
Tobias Weckenbrock findet die Entscheidung falsch, Thomas Schroeter kann sich nachvollziehen: Ckü-Besucher zahlen dieses Jahr erstmals Eintritt für den Auftritt von Seven Cent. © Archiv
Zwei Redakteure, zwei Meinungen: Eintritt für Seven Cent bei Ckü polarisiert
Meinung
Die Aufregung ist groß: Bei Castrop kocht über muss man Freitag 10 Euro Eintritt zahlen, wenn Seven Cent den Marktplatz rocken. Unsere Redakteure sind auch nicht einer Meinung dazu. Pro & Contra.
Der Veranstalter soll ruhig 10 Euro Eintritt nehmen. Oder: Hätte man das nicht auch anders lösen können? Unsere Redakteure kommentieren.
Pro: 10 Euro sind ein schöner Abend mit Seven Cent allemal wert
Von Thomas Schroeter
Eintritt bei Ckü? Der Untergang des Abendlandes steht bevor. Das macht ja alles gar keinen Spaß mehr. Abzocke!
So oder so ähnlich ist es zu lesen, zu hören in Castrop-Rauxel. Gut. 10 Euro Eintritt bei einem Fest, bei dem man bisher in all den Jahren keinerlei Eintrittsgelder zahlen musste, sind eine Sache, bei der man erst einmal ins Grübeln kommt.
Aber nach dem Grübeln kann man eigentlich nur sagen: Aus Sicht der Veranstalter völlig verständlich und aus Sicht der Gäste allemal zu verkraften. 7,60 Euro kostet inzwischen eine gute Schachtel Zigaretten mit 20 Kippen. Wer verweigert da den Konsum?
10 Euro bezahlen, um die Castrop-Rauxeler Lokalhelden zu erleben in einer Zeit, in der die Gastwirte nach Corona immer noch unter den Folgen ächzen; in einer Zeit mit gestiegenen Löhnen im Gastgewerbe, mit viel höheren Einkaufspreisen für Lebensmittel. Dass die Veranstalter da diesmal eben nicht auch noch Seven Cent locker aus der Hüfte finanzieren können: Ist das wirklich verwerflich?
10 Euro. Das ist nicht Nichts. Aber wenn man sieht, was Familien an einem Kirmestag für kompletten Unsinn an Geld raushauen, ist es Ckü und Seven Cent allemal wert. Und als Trost: Der Bierpreis bleibt stabil.
Contra: Eintritt zahlen verändert den Ckü-Charakter
Von Tobias Weckenbrock
Die Macher von Castrop kocht über sollen Geld mit ihrem Fest verdienen. Und mit ihnen alle Gastronomen und Bands, die dort spielen. Oder sagen wir: arbeiten. Denn das, was uns Unterhaltung und Gaumenschmaus bringt, ist für andere eben eines: Maloche. Trotzdem ist die Entscheidung, 10 Euro Eintritt für den Auftritt von Seven Cent zu verlangen, ein unnötiges Wagnis.
Ein Wagnis, denn es könnte Gäste von ihrem Besuch abhalten. Das habe ich persönlich erfahren: Eine junge Frau aus Recklinghausen wollte Freitag erstmals zu Ckü kommen, fragte mich aber, ob das mit den 10 Euro stimme – und plant nun mit ihrer Clique um.
Vielleicht entscheiden andere genauso. Und Seven Cent, die beste Coverband der Stadt, vor lichten Reihen: Das hat die Band weder verdient noch macht es Spaß. Zum Abrocken gehört doch, einigermaßen dicht an dicht zu stehen.
Entscheidender ist aber noch, dass sich der Charakter von Ckü zumindest am Freitag verändert. Es war vor der Pandemie immer ein offenes Fest. Man ging auf den Platz, wieder runter zum Geldautomaten oder in die Imbissbude oder in den Kiosk. Dieses Unverbindliche, es gehört für mich zum Ckü-Gefühl dazu.
Warum nicht einfach 20 Cent mehr nehmen für jedes Getränk? So eine „Solidaritätspauschale“ wäre die bessere Lösung gewesen.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.

Gebürtiger Münsterländer, Jahrgang 1979. Redakteur bei Lensing Media seit 2007. Fußballfreund und fasziniert von den Entwicklungen in der Medienwelt seit dem Jahrtausendwechsel.
