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Teuer: Castrop-Rauxel liegt im Grundsteuer-Vergleich ganz weit hinten
Ranking
Viele teurere Städte gibt es in Deutschland nicht, wenn es um die Grundsteuer B geht. Da lässt Castrop-Rauxel selbst die Hauptstadt Berlin hinter sich. Und fast alle anderen Städte auch.
Grundsteuer müssen alle Immobilienbesitzer zahlen. Bei Mietobjekten können sie diese Steuer aber auf die Mieter umlegen. Eine hohe Grundsteuer trifft also alle Menschen, nicht nur die Immobilienbesitzer in Castrop-Rauxel.
Castrop-Rauxel erhebt eine solche hohe Grundsteuer B, die auf den Besitz von Grundstücken und Gebäuden erhoben wird. Es gibt auch eine Grundsteuer A, die auf land- und forstwirtschaftliche Grundstücke erhoben wird, finanziell für eine Stadt aber keine große Rolle spielt.
Die Grundsteuer B schon. 2020 etwa hat sie rund 16,3 Millionen Euro in die Stadtkasse gespült (2021 wohl 16,75 Millionen). Damit ist diese Steuer nach dem Anteil der Stadt an der Einkommensteuer (ca. 32 Millionen Euro) und der Gewerbesteuer (ca. 22 Millionen Euro) die drittgrößte Steuereinnahme-Quelle.
Hebesatz wurde 2016 von 625 auf 825 Prozent angehoben
In Castrop-Rauxel hilft die Grundsteuer B bei der Haushaltskonsolidierung. Zu Beginn des Jahres 2016 wurde sie genau aus diesem Grund auf einen Hebesatz von 825 Prozentpunkten erhöht. Zuvor hatte der Hebesatz bei 625 gelegen, bis zum 31.12.2012 bei 500. Ähnlich wie Castrop-Rauxel handelten viele Städte gerade im Ruhrgebiet aus purer Finanznot.
Bei der Grundsteuer liegen zwischen dem günstigsten und teuersten Standort für die eigene Immobilie in Deutschland mittlerweile durchschnittlich 448 Euro im Jahr. Das ist das Ergebnis einer bundesweiten Untersuchung, die der Eigentümerverband Haus & Grund Deutschland beim Institut der deutschen Wirtschaft in Auftrag gegeben hat.
In dem Grundsteuervergleich haben die Immobilienexperten zwar nur die 100 nach Einwohnerzahl größten Städte Deutschlands verglichen. Angesichts der Hebesätze kann man Castrop-Rauxel aber sehr gut bei den Ergebnissen des Haus & Grund-Rankings einordnen.
Günstigste Stadt verlangt nur 323 Euro Grundsteuern
Unter den 100 von Haus & Grund untersuchten Städten liegt Gütersloh mit einem aktuellen Grundsteuerhebesatz von 381 Prozent und einer Jahresgrundsteuer von 323 Euro für Steuerzahler auf dem Platz an der Sonne, gefolgt von Regensburg, Reutlingen und Ratingen, wo man jeweils weniger als 340 Euro zahlen muss.
Am anderen Ende des Rankings liegt Witten. Hier wird ein Hebesatz von 910 Prozent erhoben, die Jahresgrundsteuer liegt demnach bei 771 Euro. Auch in Offenbach (758 Euro), Mülheim an der Ruhr (754 Euro) und in Duisburg (724 Euro) muss der Steuerzahler durchschnittlich mehr als 700 Euro Grundsteuer bezahlen.
Und wo unter den 100 aufgelisteten Städten läge nun Castrop-Rauxel?Auf einem sehr betrüblichen 96. Platz genau vor Duisburg, aber hinter Berlin. Duisburg hat laut Erhebung einen aktuellen Hebesatz von 855, Berlin einen von 810. Dazwischen würde sich Castrop-Rauxel mit dem Satz von 825 einreihen. Umgerechnet läge die Europastadt damit bei einer durchschnittlichen Grundsteuer von 699 Euro.
Zur Einordnung in der Region: In Lünen zahlt man 644 Euro, in Herne 631 Euro, in Dortmund 517 Euro. Weitere Städte in der Nähe: Recklinghausen 589, Gelsenkirchen 572, Essen 568, Bochum 546, Münster 431. Gemessen sind alle Werte anhand eines typischen Standard-Einfamilienhauses.
2025 könnte es teilweise noch teurer werden
Den geringsten Hebesatz bei der Grundsteuer B übrigens gibt der Landesbetrieb IT.NRW für 2019 (neuere Zahlen gibt es nicht) mit 230 Prozent für das ostwestfälische Verl an, den höchsten mit 959 Prozent für Bergneustadt im Oberbergischen.
2025 wird es neue Regeln für die Berechnung der Grundsteuer geben. Nötig wird das nach einem entsprechenden Urteil des Bundesverfassungsgerichts im April 2018. Dann könnte gerade auf die Besitzer von älteren Häusern eine Erhöhung der Grundsteuer zukommen. Auch wenn das Gesamtaufkommen der Steuer laut Castrop-Rauxels Kämmerer Michael Eckhardt nicht vergrößert werden soll.
1961 geboren. Dortmunder. Jetzt in Castrop-Rauxel. Vater von drei Söhnen. Opa. Blogger. Interessiert sich für viele Themen. Mag Zeitung. Mag Online. Aber keine dicken Bohnen.
