Das Bürgerbüro im Rathaus arbeitet an den Schaltern derzeit nur mit der halben Besetzung. Das können viele Menschen nicht nachvollziehen.

© Thomas Schroeter

Zustände im Bürgerbüro machen viele Castrop-Rauxeler fassungslos

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Die Wartezeiten auf Termine im Bürgerbüro sorgen für breiten Unmut in Castrop-Rauxel. Auch die Corona-Argumente von Bürgermeister Rajko Kravanja besänftigen viele Menschen nicht mehr.

Castrop-Rauxel

, 04.05.2021, 20:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Wartezeiten auf Termine im Bürgerbüro sind lang. Die Aussage der Stadt dazu: „Die Wartezeiten haben sich bedauerlicherweise aufgrund der Coronalage im Bürgerbüro sehr verlängert. Jedoch ist es mit der aktuellen prekären Lage nicht möglich, mehr Termine im Bürgerbüro anzubieten.“ Der Schutz der Mitarbeiter stehe an erster Stelle. So hatte Stadtsprecherin Uta Stevens zuletzt auf Kritik reagiert.

Das befriedigt die Menschen nicht. Die Reaktionen auf unsere Berichterstattung sind in dieser Hinsicht eindeutig. Egal ob auf Facebook oder per Mail: Die Leser bringen ihr Unverständnis zum Ausdruck: „Das ist absolut lächerlich. Würden an Verwaltungen auch nur halbwegs Leistungsgedanken bewertet und bezahlt, dann wurde niemand mehr Steuern und Abgaben an die Städte zahlen müssen.“ So ein Kommentator bei Facebook.

Stadt soll bei anderen Städten nachfragen

Ein anderer schreibt dort: „Vielleicht sollte das Bürgerbüro mal bei den anderen Städten im Vest nachfragen, wie diese es besser machen bzw. um Amtshilfe dort bitten.“ Ein Dritter bezweifelt die Corona-Begründung: „Vor 3 Jahren war es genauso und da war nix mit Corona. Im Januar hab ich ein Termin für ein neuen Ausweis bekommen, der ist im Juni.“

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Ein anderer Kommentator nimmt schließlich den Bürgermeister in die Verantwortung: „Die Stadtverwaltung ist in katastrophalem Zustand und der Bürgermeister legt die Hände in den Schoß und sieht sich das Elend in aller Ruhe an.“ Der angesprochene Bürgermeister Rajko Kravanja allerdings hat bei seiner letzten Facebook-Sprechstunde in Sachen Bürgerbüro ebenfalls eindeutig auf die Corona-Problematik verwiesen.

Kravanja: Stadt hat wegen Corona zwei Teams gebildet

Um nicht den Ausfall von vielleicht allen Mitarbeitern des Bürgerbüros gleichzeitig zu riskieren, so Kravanja dort, „haben wir im Bürgerbüro zwei Teams gebildet. Eines arbeitet immer in Präsenz, das andere erledigt Arbeiten im Hintergrund. Leider haben wir so aber tatsächlich nicht so viele Menschen am Schalter im Einsatz.“ Und können auch nicht so viele Termine wie gewöhnlich vergeben.

In dringenden Terminfällen, das gelobte Rajko Krvanja aber, „haben wir immer eine Lösung gefunden und werden wir auch jetzt eine Lösung finden.“ Dazu solle man sich bei wirklicher Dringlichkeit im Amt melden. „Das bekommen wir dann hin“, so der Bürgermeister.

Dringlichkeits-Zusage kennen nicht alle Mitarbeiter

Aber auch hier gibt es Widerspruch. Wie uns eine Leserin per Mail wissen ließ, existierten diese „immer wieder gerühmten kurzfristigen Termine für Notfälle in Castrop-Rauxel meiner Erfahrung nach keineswegs.“

Auf Bitte um einen solchen vor etwa vier Wochen habe ihr eine Dame vom besagten Amt „sehr knapp, wenig empathisch und keineswegs entgegenkommend“ mitgeteilt, „dass es solche Termine nicht gebe und ich wohl bis (damals noch) August warten müsse, um meinen inzwischen abgelaufenen Personalausweis zu verlängern. Auch der Hinweis auf den geplanten Auslandsurlaub im Juli konnte daran nichts ändern“, so schreibt die Leserin.

Wie der Bürgermeister in der Facebook-Sprechstunde auch noch ausführte, prüfe man gerade, ob man im Rathaus nicht weitere Büroräume für das Bürgerbüro nutzen könne, um das jeweilige Backoffice-Team getrennt vom anderen Team einsetzen zu können. So könne man den Terminstau hoffentlich etwas abbauen, so die Hoffnung.

Henrichenburgerin soll nicht registriert sein

Hoffnung auf eine Veränderung haben die Leser nicht. Eine 75-jährige Henrichenburgerin zeigt sich da etwa sehr skeptisch. Deren Personalausweis liege bereits seit Mitte Dezember „zur Abholung bereit“, „jedoch ist es unmöglich einen Termin zu bekommen“. Auf eine entsprechende Beschwerde bei der Stadt hat sie nun eine Antwort bekommen, die sie fassungslos macht.

In diesem Schreiben, das uns vorliegt, heißt es unter anderem: „Wenn Ihr Personalausweis im Dezember bereits zur Abholung bereit lag, hätten Sie im Dezember und im Januar, sowie Februar jeden Mittwoch ohne Termin zur Abholung vorbei kommen können! (...) Warum Sie dieses Angebot nicht in Anspruch genommen haben ist mir unerklärlich. (...) Als ich gerade im System nach Ihrem Namen gesucht habe, ist mir allerdings aufgefallen, dass in Castrop-Rauxel keine (...) gemeldet ist oder war. Somit wurde auch unter diesem Namen kein Dokument beantragt welches zur Abholung bereit liegt.“

„Ich komme mir vor, als wohne ich in Absurdistan“

Das kann die Henrichenburgerin endgültig nicht nachvollziehen: „Ich bezahle meine Grundbesitz-Abgaben, bekomme die Wahlunterlagen, war zum Neujahrsempfang beim Bürgermeister eingeladen.“ Daraus könne man doch wohl erkennen, dass sie eindeutig registriert sei. Aber: „Am meisten ärgert mich der unverschämte Text des Briefes, ich komme mir vor, als wohne ich in Absurdistan.“

Oder, wie es ein weiterer Leser schreibt: „Das Castrop-Rauxeler Bürgerbüro hat den Namen Bürgerbüro nicht verdient und sollte umbenannt werden. Es dient bestimmt nicht mehr den Bürger/innen unserer Stadt.d“

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