
© Katharina Roß
Tinder, Lovoo oder Bumble? Darauf kommt es beim Online-Dating an
Dating-Apps
Gerade in Zeiten der Pandemie ist es für Singles schwer, einen Partner zu finden. Die Lösung: Online-Dating. Doch auf welchen Plattformen findet man den besten Partner? Wir haben den Test gemacht.
Tinder, Lovoo, Bumble: Sven (24), Entwickler aus Castrop-Rauxel, hat sie alle. Eineinhalb Stunden ist er jeden Tag auf den Apps unterwegs und wischt ein Bild nach dem anderen nach rechts. Bei Tinder heißt das: gefällt mir. „Man fängt einmal an und macht dann jede App durch“, erzählt er.
Gäbe es keine Begrenzung, wäre er vielleicht noch länger online unterwegs: Auf Tinder kann man pro Tag nur eine bestimmte Anzahl an Likes vergeben. Wer danach weiter nach rechts swipen möchte, muss sich einen Premium-Account holen – und der kostet.

Sven (24) aus Castrop-Rauxel sucht auf verschiedenen Dating-Apps nach einer Partnerin. Bumble, Tinder, Lovoo: Uns hat er erzählt, welche App ihm für welche Suche am besten gefällt. Mit unserer Autorin hat er sich auf zwei Apps "gematcht".
Sven ist einer von vielen Singles, die auf Dating-Apps unterwegs sind. Besonders in der Corona-Pandemie hat Online-Dating einen Aufschwung erlebt. Klar, denn Bars, Clubs und Restaurants, die Partnerbörsen im „echten Leben“, sind geschlossen. Und auch auf der Arbeit ist es schwer, jemanden kennenzulernen, denn die findet für viele im Homeoffice statt.
Aber welche App braucht man eigentlich wofür? Wir haben den großen Check gemacht und Profile auf den (zunächst) kostenlosen Apps Tinder, Lovoo und Bumble erstellt.
Der Klassiker mit den Matches: Tinder
Tinder ist wohl der „Urvater“ der Dating-Apps und nach wie vor der Klassiker. Das Prinzip ist einfach: Swipe ich nach rechts, ist das ein Like. Wenn sich zwei Personen gegenseitig liken, kommt es zu einem Match. Erst dann kann man seinem potentiellen Dating-Partner eine Nachricht schreiben.
Aber wie viele Matches bekommt man auf Tinder? Wir wischen 30 Profile konstant nach rechts. Mit Erfolg! 20 davon sind Matches. 13 Männer schreiben uns in den nächsten Stunden an. Das ist viel. Aber sieht das bei Männern genauso aus?
Sven aus Castrop-Rauxel ist seit Januar Single. Er hat andere Erfahrungen gemacht. Er hat im Durchschnitt fünf bis sechs Matches pro Woche. Und dabei seien es auf Tinder noch mehr als auf anderen Apps, erzählt er.
Lovoo: Die Umkreis-App mit mehr Funktionen
Tinder ist längst nicht mehr die einzige App auf dem Markt. Lovoo hat die Idee mit dem Swipen der Profile nach rechts übernommen, um Matches zu erhalten. Im Vergleich zu Tinder gibt es hier noch spezielle Features: Mit sogenannten „Icebreakern“ kann man auch Personen anschreiben, mit denen man kein Match hatte.
Ein weiterer Vorteil: Man kann sehen, wer das eigene Profil geliket hat und durch „Zurückliken“ direkt Matches generieren. Das ist bei Tinder nur mit einem Premium-Account, also gegen Geld, möglich. Lovoo kann noch mehr: Man kann sehen, wer sich das eigene Profil einfach nur angesehen hat. Besonders praktisch bei Lovoo ist die Radarsuche: So kann man ganz einfach Singles finden, die sich gerade im eigenen Umkreis befinden.
Aber wie viele Likes bekommt man auf Lovoo? Unsere Autorin macht den Tests und erstellt ein Profil inklusive Foto. Das Ergebnis: über 2100 Likes nach nur einer Woche. Würde sie jedes der Profile ebenfalls liken, hätte sie über 2100 Matches.
Das klingt nach einer tollen App. Sven sieht das anders. Er findet die meisten Profile auf Lovoo nicht seriös. „Es gibt viele komische Leute dort“, sagt er. Ernsthafte Beziehungen würde er auf Lovoo eher nicht suchen.
Wer eine Beziehung sucht, hat Bumble
Anders sieht Sven das bei der Dating-App Bumble. Diese App nutzt er häufiger als Tinder oder Lovoo. „Sie ist seriöser“, findet er. Viele Nutzer von Bumble würden nach einer ernsthaften Beziehung suchen, so sein Eindruck.
Das Prinzip von Bumble ist im Grunde das Gleiche wie bei anderen Apps. Mit einem zentralen Unterschied: Auf Bumble müssen Frauen den ersten Schritt machen. Wenn also ein Match zustande kommt, hat nur die Frau die Möglichkeit, ihr Gegenüber anzuschreiben. Und das nur innerhalb von 24 Stunden.
Swipe nach rechts oder links: Was ist entscheidend?
Die Entscheidung, ob jemand ein Like bekommt oder nicht, treffen die Nutzer auf den Dating-Apps oberflächlich. „Es kommt aufs Aussehen an“, erklärt Sven. Zwar haben die Nutzer bei allen drei Apps die Möglichkeit, noch einen kurzen Text über sich selbst zu schreiben, aber den liest sich Sven nur durch, wenn er jemanden besonders interessant findet. Die meisten Entscheidungen trifft er nur anhand der Bilder.
Immerhin: Sven schaut sich beim Swipen meistens nicht nur eines, sondern alle Bilder eines Profils an. „Wenn jemand nur ein Bild hat, dann kommt das wie ein Fake rüber“, sagt er. Das erklärt auch, warum er unsere Autorin nicht angeschrieben hat, nachdem er ein Match mit ihr hatte.
Das mit dem einen Bild sieht nicht nur Sven so: Ein junger Mann auf Lovoo fragt unsere Praktikantin mehrmals nach ihrem Instagram-Account. Auf ihre Nachfrage, warum er das unbedingt wissen wolle, antwortet er: „Ich weiß, dass du fake bist.“ Sven rät uns deshalb, mindestens drei Bilder hochzuladen.
Dass längst nicht alle Singles so wählerisch sind wie er, zeigt aber die Anzahl der Matches unserer Autorin.
Das perfekte Bild: Gesicht oder Körper?
Doch was sollte auf dem perfekten Dating-Bild zu sehen sein: Ein hübsches Lächeln oder doch lieber ein guter Körper? Das kommt darauf an, wonach man sucht, meint Sven. Wer sympathisch wirkt, kommt eher für eine Beziehung infrage, wer einen guten Körper zeigt, eher für etwas Lockeres.
Der Schritt nach dem Match: Erstmal schreiben oder direkt treffen?
Fest steht: An Matches kommt man – zumindest als Frau – relativ einfach. Der spannende Teil kommt aber erst danach: Wer macht den ersten Schritt? Auf Bumble ist die Antwort klar, da kann es nur die Frau sein. Anders sieht es beispielsweise bei Tinder aus. Der Selbsttest unserer Autorin zeigt, dass dort in der Regel Männer den ersten Schritt machen.
Und was ist der perfekte Anmachspruch? Sven hat ihn für sich gefunden. Er schickt grundsätzlich jeder Frau den gleichen Spruch – und das mit Erfolg. Etwa so: „Hi, da man im echten Leben auch eine Person so anspricht und nicht mit einem komplexen Anmachspruch, finde ich reicht das so für den Anfang. Also hi, wie geht’s so?
Bevor er sich mit seinen Matches trifft, schreibt er aber erstmal eine Weile mit ihnen. Erst wenn er dann eine Zeit lang gechattet hat, kommt es auch mal zu einem Treffen. Das ist meistens so grob nach einer Woche.
Schneller Flirt oder die wahre Liebe?
Die entscheidende Frage bleibt aber: Kann man auf Dating-Apps wirklich die wahre Liebe finden, oder geht es nur um einen schnellen Flirt? Sven sucht „erstmal etwas Lockeres“. Wenn aber die perfekte Frau dabei sein sollte, wäre er auch für eine Beziehung offen. „Irgendwo suchen wir doch alle eine Beziehung“, sagt er.
Dass viele Singles auf der Suche nach ihrem Glück gleich mehrere Apps verwenden, zeigt sich auch in unserem Selbstversuch. Auf Sven stoßen wir, nachdem unsere Autorin sowohl auf Bumble als auch auf Lovoo ein Match mit ihm hatte. Auch andere User finden wir sowohl auf Bumble als auch auf Tinder.
Unser Fazit (tl;dr):
Welche App am besten ist, hängt von den eigenen Absichten ab. Dass Online-Dating trotz der Vielzahl an Apps dennoch nicht für jeden etwas ist, zeigt sich auch bei unserer Autorin. Ihr reicht es nach einer Woche auf Lovoo, Tinder und Bumble fürs Erste. Sie hat sich gelöscht.