell besser ausgestatteten Schulen in Regionen, wo Lehrkräfte fehlen. Eine junge Lehrerin der Lindenschule in Frohlinde, einer zweizügigen Grundschule, hat nun in einer Mail an die Eltern ihrer 1. Klasse eine Abschieds-Mail verschickt. Wie viele Lehrer in Castrop-Rauxel noch von der Abordnungswelle betroffen sind oder ob es auch aufnehmende Schulen gibt, ist nicht klar.
Im Regierungsbezirk Münster des Landes Nordrhein-Westfalen kommt es nach aktuellen Angaben der Bezirksregierung zu 129 befristeten Abordnungen von Grundschulen für die nächsten zwei Schuljahre. Darüber hinaus werden 110 Lehrkräfte von Gymnasien an Grundschulen abgeordnet. Als Zielregion ist der Emscher-Lippe-Raum auserkoren: In Gelsenkirchen, Bottrop und dem Kreis Recklinghausen soll so der Lehrermangel aufgefangen werden. Zum Teil erfolgen die Abordnungen auch kaskadenartig: Aus dem nördlichen werden Lehrer ins südliche Münsterland versetzt, um den täglichen Arbeitsweg verträglich zu gestalten; von dort dann andere ins nördliche Ruhrgebiet.

Welche Schule es im Einzelnen betrifft oder wie viele Abordnungen es in Castrop-Rauxel stadtweit geben wird, ist unklar. Vor Monaten deuteten sich vier Abordnungen vom Adalbert-Stifter-Gymnasium an. Die betroffenen Lehrkräfte, die von den Schulleitern anhand nachvollziehbarer Kriterien wie Sonderaufgaben in der Schule, aber auch Familienstand, Wohnort, Dauer der Schulzugehörigkeit und andere ausgewählt wurden, hatten die Möglichkeit, Widerspruch einzulegen. Am ASG sorgte das für einiges Rumoren. Auch an der Lindenschule stand das Thema lange im Raum.
Nun sind die Abordnungsverfügungen auf dem Weg bzw. haben die Beamten in dieser Woche erreicht. Gegenüber unserer Redaktion ging die Bezirksregierung auch auf Nachfrage nicht auf weitere Details ein, da einige ihre Verfügung möglicherweise noch nicht erhalten hätten. Schulscharfe Angaben könne man nicht machen. In zwei oder drei Wochen werde man aber kreisweit Daten bekannt geben.
Lehrerin muss nach Gelsenkirchen
An der Frohlinder Grundschule steht nun fest, dass es Annette Steinke trifft. Die Lehrerin wendete sich selbst an die Eltern ihrer „Hühnerklasse“: „Gestern hat mich nach langer Wartezeit der offizielle Brief erreicht“, schrieb sie in einer Mail. Schweren Herzens müsse sie mitteilen, dass sie von der Kaskadenabordnung „leider betroffen“ sei. Für voraussichtlich zwei Jahre geht es für sie künftig nach Gelsenkirchen.
„Ich bin sehr dankbar für die Zeit“ und „Es fällt mir nicht leicht, Abschied von Ihren Kindern zu nehmen“ heißt es in der E-Mail an die Eltern, die unserer Redaktion vorliegt. Es sei ihre erste eigene 1. Klasse gewesen, die sie gern noch bis zum Abschluss weiter begleitet hätte. „Es war mir eine große Freude und Ehre, Ihre Kinder zu unterrichten.“ Die Klasse 1B soll ab Sommer ihre Kollegin Olier übernehmen.
Die Leiterin der Lindenschule war schon vor einigen Wochen informiert worden, dass sie auf einer Stelle von einer Abordnung betroffen sein werde. Intern hatte es darum schon länger Überlegungen und Gespräche gegeben. Grund ist, dass der Personalschlüssel hier besser aussieht als an anderen Schulen.
Für die Frohlinder Grundschule um die Schulleiterin Isabell Schütz, die seit 2021 hier verantwortlich ist, ist das trotzdem nun schon der zweite personelle Schlag: Erst vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass die Stadt die Schulsozialarbeiterin Julia Schmitt abziehen möchte. Die ist bis Schuljahresende mit einer halben Stelle hier beschäftigt.
Der aktuelle Stand am ASG war für unsere Redaktion vor dem Wochenende nicht mehr zu erfahren.