
© Oliver Schaper
Tindern in der Pandemie: Geht da noch was?
Erfahrungsbericht
Online-Dating hat die Partnersuche verändert. Aber wie hat Corona das Online-Dating verändert? Eine Dortmunderin, die Dating-Apps nutzt, hat uns ihre Erfahrungen geschildert.
Laut einer Statistik des Unternehmens Airnow waren im September 2020 rund 1,04 Millionen Deutsche über die Dating-App Tinder auf der Suche nach Bekanntschaften jeglicher Art. Wie hat die Pandemie das Dating in Dortmund beeinflusst?
Offenbar spielen beim Flirten auf Tinder die Themen Corona und Infektionsschutz nur untergeordnete Rollen. So schildert jedenfalls die Dortmunderin Melanie (Name von der Redaktion geändert) ihre Erfahrung mit Dates, die sie in den vergangenen Monaten über Tinder ausgemacht hatte.
Die 26-jährige Dortmunderin steht fest im Leben, hat einen großen Freundeskreis, hat studiert und einen festen Job. Wirklich einsam ist sie nicht, aber in Liebesdingen, habe sich bisher bei ihr längerfristig nichts ergeben, wie sie sagt.
Arbeitskollegen entdeckt
„Zum ersten Mal habe ich Tinder im Herbst 2017 runtergeladen. Also lange vor Corona. Zwischenzeitig hatte ich die App auch wieder gelöscht“, erzählt Melanie.
So richtig drin im „Tinder-Game“ sei sie aber nicht. Soll heißen: Sie nutzt die App - aber nicht ständig und auch zum Spaß. Manche Nutzer sehen Tinder eher als Spiel, bei dem es darum geht möglichst viele potenzielle Partner*innen zu sammeln.
In jüngerer Vergangenheit hat Melanie, so erzählt sie, durchaus einige ihrer Arbeitskollegen als „Spieler“ der App ausgemacht. Menschen, die wie Melanie auf der Suche nach Begegnungen abseits des virtuellen Raums sind.
Absichten blieben gleich
„Ich würde lügen, wenn sagen würde, dass ich bei Tinder nicht mit einer bestimmten Absicht auf die Suche nach Dates gehe“, so die Dortmunderin. Ob es sich bei diesen Absichten nun um eine feste Partnerschaft , platonische Bekanntschaften oder gar unverbindlichen Sex handelt, lässt die junge Frau offen. An ihren Absichten haben Corona und die Angst vor einer Infektion nichts geändert.
Seit März habe Melanie zwei Dates mit Männern gehabt. „Das war abends in einer Bar. Da ich mich aber auch ab und an mit Freundinnen noch zum Essengehen verabrede, fand ich das jetzt auch nicht so dramatisch, in einem Lokal unter Menschen zu sein. Solche Verabredungen sind ja keine Massenveranstaltungen oder Superspeader Events“.
Nur Vornamen und Telefonnummern
Die Kontaktdaten der Männer mit denen sie sich getroffen hatte, habe sie vorab bei denen erfragt. „Die Vornamen und Telefonnummern kannte ich jedenfalls“, sagt Melanie. Zwar bieten Dating-Apps wie Tinder mittlerweile auch Video-Chats an, aber laut der Dortmunderin habe ihr bisher niemand Telefonate oder Videogespräche im Vorfeld eines Treffens vorgeschlagen.
„Sobald man sich sympathisch war und ein wenig geschrieben hatte, wurde dann auch schnell das persönliche Treffen vorgeschlagen.“
Bei den Treffen habe sich niemand an Abstandsregeln gehalten oder diese auch nur thematisiert. „Überhaupt war Corona kein Thema. Auch wurde sich bei den Treffen zur Begrüßung umarmt. Sowas hat man nicht hinterfragt“, erzählt Melanie.
Was nach den Dates passierte verschweigt die Dortmunderin. Zu Verabredungen mit Fremden in Zeiten einer Pandemie hat sie aber eine klare Meinung: „Ich glaube Corona ist weder eine Bremse noch ein Beschleuniger, wenn es darum geht, ob man sich auf ein Date trifft - und was dann am Ende des Abends noch passiert. Ich denke, das ist eher eine Typ-Frage und die Frage, was man sich von so einem Tinder-Date verspricht.“
Fabian Paffendorf, Jahrgang 1978, kam 2003 zum Journalismus. Ursprünglich als Berichterstatter im Bereich Film und Fernsehen unterwegs, drehte er kleinere Dokumentationen und Making-Of-Berichte für DVD-Firmen. In diesem Zusammenhang erschienen seine Kritiken, Interviews und Berichte in verschiedenen Fachmagazinen und bei Online-Filmseiten. Seit 2004 ist der gebürtige Sauerländer im Lokaljournalismus unterwegs. Für die Ruhr Nachrichten schreibt er seit Herbst 2013.