
© Goldhahn
Das Castrop-Rauxeler Bürgerbüro: Eine Farce, die nie zu enden scheint
Meinung
Beschwerden über das Bürgerbüro gibt es schon seit Jahren. Nachdem das Problem behoben schien, ist es nun wieder da. Die Stadt muss in Castrop-Rauxel verlässlicher werden, findet unsere Autorin.
Der Ärger um das Bürgerbüro in Castrop-Rauxel ist wieder da. Jahrelang gab es Ärger ohne Ende. Dann arbeitete die Stadtverwaltung daran, die Probleme abzustellen. Aber nun sind sie wieder da. Was für ein Mist!
Ihren Anfang nimmt die Geschichte 2017, als das Bürgerbüro wegen zu vieler Krankheitsfälle schließen musste. Bürgermeister Rajko Kravanja versprach damals dennoch, man sei auf einem guten Weg.
Im Mai 2018 wurde dann eine Terminpflicht eingeführt. Ein halbes Jahr später musste der Bürgermeister aber unhaltbare Zustände im Bürgerbüro eingestehen. Die Wartezeiten explodierten förmlich. Wieder waren es lange Krankheitsphasen, von historisch gewachsenen Problemen war die Rede. Bereichsleiter Thomas Roehl bekam das Ziel auferlegt, die Wartezeit für einen Termin auf vier Wochen zu reduzieren.
Anfang 2019 entscheidet sich die Stadt Castrop-Rauxel, die Terminpflicht wieder abzuschaffen. Künftig gab es Zeiträume, in denen die Bürger wieder einfach vorbeikommen konnten, eine Marke ziehen und warten konnten, bis sie dran sind. Viele hatten es vorgezogen, lieber vor Ort zwei Stunden zu warten, als zu Hause wochenlang auf einen Termin.
Im April 2019 hatte sich die Situation keineswegs normalisiert. Zweieinhalb Monate wartete man damals auf einen Personalausweis-Termin. Serverprobleme und Krankheitsfälle seinen damals Schuld gewesen. Von den gewünschten vier Wochen Wartezeit auf einen Termin war man noch weit entfernt.
Ihren kuriosen Höhepunkt nahm die schier unendliche Geschichte des Bürgerbüros im Juli 2019: Mehrere Castrop-Rauxeler hatten sich Stühle, Tische mitgenommen und frühstückten vor der Tür des Bürgerbüros, um die Wartezeit zu überbrücken. In den freien Öffnungszeiten standen schon um 7.30 Uhr über 40 Leute in der Warteschlange. Unser Reporter Thomas Schroeter kommentierte die Situation damals so: „Die Zustände sind einfach nicht haltbar.“
Termine erst im September
Ende 2019 dann die Verbesserung. Die Wartezeiten für Termine wurden kürzer und statt 13 Wochen, wie noch zu Beginn des Jahres, warteten Castrop-Rauxeler nur noch vier bis sieben Wochen auf einen Termin.
Ende 2019, nach zwei Jahren Hin und Her, ging es für das Bürgerbüro endlich bergauf. Bis Corona kam.
Aktuell gibt es die ersten freien Termin für das Bürgerbüro erst im September. Das ist in fünf Monaten und offenbar so lange wie noch nie. Aus dem Rathaus heißt es dazu: „Wie bereits öfter kommuniziert, haben sich die Wartezeiten bedauerlicherweise aufgrund der Coronalage im Bürgerbüro sehr verlängert. Jedoch ist es mit der aktuellen prekären Lage nicht möglich, mehr Termine im Bürgerbüro anzubieten.“
Es ist ein trauriges Spiel. In anderen Städten im Kreis Recklinghausen wie in Haltern am See gibt es innerhalb einer Woche einen Termin, um einen neuen Personalausweis zu beantragen, trotz Corona. In Castrop-Rauxel bemüht man sich zumindest für Notfälle, kurzfristige Termine zu schaffen. Aber das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein. Zumindest gilt Pandemie-bedingt, dass der Personalausweis nicht ablaufen kann. Wer ihn also für das Impf- oder Testzentrum braucht, kann ihn weiter verwenden.
Doch es bleibt, wie es ist: Castrop-Rauxeler müssen sich auf ihr Bürgerbüro und die Stadt verlassen können. Und das ist aktuell nicht der Fall. Die Stadt darf es nicht zu Wartezeiten von mehr als fünf Monaten kommen lassen.
Jahrgang 2000. Ist freiwillig nach Castrop-Rauxel gezogen und verteidigt ihre Wahlheimat gegen jeden, der Witze über den Stadtnamen macht. Überzeugte Europäerin mit einem Faible für Barockmusik, Politik und spannende Geschichten.
