Was man zum neuen Altstadtmarkt wissen muss
Castroper Großprojekt
Der Castroper Altstadtmarkt wird 2016 komplett neu aufgebaut. Neun Monate Bauzeit sind für dieses Großprojekt eingeplant. Ein ambitionierter Plan im Herzen der Stadt. Wir erklären, was die Idee hinter all dem ist, wann was passieren soll, wie es finanziert wird und welche Konsequenzen es haben wird.

Mitarbeiter des EUV haben sich den Zustand der Steine auf dem Altstadtmarkt genau angeschaut. Ihr Ergebnis ist ernüchternd.
Die Idee:
Die Stadt Castrop-Rauxel plant ab dem Frühjahr 2016 die Neugestaltung des Marktplatzes in der Altstadt. Durch die Renovierung, so das Vorhaben, soll der öffentliche Raum an dieser zentralen Stelle massiv aufgewertet werden. Dabei sollen die Auto-Stellplatzflächen zugunsten von gut und vielfältig nutzbaren Aufenthaltsflächen reduziert werden. Eine „Operation am offenen Herzen“, wie Matthias Zimmer, Chef der Altstadt-Werbegemeinschaft Casconcept, es einmal formuliert hat.
Unser Luftbild zeigt den Altstadtmarkt vor Beginn der Neugestaltung. Klicken Sie auf die rot-weißen Punkte, um zu erfahren, wie die Planungen der Stadt für diesen Bereich aussehen:
- Was soll sich im Bereich rund um den Reiterbrunnen tun?
- Wie soll die Aufenthaltsqualität auf dem Platz verbessert werden?
- Welche Bäume werden gefällt und was wird neu gepflanzt?
- Wie viele Parkplätze fallen durch die Umgestaltung weg?
- Wird es Fahrrad-Abstellplätze geben?
- Welches Pflaster soll verwendet werden?
- Welche Laternen sollen den Platz ausleuchten?
- Was verändert sich an der Bushaltestelle am Gretenkord-Haus?
Die Finanzen
Die förderfähigen Aufwendungen für den Umbau und die Neuherrichtung der nicht bewirtschafteten Fläche des Marktplatzes (mit Ausnahme der erwähnten Bushaltestelle) werden vom Stadtbetrieb EUV, der den Umbau für die Stadt plant und organisiert, mit rund 1,25 Millionen Euro beziffert. Nicht bewirtschaftet sind alle Flächen, die von der Stadt nicht mit gebührenpflichtigen Parkplätzen belegt sind, also die Fußgängerflächen ringsum und die Fläche rund um den Reiterbrunnen.
Der Förderbescheid zur Marktplatzumgestaltung liegt seit September 2015 in Höhe von 1,04 Millionen Euro vor. Die Fördermittel werden allerdings in den Jahren 2015 bis 2018 in Teilbeträgen fließe, so dass die Stadt den Umbau vorfinanzieren muss.
Die Bereitstellung des notwendigen Eigenanteils in Höhe von rund 260.000 Euro sowie die Vorfinanzierung der Fördermittel, die schon 2016 komplett benötigt werden, sollen im Rahmen der demnächst beginnenden Haushaltsplanung erfolgen.
Die Kosten für den barrierefreien Umbau der Bushaltestellen werden sich auf ca. 75.000 Euro belaufen. Hier ist laut Verwaltung mit einer ÖPNV-Förderung von etwa 50.000 Euro (25.000 Euro pro Haltestelle) zu rechnen. Auch die Bereitstellung der dafür notwendigen Gelder soll im Rahmen der Haushaltsplanung für das Jahr 2016 erfolgen. Ein Antrag auf Förderung wurde beim VRR in Gelsenkirchen bereits im Juni 2015 gestellt.
Die Aufwendungen für die Sanierung der bewirtschafteten Fläche des Marktplatzes (Stellplätze, für die man Parkgebühren zahlen muss) werden im Haushalt der Stadt mit 300.000 Euro plus 20.000 Euro für Planungsleistungen kalkuliert. Dafür will man Mittel aus dem Kommunalinvestitionsförderungsfond des Bundes in Höhe von 288.000 Euro verwenden. Der verbleibende Eigenanteil der Stadt von 32.000 Euro soll im neuen Haushalt eingestellt werden. Wie, das muss noch in der Politik diskutiert werden.
Der Zeitplan
Die Kanalbaumaßnahme des EUV im östlichen Platzbereich (das ist die Sparkassen-Seite) inklusive der recht provisorischen Wiederherstellung der Oberfläche ist im Sommer 2015 erfolgt. Eigentlich hatte man weiter kommen wollen, das war wegen ausbleibender Fördermittel aber gescheitert und hatte sowohl bei den Altstadt-Kaufleuten und in der Politik für massive Kritik besonders an der Kommunikation der Baustellen-Verantwortlichen geführt.
Absicht ist es nun, den Marktplatz in einem Rutsch zwischen Februar und Mitte November fertig zu machen. Im Februar 2016 soll mit der Herstellung der bewirtschafteten Parkfläche begonnen werden. Hier kommt ein sogenanntes Segmentbogenpflaster aus Beton zum Einsatz. Die prognostizierte Bauzeit beträgt für diesen Bereich drei Monate. EUV-Chef Michael Werner im Sommer: „Wir werden, anders als geplant, mit den 2500 Quadratmetern bewirtschaftete Parkfläche beginnen, da wir das dort geplante Betonpflaster auch bei niedrigen Temperaturen im Winter verarbeiten können.“
Beim Umbau der Parkfläche zu Jahresbeginn fallen vorübergehend über 100 Parkplätze weg. Um das halbwegs zu kompensieren, so hat man mit der Altstadt-Werbegemeinschaft Casconcept vereinbart, auf den Randflächen des Platzes provisorisch rund 50 Parkplätze ausgewiesen werden.
Im Anschluss daran soll dann Zug für Zug die restliche Fläche des Marktplatzes in mehreren Teilabschnitten bis Ende 2016 erneuert werden. Hier wird Granitpflaster verbaut. Da die vorgesehene vollgebundene Pflasterbauweise während der Herstellung sehr witterungsempfindlich sei, so die Verwaltung, und sowohl bei niedrigen Temperaturen unter 5 Grad wie auch bei sehr hohen Temperaturen besondere Schutzmaßnahmen beim Einbau benötige, „sind besondere Qualitätsansprüche gegenüber den potenziellen Auftragnehmern zu stellen“, so heißt es in der entsprechenden Verwaltungs-Vorlage.
Geplant ist es, die Natursteinflächen ab Mai zunächst auf der auf der West- und Nordseite (am Reiterbrunnen), ab Juli dann auf der Ostseite (Sparkasse) herzustellen. Zum Schluss werde man den südlichen Bereich inklusive Bushaltestellen in Angriff nehmen.
Die genaue zeitliche Umsetzung, so hat man aus den Problemen in diesem Jahr offenbar gelernt, „soll in enger Abstimmung mit der Kaufmannschaft und den angrenzenden Grundstückseigentümern erfolgen“. Die Bauabschnitte sollen außerdem so gewählt werden, dass immer ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen.
Die Veranstaltungen
Wegen der Baumaßnahme können 2016 die Marktplatzfläche nicht für die sonst üblichen Veranstaltungen genutzt werden. Dazu gibt es im Detail folgende Pläne (derzeitiger Stand):
- „Castrop kocht über“ soll auf den Viehmarkt-Parkplatz verlegt werden. Das soll unter Verzicht auf ein Bühnenprogramm geschehen, also als reines Feinschmecker-Festival. Das ist der aktuelle Stand der Vorplanungen der Wirtegemeinschaft. Auf dem Viehmarkt ist für eine große Bühne kein Platz, der Versuch mit einem „Castrop kocht über“ im Erin-Park war vor einigen Jahren wegen mangelnder Resonanz bei den Wirten durchgefallen.
- „Bühne raus“, die Traditions-Veranstaltung des Westfälischen Landestheaters (WLT), bei dem das Thater im Sommer an einem langen Wochenende Open-Air-Theater spielt, soll wegen der Markt-Baustelle ins Parkbad Süd ausweichen. So die Idee des WLT.
- Für Frühjahrs- und Herbstkirmes wird es dagegen eng. Der Kontinuität wegen, so das Argument der Verwaltung, sollten die beiden Kirmessen in abgespeckter Form aber trotzdem stattfinden. Und zwar entlang der Straße „Am Stadtgarten“ vom Marktplatz bis hin zur Glückaufstraße unter Einbeziehung des Viehmarkt-Parkplatzes und des Parkplatzes auf dem Standort der ehemaligen Paketpost. Betroffen von der Änderung sind dabei rund 30 Schaustellerbetriebe, davon mindestens drei große Fahrgeschäfte. Stammbeschicker will die Stadt rechtzeitig über die Pläne informieren.
- Für den Wochenmarkt schließlich wird eine Verlegung im kommenden Jahr wegen der Dauerbaustelle Altstadtmarkt unausweichlich. Von den Markthändlern wird als vorübergehender Standort die Fußgängerzone bevorzugt. Solange es eben geht, soll der Bereich um den Reiterbrunnen aber miteinbezogen werden. Platz für die Marktstände der heute auf dem Wochenmarkt vertretenen Händler sei in der Fußgängerzone vorhanden, an der Zuweisung der einzelnen Stände an Standorte wird noch gearbeitet.